Selbst-Organisations-Management - Konzepte:

Change Management

Wie man die Konzepte auch alle nennen mag: Reenineering, Lernende Organisation, Innovative Organisation, Fraktale Fabrik usw. - ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Unternehmensleistung im Vergleich zu früher zu dynamisieren und flexibilisieren.

Wir arbeiten in den Strukturen von gestern
mit Methoden von heute
hoffentlich an Strategien für morgen
überwiegend mit Menschen, die in den Kulturen von vorgestern
die Strukturen von gestern gebaut haben und
das Übermorgen nicht mehr erleben werden.
(Knut Bleicher)

Es reicht nicht mehr aus, eine Produktidee zu realisieren und dann möglichst optimal produktiv und effektiv herzustellen. Zum Überleben in der Wirtschaft ist eine ständige Veränderung notwendig, da sich die Märkte unwiderruflich zu turbulenten Märkten ohne stabile Segmentierung verändert haben.

Traditionelle Managementmethoden betrachteten bis in die 60er Jahre hinein kybernetische Regelkreismodelle als Optimum. Abweichungen vom optimal produktiven und effektiven Prozeß wurden als zu behebende Störungen betrachtet und behandelt. Solche Störungen werden dann schnellstens wieder vergessen.

Angesichts wachsender Dynamik und schnellerer Markt- und Technikveränderungen zeigte sich aber, daß "Störungen" zum Normalfall werden und die Behebung immer aufwendiger wird. Die Krise wird zum Normalfall (Hammer, Champy, S. 18). Die Fabrik kommt nicht mehr "zur Ruhe", sondern ist Objekt ständiger Anpassungen an veränderte Bedingungen (Warnecke, S. 25) und selbst Ursache der Turbulenz der von ihm beeinflußten Umwelt.

"Überhaupt, ich meine, wenn man anfängt, das statisch zu sehen
à la "Wir haben das Problem gelöst", dann ist da ein Haken dran,
dann haben Sie wahrscheinlich ein System der Verknöcherung."

(zit. in Lutz, Zucker).

Typisch für ein erfolgreiches Change Management ist:

Dezentralisierung und Neuvernetzung der Produktion in globalem Umfang
Die traditionellen (arbeitsteilig organisierten) Fabrikstrukturen werden aufgebrochen und neu organisiert. Typisch sind nun sog. "fraktale" Organisationsstrukturen mit "lean management ", die durch ein "business reengineering" erzeugt werden. Das Ziel ist es, Strukturen zu schaffen, die selbst den Wandel gestalten und nicht mehr auf gleichbleibende Kontinuität fixiert sind.

Orientierung an Kernkompetenzen statt an Produkten
Während sich durch Firmenzusammenschlüsse und -übernahmen in den sechziger und siebziger Jahre die Produktpalette einzelner Unternehmen enorm vergrößerte, erfolgte danach eine Beschneidung dieser Vielfalt. Allerdings oft mit der Folge, daß die Unternehmen vom Erfolg einer kleinen Produktpalette abhängig und damit unflexibel wurden. Es erwies sich, daß eine Konzentration unumgänglich ist - aber nicht bezogen auf die Produkte, sondern die Kernkompetenzen. Durch sie bekommt ein Unternehmen einen dauerhaften strategischen Fokus und gleichzeitig eine langfristige Flexibilität (Quinn). Es werden nicht mehr die Bereiche mit hohem Marktanteil der Produkte bevorzugt gefördert, sondern jene mit einem hohen Anteil an spezifischen Fähigkeiten, Erfahrungen, Innovationskapazitäten, Know How usw.

Auch Größenvorteile erlangt man jetzt nicht mehr durch die Größe der Produktionsanlagen, sondern durch die weltweite Verflechtung (geeignetste Zulieferer, 24-h-Tag ...).

Letztlich soll das Unternehmen nicht nur die Fähigkeit erwerben, seine eigenen Regeln entsprechend dem Lernprozeß zu verändern, sondern gleichzeitig Regeln für die Regeländerungen zu entwickeln und damit reflexiv zu werden (Willke).

Siehe: Lernende Organisation

Mehrwertschöpfung aus dem "ganzen Menschen", nicht nur der verdingten Arbeitskraft
Mit Fließbandarbeitern, die während der Arbeit den "Kopf ausschalten" konnten, ist heute kein Extraprofit mehr zu machen... Die traditionellen Quellen für Mehrwert werden mittlerweile von allen Unternehmen genutzt und ermöglichen keinen Wettbewerbsvorsprung mehr. Die "Hyperindustrialisierung" produzierte sich gegenüber dem Intellectual Captial ins Abseits (Lutz, Zucker). Unter dem gleichzeitig existierenden Druck, den spekulativen Renditeerwartungen der Finanzmärkte entsprechen zu müssen, bleiben als bisher nicht/ungenügend ausgeschöpfte Quellen die im arbeitenden Menschen entwickelbaren innovativen und kreativen Potenzen. Alle modernen Organisationsstrukturen haben das Ziel der Entwicklung und Ausschöpfung dieser Fähigkeiten ("Humanorientierung" statt Technikorientierung).

Siehe: Menschen im Zentrum

Literatur:
Bleicher, K., Zum "Management of Change". Orientierungslosigkeit und Verunsicherung in einer Zeit des Paradigmenwechsels, in: technologie management 43. Jg., 1994, H. 2, S. 65-69
Hammer, M., Champy, J., Business Reengineering. Die Radikalkur für das Unternehmen, Frankfurt/ New York 1994
Lutz, C., Zucker, B., Das Unternehmen im kulturellen Zeitalter, in: Beratergruppe Neuwaldegg (Hrsg.), Intelligente Unternehmen - Herausforderung Wissensmanagement, Wien 1995, S. 73-86
Warnecke, H.-J., Die Fraktale Fabrik. Revolution der Unternehmenskultur, Reinbeck 1996
Willke, H., Das intelligente Unternehmen - Wissensmanagement der Organisation, in: Beratergruppe Neuwaldegg (Hrsg.), Intelligente Unternehmen - Herausforderung Wissensmanagement, Wien 1995, S. 49-69
Quinn, J., B., Das intellektuelle Unternehmen - ein neues Paradigma, in: Beratergruppe Neuwaldegg (Hrsg.), Intelligente Unternehmen - Herausforderung Wissensmanagement, Wien 1995, S. 13-45

Selbst-Organisations-Management

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© Annette Schlemm 1999