Rezension von Annette Schlemm:

Andreas Eschbach: Quest

Wilhelm Heyne Verlag München 2001

 

Es ist schon die vierte Auflage, aus der ich mir endlich ein Exemplar dieses vielgelobten neuen Buches von Andreas Eschbach besorgt habe. Die Erwartungen waren hoch.

Das mit sehr schönen Farbillustrationen (von Thomas Niemeyer) ausgestattete Buch versprach einige Stunden Eintauchen in die ferne Räume und Zeiten. Wir begeben uns auf dem Raumschiff MEGATAO auf eine lange Suche auf Befehl des Captains, der natürlich "Quest" heißt. Die Suche gilt nichts anderem als dem Wunderbarsten, Sagenumwobensten und Unmöglichsten: dem Ort des Ursprungs der inzwischen kosmisch weitverteilten menschlichen Zivilisation, vielleicht dem Ort Gottes. Mit Quest lernen wir einen durch eine schreckliche Krankheit geschlagenen Menschen kennen - der gerade in dieser erlebten Endlichkeit zum Prototyp des stets strebenden, sich sehnenden und suchenden Menschen werden soll. Dieses Streben setzt sich sogar gegen Befehle in der feudalen Hierarchie, der Quest untersteht, durch. Aber gerade die feudalen Strukturen, denen sich beinah alle Personen unterwerfen, verhindern es, persönliche Motive, innere Konflikte oder auch die beschworene Sehnsucht bei den beschriebenen Personen wirklich kennenlernen zu können. Dies lässt mich beim Lesen unbefriedigt. Ich spüre diese Sehnsucht nicht, weder bei Quest, noch bei anderen Protagonisten. Auch jene Personen, die von außerhalb der Hierarchie kommen, können sie nicht verkörpern. Der junge Bailan steht der Geschichte eher lernend-beobachtend gegenüber und der Unsterbliche Smeeth ließ längst die meisten menschlichen Gefühlen hinter sich. Wer die Sehnsucht kennt, wird auf der MEGATAO wohl keinen Seelenverwandten finden. Glücklicherweise werden wenigstens die feudalen Strukturen hinterfragt - vielleicht ist die Empfehlung Smeeths an den neuen Kommandanten, die Mannschaft über das weitere Vorgehen abstimmen zu lassen, die allerwichtigste Entdeckung auf weiteren dem Weg der MEGATAO.
"Quest" ist trotzdem unbedingt empfehlenswert. Das Buch kann nichts dafür, daß versprochen wird, was es nicht halten kann und vielleicht auch nicht wollte.

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