Illusion der Alternativen Im Unterschied zu früheren Zeiten und manchen Weltgegenden ist unsere Welt glücklicherweise davon gekennzeichnet, dass Menschen viele Wahlmöglichkeiten haben. Beginnend mit dem Kreuz auf dem Wahlzettel, der freien Partnerwahl, der freien Berufswahl und vielem anderen.
Wer jetzt skeptisch mit dem Kopf schüttelt, hat sicher ein Beispiel im Sinn, wo die Wahl eben doch nicht so frei ist. Zwar können wir rein rechtlich den Beruf frei wählen - ein Harz-IV-Empfänger muss sich aber in fast jedem Job verdingen, der ihm angetragen wird. Und ob ein Mensch arbeiten gehen möchte oder nicht, steht nicht zur Wahl.
Hier haben wir ein Beispiel für die "Illusion der Alternativen", die Paul Watzlawick beshreibt als "Wahl zwischen zwei Alternativen, die aber deswegen illusorisch ist, weil weder die eine noch die andere Alternative zutrifft" (Watzlawick 2002: 82). Ein Beispiel für solch eine Situation, die auch typisch für double-bind-Verhältnisse ist, beschreibt Watzlawick im Fall einer als schizophren diagnostizierten Tochter und ihrer Mutter:
So, wie die Mutter das Verhalten der Tochter sieht, bleiben jener nur zwei Alternativen. Verrücktheit oder Frechheit.
Der Sohn kann entscheiden zwischen zwei Alternativen a (zuerst die Schweine zu füttern) oder b (zuerst die Hühner zu füttern) - aber nicht darüber, ob er überhaupt mitarbeiten will. Der vorausgesetzten Mitarbeit innerhalb des Möglichkeitsbereiches A steht die andere Möglichkeit der Nichtmitarbeit B gegenüber, diese Möglichkeit wird aber ausgeblendet, verschwiegen, geleugnet.
Der einzigste Ausweg aus dieser oft manipulativen Vorgehensweise besteht darin, den übergeordneten Gegensatz (den zwischen A und B) in den Blick zu nehmen, statt sich auf den kleinen Gegensatz zwischen a und b innerhalb A beschränken zu lassen oder andere darauf zu beschränken.
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