Mehr zum Begriff

Im Folgenden zitiere ich einen längeren Absatz aus einer Mitschrift einer Logik-Vorlesung:


Die konkrete Negation erzeugt das Allgemeine und begreift darin das Besondere. ... Sehr häufig wird der Pleonasmus "allgemeiner Begriff" verwendet. Der Begriff ist aber immer allgemein. Der Begriff ist nicht mit dem Namen zu verwechseln. Wer meint, der Begriff wäre nicht ein Allgemeines, verdinglicht den Begriff, macht ihn zu einem bloßen Zeichen. (Wladika 1999b)...

Nun verwendet Hegel aber selbst die Bezeichnungen "allgemeiner Begriff" und" "besonderer Begriff" (Logik II, 273f). Der Begriff ist seinem Begriff bzw. der Sache nach immer das Allgemeine. Es stellt sich die Frage, ob er seinem Begriff auch gerecht wird. Der Begriff des Verstandes will zwar Allgemeines sein, ist es aber nicht. Er widerspricht seinem Begriff. Das Allgemeine wird zwar angestrebt, aber der Verstand (die formale Logik) erreicht nur ein Besonderes, weil das Allgemeine, das neben dem Besonderen steht, selbst ein Besonderes ist. Das wahrhaft Allgemeine erzeugt erst die Vernunft. Nur das Konkret-Allgemeine entspricht seinem Begriff....

Das Verhältnis zwischen dem Begriff und den bestimmten Begriffen. Streng genommen kann man nicht von mehreren Begriffen sprechen. Der Sache nach kann es nicht mehrere Begriffe nebeneinander geben. Wenn man von einem Nebeneinander von Begriffen spricht, hat man den Begriff schon verdinglicht. Jeder bestimmte Begriff strebt danach, der Begriff zu sein, also der wahrhaft allgemeine Begriff. Jeder bestimmte Begriff ist eine Form der Wirklichkeit des Begriffs. Allein durch die Differenz zwischen den bestimmten Begriffen und dem Begriff kommt die Bewegung der Logik zustande. (Wladika 1999e)

Der Begriff als Abkürzung aufgefaßt ist der abstrakt-allgemeine Begriff oder der Verstandesbegriff.... So aber kommt man nur zu Abstrakta, was sich auch daran zeigt, dass es so ein äußerliches Dasein gibt, ein solches, welches außer den Begriff fällt. ... Es ist nicht zufällig, daß Hegel hier wiederholt von "Vorstellung" spricht. Hegel bezeichnet den "Begriff" der formalen Logik nicht als "Begriff", sondern als "Vorstellung".(Wladika 1999f)

Jede Kategorie, die in der Logik auftritt, beansprucht, der Begriff, das wahrhaft Allgemeine zu sein. Es stellt sich nur die Frage, wie die Bestimmtheit, in der die Kategorie auftritt, sich zu dem wahrhaft Allgemeinen, zu dem Begriff, verhält. Dieses Verhältnis zwischen dem Begriff, das ist dem Begriff des Begriffes, und dem bestimmten Begriff, das ist der Begriff in seiner Wirklichkeit auf einer bestimmten Stufe der Entwicklung, das macht den Inhalt einer Kategorie aus. Es gibt nicht mehrere Begriffe nebeneinander. Jede Kategorie beansprucht, die Wahrheit zu sein. Daher kann Hegel sagen, daß jede Kategorie der Logik ein Gottesbegriff ist. An diesem ihrem Anspruch wird jede Kategorie gemessen, und es zeigt sich dann, dass beispielsweise das Sein nicht der wahrhaft allgemeine Begriff ist, daß dieser Begriff seinem eigenen Begriff nicht gerecht wird. Jeder Begriff wird von ihm selbst her interpretiert. Jeder Begriff beansprucht, der Begriff zu sein. In der Logik wird gefragt, ob die Bestimmtheit, in der der Begriff auftritt, z.B. als Sein, dem Begriff entspricht. Es gibt nur einen Begriff. Dieser heißt bei Hegel "absolute Idee". (Wladika 1999i) ...
Das bestimmte Verhältnis zwischen dem Begriff und einem bestimmten Begriff ist der jeweilige Inhalt einer Kategorie. (ebd.)



 

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