Philosophisches Leben online - ein Tagebuch - Teil 5



1.10.1998

Wieder ist sehr viel Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag. Es hat sich auch nicht viel an der "Routine" geändert. Mit dem Buchschreiben bin ich immer noch nicht fertig, ein für mich drittes Buch (das ich mit anderen zusammen mache) beginnt aber schon und andere Veröffentlichungspläne habe ich auch noch. Der Job frißt tatsächlich meist 40 Stunden der Woche weg...

Aber gleich zu Anfang eine andere schöne Erfahrung:

Ich druckte mir vorige Woche interessante Webseiten zum Thema Informationsgesellschaft (http://ourworld.compuserve.com/homepages/Stefan_Meretz/) aus (inzwischen speichere und bearbeite ich viele nur noch elekronisch). Ich war noch nicht zum Lesen gekommen, als mich zufälligerweise eine Mail von einem fremden Menschen erreichte, dessen Name mir bekannt vorkam - der Autor dieser guten Webseiten!!!

Es hat sich immer wieder gezeigt, daß im Vergleich mit Buch und Zeitschriftenveröffentlichungen und Vorträgen die WebSeiten am meisten Kommunikation und auch fachlichen Austausch bringen. In den letzten Wochen sind die Zuschriften auffallend inhaltlich fundierter geworden - der Charakter des Webs ändert sich ein wenig. Es nutzen nicht mehr nur die Web-Freaks, sondern es wird auch von Nicht-Freaks als normales Arbeitsmittel genutzt und dadurch tauchen auch Leute öfter auf, die stärker in einzelne Inhalte einsteigen und selber schon einiges auf diesen Gebieten gemacht haben.

Insgesamt kann man auswerten, daß bei meiner inhaltlichen Fülle doch erstaunlich oft Bezug genommen wird auf die Themen: System-, Selbstorganisations- und Chaostheorie. Dabei gibt es eine erfreuliche Vielfalt von Meinungen, von denen ich viel lernen kann - und diese plappern nicht nur die üblichen populären Bücher dazu nach, sondern die einzelnen Leute haben meist eine umfassende eigene Meinung dazu entwickelt, die derjenigen der Buchautoren nicht nachsteht. Leider trauen sich nicht alle daran, selber Webseiten zu machen. Meine Hoffnung, das Web entwickle sich zur "Ersatz-Akademie", geht also auf. Auch meine Erwartung, daß das geistige Leben dadurch nur gewinnt, erfüllt sich. Für mich selbst allemal - wie gesagt, ich habe ja mittlerweile auch einigen Vergleich der lob-schweigenden Entgegennahme von Fachartikeln, des Lobes von Vorträgen - aber fehlenden wirklichen inhaltlichen Austausches bei dieser Art akademisierten geistigen Lebens (Jede/r trägt ihrs/seins vor, klärt in der "Diskussion" maximal Verständnisfragen und dann geht man wieder auseinander bis zum nächsten Mal).

Ich habe bis heute noch nicht alle Mails, die in den Urlaubswochen aufgelaufen sind, richtig beantwortet. In den diversen Mailinglists hatte ich mich vor dem Urlaub ausgetragen - und habe mich wegen Zeitmangel danach auch nicht wieder eingetragen. Die meisten Mails, die mir Leser/innen meiner Webseiten schicken, erfordern jetzt ein genaues und intensives inhaltliches Eingehen, was ich auch sehr gern mache. Nur habe ich dazu viel zu wenig Zeit. Trotzdem schaffe ich es noch, auf jede Mail zu reagieren. Wie üblich schreiben natürlich meist nur diejenigen, die meine Seiten gut finden, auch im Gästebuch stehen schöne Sachen, über die man sich dann doch freut.

Im Einzelnen zeigen sich inhaltlich aber dann doch Differenzen und da wird es sehr spannend und interessant. Auch wenn nach einigen Mailwechseln die Puste ausgeht (glücklicherweise, denn ich könnte nicht mit allen ewig korrespondieren), hat man etwas voneinander kennengelernt und das bereichert doch sehr.

Im Web "surfe" ich inzwischen fast nur noch auf den Seiten, die mir andere empfehlen. Ich sammle die URLs ca. eine Woche, arbeite sie dann an einem halben Tag im Web ab, brauche dann aber noch mal mehrere Stunden, die gespeicherten Dateien inhaltlich zu "verdauen".

Ich lerne dabei viel dazu, weil die Empfehlungen ja meist doch mit meinen Interessengebieten zusammenhängen, ich selber aber oft nicht auf gerade diese Verbindung gekommen wäre.

23.10.98

Ich habe mir jetzt auch angewöhnt, mitten im Arbeiten schnell mal an jemanden eine Mail zu schreiben, wenn ich denke, daß ich einen URL-Tip für sie/ihn habe oder schnell mal eine Frage stellen will. Ich denke, so eine Art Kommunikation muß einfach die Produktivität des geistigen Lebens insgesamt revolutionieren, wenn auch die Einzelnen erst lernen müssen, damit umzugehen (nicht nur oberflächlich "surfen", sondern ausgehend von immer noch tiefgründig zu erarbeitendem Wissen weiterspinnen...).

Einschub: So gegen Jahresende muß ich jetzt zusehen, meine Finanzierung für nächstes Jahr zu besorgen. Job (und damit Freiraum für Hobbyforschung) geht nur, wenn Geld kommt. Bloß woher???

Ich hab ja grad jetzt solche Superideen, meine inhaltlichen Schwerpunkte miteinander zu verknüpfen. Es ist gesamtgesellschaftlich so weitgreifend, das zu machen - bloß in die Förderprogramme paßts nicht und Einzelne können so was auch schlecht tragen... - trotzdem also IMMER NOCH und IMMER WIEDER: SPONSOR(IN), MÄZEN(IN), Auftraggeber(in) gesucht!!! (für Jobarbeit, Eigenarbeit und Calling im Sinne NewWork!)

Einige Monate hatte ich einen Auftrag, den ich durch meine Webseiten erhalten habe. Das verbreite ich jetzt immer als Argument dafür, sich als Erwerbslose/r durch den Druck, jede beliebige Arbeit und Umschulung mitmachen zu sollen, nicht abhalten zu lassen, daß zu tun, was man "wirklich, wirklich will" (F.Bergmann). Manchmal klappts dadurch dann auch besser mit dem Job. Aber eben nur manchmal...

8.11.98

Puh, jetzt habe ich 8 "freie" Tage hinter mir. Ein Virus hat mir einigen Freiraum verschafft, denn beim Liegen konnte ich nachdenken und zwischendrin hab ichs auch immer wieder an den Computer geschafft. Ich habe einige schöne eMail-Wechsel gehabt, den ersten Text fürs dritte Buch geschreiben, die Grundlage für ein Broschürchen über Selbstorganisation und endlich das 5. Kapitel (letzte) des zweiten Buches begonnen. Trotz Krankheit (Grippe, deshalb einige Kopfschmerzen, glücklicherweise kaum Fieber) habe ich so mehr geschafft, als sonst in 4 Wochen...

Durch die vielen inhaltlich anspruchsvollen eMail-Wechsel überlege ich jetzt auch, ob ich überhaupt - wie geplant - ab Mitte nächsten Jahres eine längere Studie über "zukunftsfähige Technologieentwicklung" schreibe. Irgendwie brauche ich ja immer ein "Ziel" meiner Freizeitaktivitäten. Da gab es durch die Bücher jetzt immer einen Fokus der Tätigkeiten und es das Technologiethema hatte sich in den Vordergrund geschoben, weil es wichtig ist und weil ich auch schon viele Ideen dafür habe. Aber eigentlich movitiviert mich dazu nicht allzuviel.

15.12.98

Leseempfehlung an dieser Stelle: Digital Diary

Weiter zum Teil 6

 Ahoi

Annette


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