Reibung erzeugt Wärme
Von der Verknüpfung des Widerständigen mit dem Perspektivischen

- Arbeitskreis auf der Oekonux-Konferenz -

 

Stand: 02.01.2001

Perspektivendiskussion - in der Nische. Widerstandsaktionen - kurzfristige Erregungsknaller ohne erkennbare Ziele. Soweit die Lage. Veränderungen? Die Erfahrungen sind bisher schlecht. Oft geradezu diffamierend reden AktivistInnen aktionsorientierter Gruppen und DiskutantInnen in Theoriegruppen übereinander. Versuche der Verknüpfung enden meist fruchtlos, kleine Ansätze werden kaum wahrgenommen. Zu den meisten Anlässen (IWF/Weltbank in Prag, EU in Nizza, Castor, Anti-Naziaktivitäten usw.) bleibt jeglicher Versuch der Verknüpfung von Widerstand und Perspektive aus. Aber sie wäre wichtig: Widerstand schafft Erregungskorridore, in denen die Diskussion dann stattfinden kann. Widerstand ohne die Diskussion schafft nur Erregung ohne Inhalt und kontinuierliche Prozesse. Der Diskussion aber fehlt ohne Widerstand auch etwas Grundlegendes - nämlich die Chance breiter öffentlicher Wahrnehmung und die Durchsetzbarkeit ihrer Visionen.

In der Freien Softwarebewegung entwickeln sich in der Praxis neue Formen produktiver Selbstorganisierung. Sie ist "frei", weil sie sich - anders als die bekannten alternativ-ökonomischen Projekte - von der ökonomischen Kapitalverwertung abgekoppelt hat (und dies durch die General Public License - GPL - absichert) und weil sie selbst eine freie Organisierungsform darstellt, wie sie in politischen Kreisen schon immer gesucht wurde. Sie ersetzt nicht andere politische Bewegungen. Sie trägt in sich auch Widerstand - beispielsweise gegen die Patentierung von Software.

Deshalb wollen wir die Gemeinsamkeiten und die Differenzen zwischen aktuellen politischen Bewegungen und Widerstandsgruppen sowie der Freien Softwarebewegung thematisieren und die Frage stellen:

Was kann die Freie Software vom Widerstand lernen, was kann der Widerstand von der Freien Software lernen.

Wir können uns keine perfekten "Freie Kooperationen" ausdenken, aber wir können über die Voraussetzungen nachdenken unter denen alle Beteiligten ihre eigenen Vereinbarungen und Regeln selbst verhandeln können. Der Workshop bietet keine Lösungen, sondern soll dem Denken darüber dienen, ob und welche Strategien der Verknüpfung von Theorie und Praxis, des Widerstands gegen das Alte und des Schaffens von prinzipiell Neuem, bestehen.

 

Literatur:

 

Referenten: Jörg Bergstedt, Christoph Spehr, Heinz Weinhausen, (Stefan Meretz?, Annette Schlemm?)

 

 

 

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