BSÖ-Thesenpapier
Ökologiearbeit an Hochschulen neu begründen – von unten! Markt, Regierungen, Konzerne und Herschaftsstrukturen sind die Verursacher von Umweltschäden – durch einen Umweltschutz von unten Veränderungen schaffen? Es gibt viele Gründe, warum Umweltschutz "out" ist. Einige davon sind: Vereinsmeierei, Konkurrenzdenken, kommerzielle Ziele, Bürokratie, Hierarchie und Psyeudobeteiligung bei Runden Tischen sowie Filz mit Politik und Konzernen des globalen Kapitalismus stehen einer druckvollen Arbeit im Wege. Der wichtigste Punkt aber war und ist: Umweltschutz organisiert sich immer von oben, d.h. die Menschen werden zur Zielgruppe von Strafandrohung, Bildungsarbeit, Appellen und finanziellen Steuerungen. Niemals sind sie AkteurInnen. Bei der Frage, wie Innenhöfe, Straßen, Stadtteile oder Landschaften gestaltet werden sollen, wenden sich UmweltschützerInnen an den Staat, neuerdings auch immer öfter an die Firmen als zunehmender Machtfaktor. Die Konzepte aus der Öko-Ecke stützen die Machtsysteme, zur Zeit begleiten sie die neoliberale Weltordnung. Das ökonomisches Diktat und damit die Ursache der Umweltzerstörung wird nicht in Frage gestellt, sondern begrünt. Sind Ökosteuer, Ökoaudit oder Selbstverpflichtung sinnvoll, obwohl sie die Marktwirtschaft stärken? In jedem Fall: Umweltschutz verliert im Moment an Akzeptanz in der Bevölkerung, weil sie bevormundet wird. Der Umweltschutz ist nicht mehr bündnisfähig mit sozialen Bewegungen, die Selbst- und Mitbestimmung zum Ziel haben. Emanzipatorischer Umweltschutz will etwas ganz anderes: Die Menschen werden zu AkteurInnen. Die Straßen, Häuserblöcke und Landschaften müssen den Menschen gehören, die in ihnen leben. Niemand kann über Flächen und Orte bestimmen, ohne selbst betroffen zu sein. "Demokratisierung von Flächen- und Rohstoffverbrauch" heißt das Gegenkonzept zu Ordnungsrecht oder dem kapitalistischen Instrument Ökosteuer. Vision ist eine Welt von unten. Die kleinen Schritte dahin bestehen aus konkreten Projekte, die die Menschen zu den EntscheiderInnen machen: Windanlagen, die den Menschen drumherum gehören (statt teurer Großanlagen ohne örtliche Akzeptanz), Stromnetze im Besitz der BürgerInnen, ökologische Bauernhöfe im Gemeinschaftsbesitz, lokale Ökonomien ohne Apparate und vieles mehr. Dazu gehört aber auch, die Visionen einer Welt von unten laut zu benennen, denn Visionen können motivieren. Zudem bleibt die Chance, für dieses Ziel wieder Bündnisse zu schaffen mit anderen sozialen Bewegungen, die gemeinsam an einer Welt von unten arbeiten. Konkrete Kristallisationspunkte wie konkrete Modelle oder der Widerstand gegen neoliberalen Wahn (Expo 2000 und andere Symbole) können der Anfang sein. Zur Zeit weitet sich die Debatte um den "Umweltschutz von unten" immer mehr aus. Etliche Veröffentlichungen, Informationen und Diskussionspapiere liegen vor. Studentische Ökologiegruppen, der Bundesverband Studentische Ökologiearbeit und Einzelinteressierte wollen mit diesem Papier konkrete Ideen und Möglichkeiten benennen, die Umweltschutz-von-unten-Ideen in die Arbeit an und um Hochschulen zu integrieren. Ziel ist, einen neuen Stil von Umweltschutzarbeit umzusetzen. Die im folgenden beschriebenen Ideen sind nur einige Ansätze, denen weitere hinzugefügt werden können und sollten. Öko-Hochschule von unten Flächengestaltung, Gebäudeplanung, Energieversorgung, Buchbestand in den Bibliotheken, Forschungsvorhaben – überall sind nicht nur ökologische Positionen wichtig (und zwar konsequente!), sondern auch Forderungen nach mehr Mit- und Selbstbestimmung der StudentInnen. Umweltschutz darf nicht länger über Beschlüsse der Machtgremien, also "von oben" kommen, sondern muß in einem Prozeß aus den Studierendenschaften, Fachschaften und Basisgruppen heraus entwickelt werden. Asten, StuRas, RefRat sowie Fachschaften und Hochschulgruppen sind nicht länger nur Gremien mit Kompetenzen, sondern Plattformen für Selbstbestimmung und Selbstorganisation von StudentInnen, deren Mitbestimmungsmöglickeiten nicht zurückgeschraubt sondern ausgeweitet werden müßen! Dazu muß sich Umweltschutz an der Hochschule als Teil studentischer Politik und Selbstbestimmung begreifen! Mitwirkung beim Engagement für eine politische Studierendenpolitik:
Wichtigster Teil der Hochschule ist die Lehre. Zum Umweltschutz von unten gehört das Engagement für emanzipatorische Lehrinhalte und Widerstand gegen esoterische, biologistische, menschenverachtende und kapitalistische Positionen und Pseudowissenschaften im allgemeinen und im Umweltschutz im speziellen (z.B. gegen das Märchen vom "Bevoelkerungsproblem", "natuerlichen" Gesellschaftsformen oder biologischen Unterschieden zwischen Geschlechtern, "Rassen" usw.). Verkehrspolitik von unten Mobilität ist eines der Themen, an denen der Wandel zu einem Umweltschutz von unten deutlich wird. Weg vom Drei-Liter-Auto der Konzerne hin zu einem wirklichen ÖPNV als gesellschaftliche Infrastruktur mit basisdemokratischen Entscheidungsmöglickeiten: Welche Nahverkehrslinien soll es geben? Wie wird das Semesterticket gestaltet? Soll es mehr oder weniger Parkplätze geben? Was ist die beste Fahrradinfrastruktur? Wie gut erreichbar sind Uni-Einrichtungen? Diese und andere Fragen brauchen konsequente ökologische Positionen. Damit verbunden werden sollte die Forderung nach mehr Mitbestimmung in all diesen Fragen. Verkehrspolitik ist keine Sache von "Ökos" und Hochschulleitung, sondern sollte in einem offenen Prozeß aus der Studierendenschaft entwickelt werden:
Verkehrspolitik an der Uni ist eine Sache aller! Die Hochschule ist vielfältiger Ort von Umweltzerstörung. Konsequente ökologische Positionen sind wichtig, aber untrennbar mit der Forderung nach Mit- und Selbstbestimmung verbunden. Umweltschutz von unten an der Uni bedeutet auch hier: Konsequente ökologische Positionen und Forderungen, direkte Aktionen, aber immer verbunden mit dem Weg "von unten", d.h. nicht dem Kungeln in Gremien, sondern dem Agieren mit den Studierenden zusammen auch bei: Ernährung (Mensa und Cafeten) Mitbestimmung bei Mensaessen (Essen aus k.b.A, vegetarisches und veganes Essen,...) und Cafeteria-Konzepten, ... Gentechnikforschung Mitbestimmung bei den Lehrinhalten, Anbieten von alternativen "Lehrveranstaltungen", Vortragsreihen... Tierversuche Widerstand gegen Tierversuche, Haltung von Versuchstieren Direkte Ökonomie und nichtkommerzielle studentische Eigenbetriebe Die Hochschule kann Ort direkter wirtschaftlicher Beziehungen sein. Sie stärken die Selbstbestimmung der Einzelnen – wichtig ist aber zudem, daß schon die Organisation solcher Projekte offen und basisdemokratisch läuft. Direkte Ökonomie darf nicht in Gremien ausgedacht, sondern muß "von unten" entwickelt werden. Einige Beispiele für direkte Ökonomie:
Ökostrom von unten Dieses Projekt gibt es schon – für Ökoreferate und StudentInnenschaften die Chance, daran am eigenen Ort mitzuwirken. Idee ist, daß die Frage der Öffentlichkeitsarbeit für Ökostromumstellung und der Gewinnung der Energie (neue Energieanlagen) vor Ort in sog. Strom-ErzeugerInnen-VerbraucherInnen-Gemeinschaften diskutiert und entschieden wird. Nähere Infos unter http://move.to/oekostrom. Widerstand gegen Zwangsanschluß an Stromverträge. Veranstaltungen, Seminare, Öffentlichkeitsarbeit Zu vielen Themen der emanzipatorischen Ökologie können Veranstaltungen, Seminare, Diskussionen usw. organisiert werden. Beispiele:
ReferentInnenvermittlung über Umweltwerkstatt Lübeck, 0451/7070646, oder Gruppe Landfriedensbruch, 06401/903283. Am Bundes-Ökologie-Treffen (BÖT) teilnehmen oder gar (mit-) organisieren Das halbjährliche Bundes-Ökologie-Treffen ist der Treffpunkt aller Menschen, die mit Umweltschutz mehr verbinden als Gesetze, Steuern, Appelle und Kungeln mit Regierungen und Konzernen. Hier gibt es gemeinsame Debatten, Aktionen und viele Workshops – "von unten" organisiert, d.h. alle Menschen können auch eigene Themen und Projekte anbieten. Das also sollte niemand verpassen! Da das BÖT von Basisgruppen reihum organisiert wird, bleibt auch die Möglichkeit, einmal am eigenen Ort ein Bundes-Ökologie-Treffen vorzubereiten. Das wird jeweils auf dem BÖT davor beschlossen. Umweltschutz-Netzwerk stärken ! Im November 1992 wurde das Netzwerk BSÖ e.V. gegründet, um die Aktivitäten der Umweltgruppen, Ökologie-Referate und umweltinteressierten Menschen im Umfeld der Bildungseinrichtungen zu vernetzen und eine Informationsstelle für des Umweltschutzes bundesweit zu schaffen. Dazu gehören bisher das: Aktiven-Team
HUI-Team
Das Hochschul-Umwelt-Info ist der bundesweite Informationsdienst. Es erscheinen pro Jahr vier Ausgaben mit thematischemSchwerpunkt, Seminarankündigungen, Aktivitäten von Umweltgruppen, aktuellen allgemeinen Informationen, Literaturtips etc.. Außerdem wurden bisher Sonder-HUI’s zu folgenden Themen herausgegeben:
Arbeitskreise + ThemensprecherInnen
Die BSÖ hilft Seminare zu organisieren, z. B. zu folgenden Themen:
Zu Aktivitätsthemen im BSÖ-Verbund gibt es Faltblätter. Sie enthalten zur Einführung Aktiontips, Literaturhinweise, Adressen von ReferentInnen und AnsprechpartnerInnen:
Die BSÖ will allen die Möglichkeit bieten, sich an ihrer Arbeit zu beteiligen. Mitglieder des Vereins können sowohl einzelne Studierende (1. Stimme auf Mitgliederversammlung), als auch studentische Gruppen, Fachschaften, ASten, USten und StuRas (3 Stimmen) werden. Fördermitglieder können alle sonstigen Einzelpersonen und juristischen Personen werden. Das Geschäftsstellenteam versucht Euch zu unterstützen und Eure Infos zu koordinieren: Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit e.V. BSÖ-Geste, c/o AStA Uni Münster, Schloßplatz 1, 48149 Münster Tel: 0251/ 8322287, Fax: 0251-519289 bsoe@uni-muenster.de, http://studis.de/bsoe Ö-Punkte stärken! Die Ö-Punkte sind eine bundesweite Umweltzeitung zur emanzipatorischeren Ökologie – eine vierteljährliche Sammlung, was wo läuft, plus einem Schwerpunktthema. Alles ist so aufbereitet, wie es für die konkrete Arbeit vor Ort verwertbar ist. Es gibt viele Möglichkeiten, die Ö-Punkte zu nutzen und zu unterstützen:
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