Einleitung |
| In unserer aufgeklärten Zeit versuchen auch verschiedenste Glaubenssysteme, sich den Anschein einer wissenschaftlichen Fundierung zu geben. Eine der fundamentalsten Theorien, aus der sich viele bekannte esoterische Phänomene ableiten lassen, ist eine Konzeption, die unter dem Namen "Global Scaling"® bekannt gemacht wird. Ihr markenrechtlicher Schutz verleitet die Namensinhaber dazu, die Berechtigung einer kritischen Betrachtung durch nicht von ihnen in Lehrgängen geschulten Menschen entgegen zu wirken. Dieses Gebaren offenbart bereits ihre Unwissenschaftlichkeit. Aber der Erfinder dieses Konzepts, Hartmut Müller [1], weiß mit Vorträgen auch in Hörsälen seriöser Universitäten durchaus zu begeistern. Auf Esoterik-Kongressen ist er natürlich noch lieber gesehen. Er überrollt die Anwesenden mit Kaskaden spannender mathematischer und naturwissenschaftlicher Tatsachen, Zusammenhängen und Spekulationen - ob oder wo er eine Schwelle in Richtung des Unseriösen überspringt, bleibt angesichts dieser überwältigenden Fülle fast immer unbemerkt. In wissenschaftlichen Zeitschriften erscheint nichts von ihm und mitreden soll man nur dürfen, wenn man seine kostenintensiven Seminare und Prüfungen absolviert hat. Aber das Ganze soll nicht unwidersprochen bleiben. Dafür steht dieser Text. |
 Hartmut Müller wirbt für ein Esoterik-Buch Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=eG_zogNyhXA |
Wir machen es uns am Anfang erst einmal einfach. Wir zeigen auf, zu welchen Schlüssen und Ansichten die Vertreter des "Global Scaling"® kommen, welche Theorien und Ansichten sie mit ihrem Konzept unterstützen.Die Quellen dafür sind ausschließlich Veröffentlichungen der "Global Scaling"®-Vertreter selbst. Auch bei der folgenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung beziehen wir uns auf deren Veröffentlichungen, können uns jedoch aufgrund des Fehlens von Veröffentlichungen in anerkannten Wissenschaftszeitschriften nur auf eher populäre Darstellungen in der Zeitschrift "raum&zeit" beziehen. |
| In diesem Teil will ich zeigen, dass die Faszination an den Inhalten durchaus berechtigt ist, dass Hartmut Müller jedoch ein falsches Spiel mit uns treibt, wenn er mit wissenschaftlichen Fakten und Zusammenhängen jongliert und den Eindruck erweckt, seine Theorie sei das Nonplusultra der Weltwissenschaften. Bis dahin könnte dann immer noch angenommen werden, dass Hartmut Müller vor lauter Begeisterung über seine eigenen Ideen, was auch seriösen Wissenschaftlern öfter mal passiert, nur ein wenig übertreibt. Aber gerade das, was seine Theorie beweisen soll, ihre technischen Anwendungen, deutet dann auf direkten Betrug hin. Alles in Allem erweist sich "Global Scaling"® als beinah typischer Fall von Pseudowissenschaft. |
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Fußnote: [1] Dr. Hartmut Müller studierte in der Sowjetunion und arbeitete bis zur "Wende" dort auch in wissenschaftlichen Instituten. In der Sowjetunion gab es tatsächlich einen gewissen Freiraum für etwas ominöse Konzepte, Veröffentlichungen waren nach Hartmut Müller oft nur unter Geheimhaltung möglich. Nach 1990 musste er 10 Jahre Stillschweigen bewahren - seit diese Zeit abgelaufen ist, organisiert H. Müller, vor allem im Kontext der Redaktion der Zeitschrift "raum&zeit", das Marketing seines Konzepts in großem Maßstab und verweist dabei vor allem auf Forschungen aus seiner sowjetischen Zeit und russische Autoren, die in der weltweiten Wissenschaftsgemeinde im wesentlichen keine Anerkennung finden. Diese Nichtanerkennung und Nichtkenntnis in der westlichen Welt muss nicht per se gegen Qualität sprechen, denn in den sozialistischen Ländern gab es auch ausgezeichnete Forschung, vor allem im Grundlagenbereich. Aber andersherum muss nicht jeder, der sich "Wissenschaftler" oder gar "Professor" nennt, eine Koryphäe seines Fachgebiets sein. Wie stark die Autoritätsgläubigkeit in den Kreisen der Global Scaling®- Anhänger ist, wurde auch in der Diskussion der Erfurter Veranstaltung (23. Oktober 2008 in der "Offenen Arbeit" Erfurt) deutlich: Der Global Scaling®-Anhänger passte in inhaltlichen Fragen und verwies auf die "wissenschaftlichen Kapazitäten", die weltweit angeblich das Global Scaling®- unterstützen.
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 2009 - http://www.thur.de/philo/gs.htm - |