2.3. Häufigkeitsverteilungen


 
Lebenszyklen

Da zum Global-Scaling®-Merchandising auch ein "GS®-Planer" (spezial: 328) gehört, die praktische Lebenshilfe geben will, schauen wir uns doch einmal an, wie aussagekräftig die statistischen Aussagen sind. Die Lebenszeit zwischen 35-40 Jahren soll ein Dichtemaximum mit der höchsten inneren Ereignisdichte kennzeichnen (special: 326 ff.). Diese Aussage ist so allgemeingültig und die Zeitwerte sind so variabel, dass dies wohl eine recht triviale Erkenntnis ist. Dass in der Zeit zwischen 55 und 61 Jahren das Herzinfarktrisiko sehr groß ist und auch Schwerbehinderungen in der Statistik ein Maximum erhalten, hat wohl auch eher mit Lebensbelastungen zu tun als mit kosmischen stehenden Wellen oder Protonenresonanzen. Nun wird weiterhin eine Lücke zwischen 22 und 25 Jahren behauptet: "Am Rand dieser Lücke, also im Alter von 25 Jahren, ändert sich die innere Dynamik sprunghaft. Auch dieser Umstand hat statistische Auswirkungen. So springt zum Beispiel die Erwerbslosenquote im Alter von 25 Jahren um das Doppelte: In Deutschland sind durchschnittlich 15 Prozent aller erwerbsfähigen Menschen unter 25 Jahren arbeitslos. Ab 25 Jahre sind nur noch 7,5 Prozent erwerbslos." (special: 327)
Wer sich selbst einmal Arbeitslosenstatistiken betrachtet [5], wird feststellen, dass eine so deutliche Abgrenzung dieser Altersklassen kaum auftritt. Ein Bild und genaue Quellenangaben bleibt die Veröffentlichung für dieses Beispiel auch schuldig und auch die anderen Beispiele zeigen nicht gerade das, was man von exakter Statistik mit signifikanten Aussagen erwarten würde.

Schauen wir uns ein anderes Anwendungsfeld an.

2.3.1. Die Struktur der Welt

Wie die Welt strukturiert ist, war schon immer eine spannende Frage für Menschen. Sie erkannten schon früh, dass es Regelmäßigkeiten gibt. Wahrscheinlich war die Suche nach Ordnungsstrukturen in der Welt auch ein Ausdruck ihrer Erfahrung, dass im gesellschaftlichen Leben Regeln einzuhalten waren, die sich aus gesellschaftlichen Ordnungen ableiteten.
Abb. 2.3: Weltbild von 1493.(Quelle)

Abb. 2.4: Großräumige Verteilung leuchtender Materie im Weltraum (Quelle)
Die Keplerschen Gesetze brachten Ordnung in die Bewegung der Planeten - und bereits Kepler spekulierte darüber, ob nicht die räumliche Ordnung dieser Bewegung ein besonders Muster ergibt, ein "Mysterium Cosmographicum". Wir wissen inzwischen auch, dass es tatsächlich faszinierende Strukturen im Universum gibt.
Und je schwerer die Strukturen sind, desto größer sind sie natürlich und auch die Abstände zwischen ihnen, die dort entstehen, wo ihre Kräfte einander nicht mehr "in die Quere kommen", werden tendenziell größer. Zu beachten ist dabei, dass die Genauigkeit dabei nicht so besonders hoch sein kann, weil die Streuung in der Größe der Objekte und ihrer Abstände sehr hoch ist.
Abb. 2.5: Masse- und Größenverhältnisse von Strukturen im Universum (Quelle)
Es ist leicht möglich, innerhalb der Varianz der Zahlenwerte genau solche heraus zu picken, die einem gewünschten Muster möglichst genau entsprechen. Für die Abstände der Planeten im Planetensystem wurde z.B. die Titius-Bode-Reihe als Regel angegeben. n ist dabei jeweils die Nummer des Planeten von Merkur bis Pluto:
Aber inzwischen hat man eingesehen, dass solche und ähnliche Formeln nur in Zahlenspielereien ausarten: "Statistische Versuche zeigten jedoch, dass sich [...] ein hypothetisches Planetensystem fast immer eine einfache Formel anpassen lässt, wenn man ähnliche Abweichungen zulässt." (Wikipedia, ebd.) Dass die Planeten im immer weiteren Abständen von der Sonne zu finden sind, wird heute vor allem auf Resonanzeffekte zurück geführt, die wegen der gegenseitigen Gravitationsbeeinflussung alle anderen Objekte auf anderen Bahnen instabil werden und verschwinden ließen.

Wir werden anhand der Planetenverteilung jedoch ein Prinzip von Global Scaling® verdeutlichen. Wir lassen mal außer acht, dass die Anzahl der Planeten sowieso zu gering ist, um methodisch sauber statistische Aussagen aus ihnen zu gewinnen. Eine Häufigkeitsverteilung für 9 oder 8 Planeten ist statistisch eigentlich sinnlos. Aber wir können daran veranschaulichen, was bei einer logarithmischen Darstellung geschieht, auf die Müller immer wieder hinaus will.

Tragen wir die Abstände der Planeten in ein Histogramm ein, erhalten wir das nebenstehende Ergebnis: Bis zu einer Astronomischen Einheit finden wir drei Planeten, Merkur, Venus und Erde, die anderen folgen in immer größeren Abständen, die durch den Balken auf der linken Seite beim Abstand "1" dargestellt werden..
Abb. 2.6: Häufigkeitsverteilung der Planetenabstände von der Sonne in Astronomischen Einheiten (Entfernung Sonne-Erde)
Danach folgt je ein Planet in immer weiteren Abständen. Diese Darstellung kann verändert werden:
Wir tragen nicht den Messwert in Astronomischen Einheiten ein, sondern dividieren diesen mit dem Eichmaß, der Comptonschen Wellenlänge des Protons, und bilden dann den natürlichen Logarithmus.
Abb. 2.7: Häufigkeitsverteilung der geeichten Planetenabstände von der Sonne, wobei die Messwerte natürlich logarithmiert dargestellt werden.
Hier sind die Abstände nun fast gleichmäßig, die "Lücke" zwischen Mars und Jupiter wurde immer diskutiert, wenn überlegt wurde, ob es zwischen Mars und Jupiter vielleicht mal einen Planeten gegeben hat, der zerstört wurde. Wir sehen also, dass gleichmäßigen Abständen auf einer logarithmischen Skala eine gewisse "Dehnung" der wirklichen Werte entspricht. Dies ist der Hintergrund der "logarithmischen" Skalierung. Nur wenn jeweils die natürlichen Logarithmen aufgetragen werden, sind die typischen Abstände zwischen "Häufungen" und "Lücken" so gleichmäßig, wie auf Hartmut Müllers Darstellung (siehe Abb. 2.1 und 2.2).

Eine solche "logarithmische Verteilung" ist nichts Ungewöhnliches, wie auch in einer Veröffentlichung eines Global-Scaling®-Vertreters, André Waser (2003) im Reader zu "Global Scaling" ganz gut beschrieben wird. Es ist bekannt, dass viele Größen lognormalverteilt sind. So z.B. in der Mineralogie die Gesteinsgröße, Mineralienvorkommen oder die Anzahl von Partikeleinschlüssen, in der Biologie das Wachstum und das natürliche Vorkommen bestimmter Spezies, in der Wirtschaft die Einkommen, Preise und Firmengrößen und in der Technik das Ausfallverhalten von Bauteilen in der klassischen Betriebsfestigkeit. Lognormale Verteilungen entstehen immer dann, wenn mehrere Faktoren multiplikativ zusammen wirken. Eine Gaußsche Normalverteilung für Messwerte entsteht dagegen, wenn die kleinen zufälligen Einzelbeiträge zu einer Größe nur additiv, ohne sich zu beinflussen (wie beim Würfelspiel oder beim Lotto) wirken (siehe z.B. Limpert, Stahel 2002: 15 ff.). Das sind alles keine besonderen "Entdeckungen" von Global Scaling®, auch wenn das bis zum Schulende oder sogar einem Ingenieurstudium vielen nicht bekannt wurde.


Abb. 2.8: "Die Verteilung der Planeten in Abhängigkeit von ihrer Entfernung zur Sonne ist logarithmisch skaleninvariant" (special: 270).

Die "Skaleninvarianz" behauptet, dass immer die gleichen Abstandsverhältnisse auf der logarithmischen Skala immer wieder auftauchen, also dasselbe Verteilungsmuster unabhängig von der Skala immer wieder auftaucht. Bei 9 (oder gar nur 8) Planeten ist klar, dass die genaue "Feinstruktur" des sog. "Müller-Fraktals" auf der Skala nur getrickst worden sein kann, damit es "so aussieht, wie überall, wo wir es so hinmalen". Dass in der Abbildung, wenn man im Original genau hinschaut, die Größe der Astronomischen Einheit um das Tausendfache zu groß angegeben ist (ein Komma fehlt), sollten wir dem Großen Meister als Schusselfehler durchgehen lassen.


 


 
Fußnoten:
[5] Z. B. http://www.statistik-bs.ch/themen/03/f-arb0702 und http://www.thueringen.de/de/tmwta/arbeit/ arbeitsmarkt/statistik/arbeitslosigkeit/#popUp1 (abgerufen 30.12.2008)


 
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