Rezension von Annette Schlemm:

Herbert W. Franke: Sphinx_2

Deutscher Taschenbuch Verlag München 2004.

 

Auch diese Zukunft hat schon begonnen. Zwar hat sich die Menschheit noch nicht wieder in zwei Blöcke geteilt, aber die Voraussetzungen dafür, dass es wohl in wenigen Jahrzehnten auf der Erde völlig anders aussehen wird als jetzt, haben wir bereits ausgiebig geschaffen.

Auch diese Zukunft hat schon begonnen. Zwar hat sich die Menschheit noch nicht wieder in zwei Blöcke geteilt, aber die Voraussetzungen dafür, dass es wohl in wenigen Jahrzehnten auf der Erde völlig anders aussehen wird als jetzt, haben wir bereits ausgiebig geschaffen. Dann könnte es schon sein, dass einige Menschen in vernetzten Kuppeln vor der zerstörten Umwelt geschützt sind, und andere auf der ganzen restlichen Welt verteilt auf den Trümmern der Zivilisation und unter den Stürmen der aus den Gleichgewichten gebrachten Atmosphäre ihr Leben fristen. Unser Protagonist Gareth ist erst einmal mit seinem Los recht zufrieden, arbeitet an mathematischen Problemen in einer der Kuppeln, nimmt die Sicherheitsauflagen wegen der Terrorismusgefahr gleichmütig hin und beginnt sich nur zaghaft zu wundern, dass seine letzte Gesundheitsüberprüfung plötzlich ergibt, dass er eine schwere Operation auf sich nehmen muss. In seiner Verwirrung nimmt er seine Gesundheitsunterlagen mit und erfährt nach einer unabhängigen Überprüfung, dass er eigentlich kerngesund ist. Wie schon in dem Roman "Ypsilon Minus" führt Herbert W. Franke auf diese Weise einen Menschen wie dich und mich in eine lange Odyssee. Gareth gelingt die Flucht vor denen, die ihm ein Organ für seinen Klon-"Vater" entnehmen wollen. Aber - auch seine Retter haben ihn schon verplant für ihre Interessen. Niemandem kann er trauen auf seiner Suche nach einer neuen Heimat.

Gareths Weg führt uns durch die verschiedenen Kulturen; wir lernen Ökokommunen, Widerstandsgruppen, die Sicherheitsdienste der Blöcke kennen und werden mit ihm verstrickt in das, was sein Klon-"Vater" treibt: die Entwicklung einer Künstlichen Intelligenz. Herbert W. Franke weiß als Wissenschaftler, wovon er schreibt. Augenzwinkernd erkennen wir aktuelle Forschungsfragen um Zellulare Automaten und Hintergründe der Programmierkunst wieder; wir werden an die (erfolglosen) Kämpfe der Ureinwohner gegen den Bau eines astronomischen Observatoriums in Chile erinnert. Am Ende begegnet Gareth seinem "Vater" - aber das letzte Wort haben nicht die Menschen...

Ich habe lange mehr kein so engagiertes, und gleichermaßen sehr gut geschriebenes Buch aus der SF-Sparte mehr gelesen. Es ist, wie alle Bücher inzwischen, unverschämt teuer, aber ich kann wenige Bücher so sehr empfehlen wie dieses.

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