Seminar 2005

Arbeitslos und selbst schuld daran? Psychologisierung der Ursachen und Folgen von Arbeitslosigkeit

Wochenendseminar vom 8.-10.07. 2005 in Hausen (b. Arnstadt),
organisiert von der "Zukunftswerkstatt Jena" und dem Bildungskollektiv Erfurt (Biko e.V.)

In der Frage Arbeitslos und selbst schuld daran? wird nach Ursachen von Arbeitslosigkeit gefragt, die bei den Menschen liegen. Mit der Kategorie der Schuld, die die der Unschuld einschließt, werden nur einzelne Arbeitslose für sich verantwortlich gemacht. Einzelne verantwortlich zu machen konstruiert für diese eine Lage, in der sie sich entweder den gesellschaftlichen Bedingungen ohnmächtig gegenüber sehen oder ihr Schicksal beliebig bestimmen können, wenn sie nur wollten.

Solchen unproduktiven Schuldzuweisungen die Grundlage zu entziehen, reicht es nicht hin, Arbeitslosigkeit zu einer Sache kapitalistischer Bedingungen zu erklären, für die die Menschen nichts können. Es reicht ebenso nicht, Modelle einer Umverteilung der Gesamtarbeit zu entwerfen, in denen diese nach abstrakten Maßstäben denjenigen, die auf Lohnarbeit angewiesen sind, von oben zugeteilt wird. Von der gesellschaftlichen Dynamik abzusehen bedeutet zugleich, von den Nöten und Bedürfnissen der Arbeitenden und auf Arbeitsplätze Angewiesenen abzusehen. Von der wirklichen Tätigkeit abzusehen bedeutet, die Subjekte der Reproduktion der gesellschaftlichen Lebensbedingungen, einschließlich von Herrschaft und Unterwerfung, zu übergehen.

Mit und in den Subjekten der gesellschaftlichen Reproduktion werden auch die Subjekte einer alternativen, befreienden Gesellschaftsgestaltung ausgeblendet. Den tätigen Subjekten selbst kommt die potenzielle Gestaltung von Herrschaft und Unterwerfung befreiter Verhältnisse aus dem Blick und es bleiben ihren die Fähigkeiten der Befreiung entfremdet, wenn sie ihre Handlungsmöglichkeiten nur in den sie beherrschenden Gedankenformen ausdrücken, sich der Sprache des Bestehenden unterwerfen. -

Wie kritisch mit nahegelegten Formen individualisierenden Denkens und Sprechens umgegangen werden kann und wie Alternativen der Gesellschaftsgestaltung erkannt werden können, erfordert zu begreifen, wie gesellschaftliche Beschränkungen in die psychische Eigenarten von einzelnen Betroffenen umgedeutet werden. Das wurde/wird beispielhaft in diesem Vortrag/Seminar mit Hilfe der Kritischen Psychologie versucht.

Thomas Pappritz

Mehr zur Kritischen Psychologie


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