B) Wirtschaft: Knappheiten sind beseitigt auf Grundlage starker produktiver Kräfte (Menschen und Technologien)

 

Der erreichte Stand der Produktivkräfte würde längst eine ausreichende materielle und energetische Versorgung der Menschen auf diesem Planeten ohne Arbeitsstreß und ökologische Zerstörung gestatten. Die Versorgung schließt auch kulturell entwickelte Bedürfnisse ein - die jedoch nicht mehr durch Marketing erzeugt werden und sondern durch langlebige Güter, Mehrfachnutzung, "Leasing" u.a. ressourcensparende Praktiken befriedigt werden.

Die Entwicklung ist davon gekennzeichnet, daß das jeweils früher Dominierende als Untergrundprozeß weiterläuft, seine Gesetze aber nicht mehr andere Bereiche unterwerfen. Jetzt ist die Möglichkeit gegeben, daß auch die stofflich-energetische ReProduktion der Gesellschaft "im Untergrund" ohne viel Aufwand an lebendiger Arbeit und nichtverschwenderischer Ressourcennutzung funktioniert, ohne das Leben der Menschen und ihre Zeit "aufzufressen".

® Befreiung DER "Arbeit" und Befreiung IN der notwendigen (Rest-)Tätigkeit. "Arbeit" als abstrakt dem Profitprinzip unterworfene Tätigkeit verändert dadurch ihre innere Qualität in dem Sinne, daß sie eben nicht mehr als Abstraktes zu bestimmen ist, sondern sich wieder direkt auf Nutzen und Zweck bezieht und zu konkreten miteinander vernetzten Tätigkeiten wird ("Abschaffung der Arbeit", wie sie die KRISIS-Leute fordern).

P.S.
"Fasst man die gesamte Zeit zusammen, die in allen Berufssparten und Sphaerenmittelbar oder unmittelbar der Geld/Tauschlogik "geopfert" wird, kommt man auf gute 80 % bis 85 % der insgesamt gesellschaftlich "verausgabten" Zeit. Niemals zuvor hat der Homo Sapiens derartig viel Zeit benoetigt, um ueber einen absurden Umweg, verbunden mit gravierenden Folgen fur Psyche, Gesundheit und Natur, seine Produkte konsumieren zu duerfen (Welch eine Ironie! Die Geldwirtschaft kann ihre Umwege nicht mehr bezahlten. Dem Geld geht das Geld aus)."
aus: Gaston Valdivia: Zeit fuer Utopie

P.S.2:
Sat, 16 Sep 2000 12:34:08 +0200
To: liste@oekonux.de
From: Sabine Nuss

"Dass die Güter knapp sind, damit fängt jedes VWL-Lehrbuch an. Es ist quasi die Basis aller geltenden Wirtschaftstheorie. Auf den ersten Blick würde ich auch sofort sagen, klar sind die Güter knapp, sieht man doch.
Was aber sieht man? Teilweise eine künstlich erzeugte Knappheit, die uns aber als naturgemäß knapp erscheint. Was ist mit den brachliegenden Agrarflächen (wegen Subventionen, usw.), was ist mit vernichteten Lebensmitteln? Der Überfluss wird ja nicht verteilt sondern vernichtet, weil eine Knappheit auch notwendig ist (!!!), um bestimmte (nationale oder internationale) Marktgleichgewichte zu halten. Da dreht sich das ganze dann um. Das ist aber vielen einleuchtend. Gehen wir zu den schwierigeren Gütern, die natürlichen Ressourcen. Die kommen einem wirklich originär knapp vor.
Nehmen wir eines der dringendsten Probleme: Wasser. Ist es wirklich so, dass die Wasserknappheit unlösbar wäre, ohne einen Markt (der im übrigen auch nur selektiert, nach zahlungskräftigem und nicht-zahlungskräftigem Durst)? Soweit ich weiß, wäre nach dem Stand der Dinge, die Wasserknappheit durchaus zu lösen, wenn die technischen Mittel (Bspl: Entsalzungsanlagen) dazu nicht - ach herrjeh - soo teuer wären. Möglicherweise gerät auch die Technik dabei an ihre Grenzen, aber wenn es daran scheitert, dass solche Projekte zu teuer sind und auch die Forschung an ihren finanziellen Engpässen zu scheitern droht, dann sage mir niemand, dies sei eine natürliche Knappheit.
Ähnlich ist es mit den Trinkwasserbrunnen in einigen Gebieten in Entwicklungsländern. Der Bau und die Versorgung liegt mitnichten an natürlichen ökologischen Grenzen, sondern an mangelnder finanzieller Unterstützung.
Und was ist mit den fossilen Energieträgern? Eine natürliche Knappheit, das gebe ich zu, aber wieso geht man davon aus, dass diese Form der Energie der letzte Stand der Dinge sei, wenn man von seiner Funktion ausgeht? Wind, Sonne und wer weiß was wir alles noch nicht wissen, sind doch nette Fortsetzungsstrategien.
Nun noch das Totschlagargument mit den Hungernden in Afrika, dem Mangel in Entwicklungsländern. Im Supermarkt krieg ich fast nur noch Äpfel aus Neuseeland oder Chile (während die Brandenburger Äpfel in Massen vom Baum plumpsen und vergammeln...das nur nebenbei), ich stelle mir vor, da flitzen tagtäglich Massen von Flugzeugen voll mit Äpfeln tausende von Kilometern nach Berlin (toc,toc,toc...), völlig unsinnigerweise, da es hier ja Äpfel gibt. Und da will mir jemand sagen, es ginge nicht, nach Afrika zu fliegen ?? Ich könnte nun noch tausend andere Beispiele anfügen, aber ich glaube, ihr habt, was ich meine.

Ich wollte nur mal Zweifel säen an diesem elenden Knappheits-Dogma. Es gibt knappe Dinge, klar. Aber die Quantität dessen, was knapp ist, reicht lange nicht aus um ein solches Dogma zu rechtfertigen. Wieso es dennoch stoisch gelehrt wird, darüber kann sich jeder selbst einen Reim machen."


Siehe auch:

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