Erfolge

Während unsere Medien die Meinung verbreiten, die Menschen der ganzen Welt würden nur sehnsüchtig auf kapitalistische Arbeitgeber warten, haben neue Formen von Befreiungsbewegungen erste Erfolge errungen: Marktfrauen in Nigeria zwangen ihre Regierung, die durch Strukturanpassungsmaßnahmen aufgezwungenen Steuererhöhungen zurückzunehmen. Tausende Frauen in Afrika belagerten 1984 eine Erdölförderstation und forderten Entschädigungen für das verseuchte Land. Ihre Forderungen wurden erfüllt. Der Versuche der Privatisierung des Landes in Papua-Neuguinea, der künstliche Grenzen zwischen den Stämmen errichtet hätte, mußte 1995 aufgegeben werden. Nachdem 1993 die Stadtverwaltung von Detroit beschloß, die Innenstadt zu räumen, entstanden Initiativen zur Wiederbelebung und Aufbau einer lokalen Ökonomie und neuer sozialer Beziehungen (alle Beispiele hier aus Bennholdt-Thommsen, Mies).

Es deutet sich an, daß Protestkampagnen, z.B. gegen das Multilaterale Investitionsabkommen nicht nur unmittelbar Erfolge oder Mißerfolge erzielen, sondern "überschießend" grundlegende Prozesse des Nachdenkens (z.B. über die Rolle der Investoren, sprich der Kapitalisten, in dieser Welt) anstoßen, die dann allerdings in Richtung ökosozialer Bewegungen weiterentwickelt werden müssen (vgl. Sarkar 1998).

Das Aufleben nach dem Bürgerkrieg in El Salvador bedeutet auch kein Zurück zu früheren oder rein kapitalistischen Zuständen, sondern es wird versucht, neue demokratische Gemeinschaften zu bilden, die sich an einer ökologisch verträglichen Wirtschaftsweise orientieren (u.a. Heller 1997).

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Bewußte Alternativen werden aus verschiedenen Gründen in Angriff genommen.

An manchen Stellen geht es um das reine Überleben. Die Zapatistas in Mexiko können gar nicht anders leben als unter dem Motto "Besetzen - Widerstehen - Produzieren", wodurch nicht automatisch und überall, aber doch wirksame "Zellen einer freien sozialistischen Gesellschaft" entstehen können (Thielen 1998). Andere neue Lebensformen greifen auf alte Traditionen zurück. In Burkina Fasso begann die Wüste vor 30 Jahren immer weiter vorzurücken, die jungen Leute verließen die Dörfer, die Gegend verelendete. Ein Landwirtschaftslehrer gründete mit jungen Leuten sog. Naam-Gruppen, die den alten Stammesstrukturen nachgebildet waren - aber neue Aufgaben der gegenseitigen Hilfe und Solidarität übernahmen (Bauer 1992).

weitere Literatur: siehe unbedingt:
- Jungk, R., (Hrsg.), 51 Modelle für die Zukunft, Frankfurt/Main 1990 -

 


- Aus dem Manuskript des zweiten Bandes zum Buch:
"Daß nichts bleibt, wie es ist..." - Perspektivenkapitel, Stand: Januar 1999 - Literaturangaben in diesem Buch -

 

 

Zu Perspektiven siehe auch:

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