Ethische Geldanlagen: Rentabel, ökologisch UND akzeptiert
Vorschläge für Ziele und Kriterien der Akzeptanz und Mitbestimmung bei ökologischen Projekten.

Vorweg I:

Es geht bei diesen Kriterien nicht in erster Linie um die Firmen selbst, sondern um die Projekte, die von ihnen umgesetzt werden. Die Kriterien müssen also bei den konkreten Projekten angewendet werden - es geht nicht um die Mitbestimmung in den Firmen, sondern um die bei deren Projekten zwischen Firma/Projekte und den außenstehenden Menschen. Wenn es um Geldanlage bei Firmen oder in Aktienfonds geht, bietet sich die Möglichkeit, verbindliche Selbstverpflichtungen der Firmen zur Förderung der Mitbestimmung bei den von ihnen umgesetzten Projekten zu benennen.

Vorweg II:

Der Faktor einer demokratischen Akzeptanz von Projekten und Firmen muß ähnlich wie der einer glaubwürdigen ökologischen Umsetzung behandelt werden, d.h. zum einen als notwendiger, wichtiger Baustein emanzipatorisch-ökologischer Betriebe und Projekte, zum anderen als Faktor der Öffentlichkeitsarbeit: Die Erfüllung von Kriterien, d.h. die Umsetzung von Projekten "von unten" muß offensiv beworben werden, um die Ideen der Demokratisierung von Projekten als positives Element durchzusetzen. Dadurch können gesellschaftliche Kategorien geschaffen

werden, die den demokratisierten Projekten Vorteile verschaffen.

1. Akzeptanz (statt Durchsetzung)

Für alle Projekte im Umweltschutz gilt nicht mehr der Profit als Ziel, sondern die Akzeptanz durch die Menschen. Voraussetzung für ein Projekt ist, daß es von den betroffenen Menschen aus ihrem Willen und ihren Bestimmungsmöglichkeiten heraus entwickelt wurde und umgesetzt wird.

Konkrete Kriterien:

  • Es werden Beteiligungsstandards erarbeitet, nach denen ein Projekt eingestuft wird. Als Mindeststandard könnte die Beteiligung nach § 3 Bundesbaugesetz angesehen werden - auch dann (freiwillig), wenn diese tatsächlich nicht vorgeschrieben ist. Sinnvoll wäre zudem die Formulierung "gehobener Standards" von Beteiligung.
  • Besondere Beteiligungsformen sollten für Menschen und Gruppen, z.B. Umwelt- oder soziale Gruppen, geschaffen werden, die eine kontinuierliche Mitarbeit anstreben würden.
  • Neben den Beteiligungsverfahren ist auch der Beteiligungszeitraum wichtig Als positiv kann nur gelten, die Menschen im betroffenen Gebiet bereits im Planungszeitraum umfassend zu beteiligen.
  • Eine besonders positive Einstufung wäre dann vorzunehmen, wenn die Menschen im betroffenen Gebiet selbst zu den TrägerInnen des Projektes würden, also formal (als Mitglieder, GenossInnen, AnteileignerInnen u.ä.) zu Durchführenden werden.
  • Diese Kriterien gelten global, es werden keine Unterschiede in den Beteiligungsstandards in Regionen Deutschlands oder Ländern des Südens gemacht. Hierin steckt ein "Sprengstoff", der sehr schnell zu einer breiten Debatte und zu einer bemerkenswerten positiven Wirkung der mitbestimmungsorientierten Projekte wird.

2. Transparenz und Ansprechbarkeit (statt Phrasen und Show)

Echte Bilanzen zu den Zielen, die eben nicht Profit, sondern Demokratisierung, Beteiligung und Umweltschutz heißen, müssen kontinuierlich die Geschäftsberichte ausfüllen. Füll- und Modewörter, PR-Kampagnen bis hin zu ökomodernisierter Marktwirtschaft sind kein Aktionsfelder für Umweltfirmen - stoppt die Verwendung der intransparenten Begrifflichkeiten wie Agenda, Nachhaltigkeit, Öko-Audit, Effizienzrevolution usw.
Transparenz und konkrete Beteiligung (siehe Punkt 1) gehören eng zusammen.

Konkrete Kriterien:

  • Offenlegung aller Daten (jederzeitige Einsichtnahme möglich).
  • Gesonderte Untersuchungen zu Umwelt- und sozialer Verträglichkeit.
  • Einrichtung einer gut erreichbaren Stelle in der betroffenen Region, wo Informationen, Beteiligungsmöglichkeiten usw. abgefragt sowie eigene Ideen eingebracht werden können.

3. Direkte Ökonomie (statt Anonymität des Marktes)

Geld ist Macht. Anonyme Geldanlagen in der Hand anderer, die damit wiederum Geld machen sollen (Rendite), stellt einen Machtfaktor ohne Bindung an die konkreten Entscheidungen von und zwischen Menschen dar. Das unterhöhlt direkte Verantwortung und die Unmittelbarkeit von Handeln. Zukünftig müssen Firmen GeldgeberInnen bzw. alle, die Kapital in Form von materiellen oder geistigen Werten bereitstellen, in einen direkten Kontakt zu denen bringen, die damit agieren.

Konkrete Kriterien:

  • Bewertet werden muß, inwieweit die Menschen in der betroffenen Region bzw. die ins Auge gefaßten "KonsumentInnen" in einem direkten Verhältnis zur Firma bzw. zum Projekt stehen. Ziel wäre, eine direkte Beziehung zu schaffen, d.h. den Markt als Zwischenebene auszuschalten - Strom von einer Energieanlage direkt an die AnteilseignerInnen oder feste AbnehmerInnen, die gleichzeitig mitbestimmen; Nahrungsmittel vom Biohof direkt an Menschen in der Umgebung, die wiederum mitbestimmen, was und wie angebaut wird usw.
  • Ziel ist, mit jedem Projekt (Produkte, Energie, Dienstleistungen) vorrangig die Menschen in der betroffenen Region zu versorgen bzw. Projekte auch dort anzusiedeln, wo die Menschen dieses wünschen und "Nachfrage" vorhanden ist.
  • Geldanlage, Mitbestimmung und Konsum müssen im Verhältnis zwischen Firma/Projekt und den Menschen in der betroffenen Region möglichst stark zusammen entwickelt werden.

4. Bedürfnis und Willen (statt Bewerbung im Markt)

Wer für den Markt produziert, schafft Werte ohne ein Wissen von Bedarf. Diese Werte müssen im Markt beworben werden, um wieder zu Geld zu werden. Damit unterwerfen sich Firmen den Gesetzen des Marktes. Diese diktieren ständig höhere Werbeausgaben, Konkurrenzen und Kosteneinsparungen bei den Faktoren Mensch (Arbeit) und Natur (Rohstoffe, Umweltbelastung). Um diese Logik zu durchbrechen, müssen Produkte und Projekte jeweils an konkreten Bedürfnissen konkreter Menschen oder der von ihnen gebildeten Organisationen ausgerichtet sein.

Konkrete Kriterien:

  • Bewertung, wieweit produzierte Güter, Energie u.ä. für einen unbekannten Markt oder für eine greifbare Nachfrage entstehen (ErzeugerInnen-VerbraucherInnen-Zusammenhang).
  • Die "Nachfrage" in der Region muß vor der Planung eines Projektes ermittelt werden.

5. Kooperation statt Konkurrenz

Im Markt herrscht Konkurrenz. Gefragt aber ist Kooperation, das Sich-Ergänzen und die Orientierung am Zweck, nicht am Profit. Konkrete Kriterien:

  • Entwicklung kooperativer Arbeitsformen z.B. mit anderen Firmen in der betroffenen Region oder mit Einzelpersonen (VerbraucherInnen, LandwirtInnen usw.)
  • Einbindung interessierter Fachpersonen oder z.B. Umweltgruppen in die Projekte, Beiräte bei Firmen u.ä.

6. Autonomie statt Abhängigkeit

Viele Betriebe sind abhängig von Zuschüssen, Krediten, Rückversicherungen usw. Sie haben sich auf die Logiken der herrschenden Wirtschaftssysteme eingelassen. Stattdessen müssen Firmen ihren Rückhalt in den Menschen finden, die ihre Arbeit unterstützen und die Existenz der Firmen wollen. Ohne diesen Willen kann es keine Ökonomie von unten geben.

Konkrete Kriterien:

  • Transparenz über alle beteiligten juristischen Personen an Firmen und Projekten sowie die bestehenden oder entstehenden finanziellen Abhängigkeiten samt ihrer Konsequenzen.
  • Bewertung der Höhe des Anteils finanzieller Beteiligung von Menschen und Gruppen aus der betroffenen Region, aus dem Themenbereich usw. sowie ihrer Mitsprachemöglichkeiten.

7. Mitbestimmung in Firmen (statt Chefentscheidungen)

Nicht nur das einzelne Projekt muß auf dem Willen von Menschen basieren - und nicht auf der Hoffnung auf Profit. Auch die Firmen selber müssen Experimentierfeld von Mit- und Selbstbestimmung sein. Materielle Werte, Gebäude, Plätze und Flächen gehören in die Hand vieler, die die Idee mittragen und gestalten. Statt Aktiengesellschaften und Genossenschaften, die vor allem

dem Zweck dienen, Kapital zu schaffen, müssen echte Demokratisierungen her - zudem eine hohe Transparenz. Dabei darf das Stimmrecht nicht von der Anlagehöhe abhängen, denn das würde Geld wieder stärken.

Konkrete Kriterien:

  • Bewertung der Demokratisierung von Entscheidungen zu Projekten bzw. innerhalb von Firmen, sowohl der MitarbeiterInnen in Firmen wie auch der Menschen in den betroffenen Regionen an konkreten Projekten oder Firmenansiedlungen.

- Kollektive Firmenstrukturen sind zu bevorzugen und zu benennen.

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