Ware II Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine Ware (im Kapitalismus) Gebrauchswertcharakter und Wertcharakter hat. Im Gebrauch geht uns der Tauschwert jedoch nichts an und beim Tausch wird vom Gebrauchswert abstrahiert. "Die Verwirklichung des Tauschwerts der Ware stößt ihren Gebrauchswert ab. Andererseits vernichtet die Verwirklichung des Gebrauchswerts der Ware ihren Wert." (Haug 1989: 96). Trotzdem gehören diese beiden Kategorien zusammen, auch wenn sie derart entgegen gesetzt sind. Würde eine Ware nur Gebrauchswert, aber keinen (Tausch-)Wert haben, wäre sie unverkäuflich, also keine Ware mehr. Ein Ding ohne Gebrauchswert jedoch, also etwas Unbrauchbares, wird auch nicht verkauft. (nach Haug 1989: 74) Beides, Gebrauchswert und (Tausch-)Wert, gehören also zur Ware. Die Ware ist nun also als Einheit zweier gegensätzlicher Momente bestimmt, ihre Bestimmung ergibt sich geradezu aus dieser Einheit widersprüchlicher Momente. Der Widerspruch wird so zu einer Kategorie zur Erfassung des inneren Baugesetzes der zu untersuchenden Sache (ebd.: 96). Als derart widersprüchliche Einhalt erhalten wir die höchste Bestimmung des Begriffs der Ware (3).
Das mehrfache Vorkommen eines Wortes ("Ware", "Gebrauchswert") mit einer sich inhaltlich anreichernden Bestimmung ist typisch für das dialektische Denken. Zuerst wird der Gegenstand in seiner einfachsten, nur mit sich identischen Form genommen - danach geht es um die (historisch-konkrete) innere Widersprüchlichkeit und danach dann um die (historisch-konkrete) Bewegungsform dieses Widerspruchs. Dies ist mit reinem formal-logischem Schließen nicht zu erfassen, auch nicht mit dem Versuch z.B. "induktiv" oder positivistisch an die Fragen heranzugehen.
Das Vorgehen dabei ist nicht die mechanische Anwendung eines Regelalgorithmus auf die Realität, es ist keine nur theoretische Manipulation. Das Ganze ist nicht nur theoretisch ausgedacht, sondern "wenn die Ware vom Theoretiker als Gebrauchswert und als Tauschwert theoretisch bestimmt wird, [ist] sie zuvor praktisch bestimmt worden [...] vom Produzenten." (Haug 1989: 70) Marx betont in einer Auseinandersetzung mit A. Wagner:
Und noch einmal ausführlich:
Der Weg des immer tieferen Erkennens des jeweiligen Ausgangspunkt ist dabei notwendig bestimmt. Nicht, weil wir dogmatisch sein wollen, sondern weil wir die menschliche Lebenspraxis so begreifen wollen, wie sie sich vollzieht und wie sie wirklich konstituiert ist. (vgl. Haug 1989: 96).
Fußnote:
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