Hallo and welcome to this little Iceland.Tour-Page:


At first I'll show you the tour's map, than you can see some photos and after that you may read the complete story of this tour.


All photos from my Norway/Iceland-Tour (8/97)...

The Sea, mirroring the mountain is on a Highland/Fjell in Norway - nice...

On Norwegian Highlands snow welcomes us.

The first place in Iceland, you'll reach by ferry MF Norrona is Seydisfjoerdur.

The Ringroad is only 70% paved, but the rest changes very fast the condition from good to terrible...

Myvatn in Iceland is like the Lago di Garda in Italy - beautiful scenery and

special climate.

You'll see the sun seldom, when she is setting, but if you'll see, it's like this.

We had to cross waters up to 50cm, when both wheels where under water.
See also, how fast the water runs...it always tried to hit us into the water.
On this photo the engine is still running...

This is my friend Thomas in a watercrossing down the way to the Eldgia...

ship ? bus? truck? seen at Jokullsarlon / Vatnajokull / South Iceland...

fording a sandy watercrossing is very difficult because of the soft sand in there.

the most western point of europe, Iceland , Latrabjarg.

Please don't worry about pic-size, It's a photogallery!

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SORRY, BUT THIS TOUR-STORY is ONLY AVAILABLE IN GERMAN NOW...





Island mit Hindernissen

Ein Reisebericht von Hendrik Merkel

Kurze Einleitung: Thomas (25) und ich (Hendrik, 25) kennen uns seit der Schule, fahren beide MZ (frueher TS150 und ETZ150, heute beide ETZ251) und haben bis dato 8 gemeinsame Touren gefahren. Los ging's 1990 mit einer Bayern-Österreich-Czechoslowakei -Tour, dann folgte 1991 eine Italien Rundtour, 1992 Schottland, 1993 Alpen-Pass-Tour, 1994 Schweden und Norwegen und 1995 Spanien und Portugal. Da wir 1996 etwas mehr Zeit hatten, waren wir mit den 2 MZ ETZ fuer fast 10 Wochen in den USA und Kanada. 1997 suchten wir also nach einem neuen Abenteuer und fanden es in Form von Island. Und das kam so: Wir wollten eigentlich raus aus Europa, oder nach Sued-Ost-Europa oder via Leningrad ans Nordkap, als ich die Idee fuer die Islandtour aeußerte. Nach laengerer Ü berzeugungsarbeit war Thomas auch davon ueberzeugt und wir begannen die Planung. Informationen ueber Island zu bekommen war nicht sehr schwer, aber nachgeschmissen hat sie einem auch keiner. Der gesamte Faehrbetrieb nach Island ist in der Hand einer einzi gen Faeringer Reederei und es gibt nur ein Schiff nach Island, die "MS Norroena". Dieses Schiff ist schon etwas betagt, und eigentlich immer zu spaet, worauf man sich aber nicht verlassen sollte (s.u.). Die Preise sind nicht gerade als Sonderangebot e zu bezeichnen, aber sie entsprechen in etwa dem Preisniveau, das einen in Island erwartet. Man kann Motorrad, Fahrrad, Auto, Lkw und Fahrrad mitnehmen, je nach Wunsch. Ist das Pkw-Deck voll, kann es schon mal passieren, daß die Motorraeder auf dem Sonne ndeck mitreisen, dann allerdings in einem Container. Man sollte sein Motorrad nicht ganz vorn links positionieren, denn da tropft die ganze Zeit etwas Salzwasser von der Decke. Ansonsten ist die Norröna durchaus ein hochseetaugliches und sicheres Sch iff, was die Besatzung auch allen Passagieren auf Wunsch ausfuehrlich erklaert. Das Essen an Bord ist teuer, aber nicht schlecht, der Duty-Free bietet ein Bier von der Faeroeer Inseln mit dem Namen "Black Sheep", das man echt mal probieren sollte, es lohn t sich! An Papieren braucht man eigentlich nichts Besonderes, Gruene Karte, Pass und los gehts. Die Einreise in Seydisfjoedur ist problemlos. Je nachdem, was man in Island tun möchte, sollte das Fahrzeug knapp knietief watfaehig sein, was selbst mit einer MZ machbar ist, wenn man sie entsprechend vorbereitet. Allerdings nicht mit einer halbzuverlaessigen Maschine losfahren - Island zeigt Euch alle, wirklich alle kleinen Vergesslichkeiten und Schwachstellen. Die Gepaecktraeger stabil, das Topcase nich t fest mit dem Rahmen verbunden, sondern leicht federnd gelagert, keine Magnettankrucksaecke, sehr stabile Reifen mit Gelaendeprofil (bei uns hinten Barum S5 und vorn Pneumant K?), moeglichst neue oder regenerierte Stossdaempfer, neue Bremsbelaege und ein e neue verstaerkte Kette solltet Ihr dem Motorrad schon goennen. Ich hatte eine verstaerkte Schwinge, laengere Federbeine, einen Gabelstabilisator, einen neuen 300er Motor und - keine Defekte! Als Resuemee bleibt, dass die Emme zwar auf der Autobahn langs am, aber robust, handlich und zuverlaessig ist. Was in Island kaputt geht, war Schrott, was Schaden nimmt, gute Qualitaet, und was Island schadlos uebersteht - absolute Top-Qualitaet.

Doch nun zur Tour selbst:

1.8.97

Das geht ja gut los. Kaum 15 km nachdem wir losgefahren sind, gibt es die ersten Einschnitte zu beklagen. Thomas wollte unbedingt testen, ob das Opinel-Messer auch wirklich so scharf ist, wie es der Katalog versprach und schneidet sich erst mal kraeftig i n den Finger. Der Blutfleck wird die Tankstelle wohl noch einige Zeit zieren.

2.8.97

Das Timing stimmt exakt - 1h vor ablegen der Faehre sind wir in Hirtshals/Daenemark. Erste Startprobleme an Thomas' Motorrad bringen es mit sich, dass wir als letzte auf die Faehre Silvia Ana fahren... was solls: Die Letzten werden die Ersten sein, sagt e in altes Sprichwort. Kurz vor dem Verlassen der Faehre muss ein VW-Passat erst mal mittels Stossstangenberuehrungstest herausfinden, ob meine Seitenkoffer auch so stabil sind, wie sie aussehen, was sich aber zum Glueck bewahrheitet. Als wir nach nur 2.5 h von der Faehre fahren, ist um 2.00 Uhr natuerlich finsterste Nacht und wir fahren erst mal bis zum Morgengrauen, um einen Schlafplatz zu suchen. An einem See lassen wir uns auf einem kleinen Rastplatz nieder und nehmen die Ruhe in uns auf, die dieser Pla tz ausstrahlt. Von der Sonne geweckt und nach ausgiebigem Fruehstueck rollen wir gegen 10.00 Uhr wieder. Das Wetter ist so, wie wir es fuer Norwegen nicht erwartet haetten. Das Thermometer klettert auf mehr als 25 Grad, wir geniessen die Landschaft, und u nsere Stimmung ist sehr gut. Die Lysebotn-Strasse ist eine der schoensten Strecken, die wir bisher gefahren sind, das gute Wetter unterstuetzt uns, das Kehrengewuehl so richtig in uns aufzunehmen. Nachdem anfangs die hinten aufgezogenen Barum-Stollen ein sehr kippeliges Fahrverhalten zeigten und ab etwa 100 km/h zu starkem Laengsachsenpendeln der MZ fuehrten, wird der Grip immer besser, auch trauen wir uns nun endlich Kehren im normalen Motorradfahrerstil - in Schraeglage - zu umrunden. Am Campingplatz an gekommen, ist Thomas' Motorrad auch ganz muede und sucht auf der weichen Wiese erst mal die Naehe des Grases in der Horizontalen. Um die Emme aber nicht gleich zu sehr zu 'verwoehnen' bringen wir sie gemeinsam wieder in vertikale Position - Die Koffer sin d so eben doch besser zu bedienen... :-)

4.8..97

Wir kommen spaet los, das Fruehstueck dauert einfach zu lange. Die Fahrt zum Preikestolen nimmt auch mehr Zeit in Anspruch, als wir erwartet hatten. So starten wir erst gegen 15.00 Uhr zum ca. 2 stuendigen Aufstieg. Der Preikestolen ('Predigtstuhl') - fr ueher einer der Geheimtips Norwegens - war bereits drei Jahre zuvor unser Ziel, wurde aber damals wegen Dauerregens abgeblasen. Heute hat sich die Szenerie voellig geaendert. Ein riesengrosser Parkplatz, voll belegt mit hunderten Wohnmobilen und Pkw (er k ostet pro Motorrad 20NOK (etwa 5 DM), die wir aus Protest natuerlich nicht entrichten (ja, ja, die Deutschen)) und ein grosses Touristenzentrum verschandeln die, bis dato hier voellig unberuehrte Natur. Sie geben dem Kommerz freie Hand, den die Touristen finanzieren. Der Aufstieg zum Preikestolen ist hart, steinig und langwierig, der Ausblick entlohnt uns aller Muehen, denn bei >25 Grad und drueckender Sonne ist so ein Fussmarsch nicht ganz ohne. Wer hier laechelt - testen (vom Toten Meer in Israel nach Massada sind es nur 45 min!)! Auch sind zu dieser spaeten Zeit schon die meisten Touristen auf dem Rueckweg, der Felsen also nicht zu sehr ueberlaufen.

5.8.97

Wir stehen frueh auf. Thomas MZ nimmt nur widerwillig den Dienst auf, aber sie laeuft - schliesslich stehen dem Motor schon fast 80000 km zu Buche. 1 Stunde spaeter als anvisiert, starten wir Richtung Bergen. Wir haben etwa 6-7 Stunden Fahrt veranschlagt, um 15.00 Uhr soll in Bergen die Faehre nach Island ablegen. Wir fahren zuegig, aber nicht schnell, scheinen im Zeitplan zu liegen. Ploetzlich wird Thomas' Fahrt immer langsamer, fast verschwindet er im Rueckspiegel. Als wir anhalten, erzaehlt er, dass er ploetzlich starken Leistungsabfall des Motors feststellte. Nur mehr 50 km/h faehrt seine Emme. Seine Beschreibung des Fehlers läßt vermuten, dass sich der Zuendgeber langsam, aber sicher verabschieden will - nach 80000 km. So schleichen wir dann we iter bis Odda, wo wir an einer Tankstelle in nur 45 Minuten 2 Motorraeder betanken, eines voellig entladen, Koffertraeger, Sitzbank usw. demontieren und mit neuer Unterbrecherzündung und neuer Zuendspule versehen. Dass das zusaetzlich zu verlegende K abel nicht bereits vor dem Urlaub sicherheitshalber verlegt worden ist, bringt dabei zusaetzlichen Zeitverlust. Die Emme laeuft wieder, wir fahren weiter und haben es jetzt eilig, als Thomas nur 20 km spaeter einen filmreifen Stunt auf die Strasse legt, a ls ihm wegen festgegangenem Motor das Hinterrad blockiert und er ordentlich Gummi auf der Strasse laesst. Er greift geistesgegenwaertig zur Kupplung, faengt das schlenkernde Motorrad ab - puh - nichts passiert. Zum Glueck wird sie sofort wieder frei und e s kann weitergehen. Die Summe aus zuviel Fruehzuendung, zu magerer Vergasereinstellung und evtl. zu wenig Öl war wohl die Ursache. Aber der Motor war erst vor 2000 km mit Slick50 behandelt worden!? An der Fjordfaehre Kinsarvik angekommen, heisst es warten . Erst in 45 Minuten wird sie wieder ablegen. Wir treffen Stefan und Miriam auf ihrer Africa-Twin - beide ebenfalls auf dem Weg Richtung Island. Immer noch trennen uns 40 Minuten von der Fjordfaehre. Ich justiere die Unterbrecherzuendung nach, mit der Tho mas Motorrad arbeitet. Immer noch 25 Minuten. Wir kommen ins Diskutieren, Kartenlesen und Hoffen, dass wir alle die Faehre nach Island noch bekommen werden.
Puenktlich 13.30 Uhr verlassen wir das suedliche Fjordufer, um exakt 15 Minuten spaeter in Kinsarvik an Land zu fahren. Wenige Meter spaeter lesen wir, was wir nicht so geplant hatten. Doch das steht es weiss auf blau: noch 116 km bis Bergen und das mit 2 0 PS, viel Gepaeck und 'den' norwegischen Strassen. Uns bleiben 75 Minuten. Wir wollen es dennoch versuchen, die Norroena ist ja angeblich immer zu spaet. Laut Fahrradcomputer sind wir mit einem Schnitt von 75 km/h unterwegs. Um 15.22 Uhr erreichen wir de n Hafen - immer noch in der Hoffnung, die M/S Norroena habe Verspaetung. Als wir von einem Hafenarbeiter erfahren, dass die Faehre bereits vor 10 Minuten ihre Anker gelichtet hat. Unsere Stimmung sinkt auf ein neues Rekordtief. Was nun? Zurueck auf dem Bo den der Tatsache, dass wir immer noch in Norwegen sind, hiess es erstmal die Gedanken zu sammeln und zu klaeren, was zu tun sei. Wo ist eigentlich Stefan mit der Africa-Twin? Er war wegen nicht unerheblicher Motormehrleistung noch etwas flotter unterwegs.
Hatte er die Faehre noch geschafft? Thomas schnappt sich seine T-card und die Faehrtickets und ruft in Deutschland das Reisebuero an, das die Smyril-Line-Tickets verkauft. Man koenne noch keine Zusage fuer die Umbuchung machen, werde sich aber kuemmern - so die Information. Wir sollten uns am folgenden Tag gegen 10.00 Uhr wieder melden. Inzwischen ist Theo mit seinem Ford Ka angekommen, der die Faehrabfahrt ebenfalls verpasst hat. 2 Italiener kommen auch noch - 1.5 Stunden zu spaet. So waren wir wenigste ns nicht die Einzigen, denen dieses Schicksal wiederfahren ist. Theo und ich machen uns auf, in Bergen ein Smyril-Line-Buero zu finden. Man verweist uns an die Touristinformation am anderen Ende des Zentrums. Diese wiederrum meint, wir sollten zurueck zum Hafen. Zurueck im Hafen sagt man uns, wir sollen in die Touristinformation gehen, worauf wir sowohl gegenueber Pontius als auch gegenueber Pilatus kapitulieren und den stadtnaechsten Campingplatz suchen, der aber auch gleichzeitig der miserabelste war. A ls wir den Abend bei Rotwein, Kotelett mit viel Zwiebeln und einem Schluck Whisky ausklingen lassen, wird unsere Stimmung langsam wieder besser. Die Feststellung, dass Thomas sein Handtuch waehrend der Fahrt durch Verlust eingebuesst hat, laesst ihn diese n "erfolgreichen" Tag noch etwas schwerer verdauen.

6.8.97

Am naechsten Morgen wurde mit Spannung das Ergebnis des Umbuchungsversuches erwartet, schliesslich hing die gesamte Routenfuehrung der naechsten 3.5 Wochen davon ab. Die Umbuchung klappte und wir entschieden, die verbleibende Woche bis zum naechsten Start termin in Nordwestnorwegen/Fjordnorwegen zu verbringen. Von Bergen aus ging es nordwaerts. Die kleinen Strassen koennen mit ihren schnellen Kurvenfolgen bei zu langer Einwirkung wie eine Droge wirken. Es ist einfach traumhaftes Wetter, 25 - 30 Grad und st rahlend blauer Himmel liessen uns an Spanien und Portugal denken. Kaum vorzustellen, dass so ein Wetter auch in Norwegen moeglich ist.

7.8.97

Die Westkueste Norwegens ist strassenmaessig gut ausgebaut. Einzig die immer wieder zu ueberquerenden Fjorde mit ihren Fjordfaehren lassen den Finanzbestand merklich sinken. 6-9 DM pro Überfahrt klingt nicht viel, aber wir haben inzwischen ca. 10 Fa ehren gebraucht... Die Benzinpreise in Norwegen liegen bei etwa 2.10 DM pro Liter. Momentan verbrauchen die Motorraeder etwa 4.5 l / 100 km, was etwa alle 300 km ein Loch von 25 DM in unseren Portemonaies verursacht. Am Abend finden wir einen Campingplatz, wo wir das Zelt nur etwa 20 m vom Atlantik entfernt aufbauen und sogar noch schwimmen gehen koennen, was wir natuerlich ausgiebig nutzen. Bei unserem Glueck in diesem Urlaub wundert es mich schon nicht mehr, dass ic h mir an den scharfen Steinen am Ufer 4 kleinere Schnittwunden am rechten Fuss zulege.

8.8.97

Als wir 1993 Norwegen schon einmal besuchten, war uns an den Trollstigen nur Regen vergoennt. Diesmal ist der Himmel zwar ziemlich bedeckt, aber das Wasser auf der Strasse kommt nicht vom Regen, sondern vom Stigfossen, den wir auf halbem Wege kreuzen. Das s es auf Norwegens Strassen auch gefaehrlich ist, erzaehlt uns ein BMW-Fahrer am Abend auf dem Campingplatz. Seinem Freund ist ein Elch vor das Motorrrad gelaufen - wir hoffen, dass uns der Gott der Jagd nicht derart gesonnen ist. Am naechsten Morgen mach t uns der Himmel doch Sorgen, aber noch haelt er die Schleusen geschlossen. Wenige Kilometer spaeter klettern wir auf den Örneveien (Adlerwegen) zum beruehmten Geirangerfjord hinab, dem wohl bekanntenesten Norwegens. Kreuzfahrtschiffe fahren hier oft so n ah an die Felsen heran, dass sie mit einem langen Pinsel ihren Namen an der Wand verewigen - auch eine Art zu sagen: "Ich war hier." Im Sognefjord liegt im übrigen immer noch die Brent Spa, jene Bohrinsel, die Shell den Ruf eines Umweltschaenders brachte. Wie ein Geisterhaus liegt sie mitten im Wasser. Als es nun doch zu regnen beginnt, streichen wir den Brigdalsbreen aus dem Programm und da der Regen auch bis zum Abend nicht endet, gönnen wir uns eine dieser bekannten Hytter, die pro Nacht das Budget dreier Zeltuebernachtungen verbrauchen. Die Nachbarhuette hat eine Mitarbeiter aus der Leitungsebene des MuZ-Werkes mit seinem Sohn gemietet. Nach einigem Erfahrungsaustausch und der Message, dass die Skorpion deshalb keinen Kettenschutz mehr hat, weil bei diesen Geschwindigkeiten, die alte Technik nicht mehr funktioniert, versucht er uns die aktuelle Werksphilosophie nahe zu bringen. Dabei scheint er aber nicht zu merken, dass wir nicht ganz so auf den High-Tech-Welle schwimmen und unser Geld lieber in solche Touren investieren. Schliesslich gibt es ja MZ noch in Istanbul... Seit dem heutigen Abend ist uebrigens die Deichbruchgefahr im Oderbruch gebannt - was man nicht so alles mitschleppt, selbst der Weltempfaenger ist dabei.

10.8.97

Als die Sonne wieder endlos scheint, treten wir den Rueckweg nach Bergen an, schliesslich wollen wir nicht zweimal das gleiche Schicksal herausfordern, denn uebermorgen geht ab Bergen wieder die Faehre nach Island. Zeiten aendern sich - diesen schlauen Sp ruch haben wir des oefteren waehrend der Tour benutzt. Als wir ab Fjaeerland die Faehre benutzen wollen, die in unseren '93er Karte verzeichnet ist, existiert diese nicht mehr. Dafuer koennen wir eine Straße im Stil einer Hochlandautobahn benutzen - gegen Maut. Dabei ist vielleicht ganz interessant zu bemerken, dass die Norweger ihre Strassen an teuren Abschnitten dann bauen, wenn sie Maut verlangen duerfen. Die Maut wird aber nur solange kassiert, bis die Baukosten gedeckt sind. Entsprechend hoch s ind die zu entrichtenden Gebuehren waehrend der Mautzeit. In Norwegen ist der Jostedalsbreen (der groesste eurpaeische Inlandgletscher) mit seinen vielen Talauslaeufern eine der Hauptattraktionen. Bekannte Talgletscher sind der Nigardsbreen und der Brigda lsbreen, weniger beruehmt der Boyabreen oder der Supphellebreen. Der gesamte Jostedalsbreen ist ein Naturpark, den keiner verpassen sollte, wenn er in der Naehe ist. Nachdem wir ueber die beeindruckende Hochebene des Hordafjell am Campigplatz angekommen s ind, probiere ich mich erstmals in Selbstverstuemmelung, was mir aber nur recht mangelhaft gelingt. Einer dieser Gummiexpander, mit denen das Gepaeck befestigt ist, rutscht mir beim Loesen aus der Hand und verhakt sich in meinem linken Nasenloch. Nachdem ich erstmal ein Weilchen leicht taumelnd herumgelaufen war, stellte sich heraus, dass ausser leichtem Nasenbluten und einer kleinen Schmarre ueber dem linken Auge(!) nicht passiert war. Vielleicht dies als Warnung allen, die ihr Gepaeck auch auf diese Wei se fixieren - Packriemen sind sicherer. Das leicht benommene Gefuehl legt sich bei einem frischen kuehlen Radeberger Pilsner und einem Schluck Chantre dann doch wieder. Als wir wieder 112 km vor Bergen sind, an der gleichen Stelle, wie am Tag der verpasst en Faehre, stimmt zufaellig sogar die Zeit - nur mit einem Unterschied: Wir haben noch einen Tag, bis die Fähre geht. Wir bummeln gen Bergen, doch selbst bei diesem Tempo ist es moeglich, eine Tachowelle ueber den Jordan zu schicken - Thomas beweist es.

12.8.97

Dass an diesem Tag das Smyril-Line-Buero nicht zu ausgewiesenen Öffnungszeit oeffnet, verbluefft uns inzwischen nicht mehr, umso mehr dass wir nun in einer 4-Bett-Kabine nach Island reisen duerfen. Die Umbuchung war erfolgreich. Und nicht nur das, si e ging auch ohne Aufpreis zur Liegeplatzbuchung vonstatten. All die, die mit uns die Faehre verpassten sind auch wieder da, Stefan, Miriam, Theo im Ford Ka und die Italiener - alle sind jetzt puenktlich. An Bord bekommen wir erstmal ein Musterbeispiel fae hringer Kultur zu sehen. Mit Gitarre und 'Schifferklavier' bewaffnet und der Unterstuetzung einiger Biere lebt das Schiff foermlich. Waehrend der gesamten Überfahrt zu den Faeroeer Inseln verstimmt dieses ausgelassene, natuerliche und froehliche Lebe n nicht. Das Buffet zu knapp 50 DM wird nur von wenigen Gaesten besucht - man ist halt am Feiern. Selbst als wir die Faeroeer anlaufen, ist die Stimmung noch klasse, die Eifrigsten gehen sogar singend und Gitarre-spielend durch die Passkontrolle. Die Faeh re macht im Hafen von Torshavn fuer ein paar Stunden Station. Diese Zeit nutzen wir zu einer kleinen Rundfahrt, die von der Smyril-Line angeboten wird. Dass die kleinen Faeroeer sehr viel schoene Landschaft zu bieten haben, hatte man uns zwar vorher schon gesagt, aber glauben koennen wir es erst jetzt. Es soll der schoenste Tag des Jahres sein, die Sonne scheint und es hat schon 2 Tage keinen Regen auf den Faeroeern gegeben. Das rauhe Klima hat der Landschaft einen ganz besonderen Charakter verliehen. Vie le Moosarten, Flechten und Graeser bedecken schroffe Felsen. Wasserfaelle - so viele gibt es wahrscheinlich nicht einmal in Norwegen. Die Kirchen auf den Faeroeern sind in Holzbauart, was durchaus als etwas Besonderes gelten kann, schliesslich gibt es auf den Faeroeern eigentlich kaum oder keine Baeume. Die besuchte Kirche wurde bereits 1837 gebaut, der heutige Zustand beeindruckt vor allem dann, wenn man weiss, dass es auf den Faeroeern 291 Tage pro Jahr regnet. Das meiste Holz, die meisten Kartoffeln u nd aehnliche Grundgueter muessen importiert werden. Nur Fisch gibt es in ueberwiegend ausreichender Menge, so dass er auch exportiert werden kann.

14.8.97

Die Faehre ist puenktlich (das ist etwas Besonderes!), die Sonne scheint - wir haben Island endlich erreicht. Die Zollkontrolle geht fuer Motorradfahrer problemlos ab, man kann sich unbedacht vordraengeln. Als wir gegen 8.30 Uhr auf der Strasse sind, ahne n wir schlimmes. Die ersten 3 km auf Islands Verkehrswegen sind knoecheltiefer, faustgrosser Schotter, frisch verteilt. Die volle Konzentration ist noetig, hoffentlich aendert sich das bald, schliesslich haben wir heute mindestens 80 % 'unpaved' Road vor uns. Manchmal ist der Kies knoecheltief, manchmal kann man auf den guten Pisten ueber 100 km/h fahren. Angekommen an Europas maechtigstem Wasserfall, dem Dettifoss, haben wir wenig Lust, ein Bad zu nehmen. Die herabfallende Bruehe ist dreckig, es regnet. Die Pisten weichen auf - fahren wird riskanter. Stefan und Miriam, Thomas und ich verbringen den Abend zusammen am Myvatn, der am naechsten Morgen seinem Namen (Myvatn = Mueckensee) alle Ehre macht. Der maximale Abstand zwischen 2 Muecken betraegt teilw eise nur noch 5 cm. Es ist unmoeglich, den Helm aufzusetzen, ohne gleichzeitig mindestens 10 Muecken im Helm einzufangen. Gluecklicherweise sind es fast ausschliesslich nichtstechende Arten, dennoch ist es extrem laestig. Fast fluchtartig verlassen wir de n Campingplatz. Langsam laesst der Regen nach. Die Piste ist noch vom Regen aufgeweicht, wir sehen schon nach weniger Kilometern aus, wie die Schweine. Die Krafla, ein nordoestlich des Myvatn gelegener Vulkankrater offenbart einmal mehr die Besonderheit. Im Gebiet des letztmalig 1984 ausgebrochenen Vulkans sind noch viele Solfatare aktiv, die Erde gar teilweise noch so warm, dass man ohne Kocher Spiegeleier braten kann. Wie ein schwarzer Fleck liegt das Lava-Feld inmitten der bunten Landschaft. Diese Land schaft weckt Erinnerungen an den Yellowstone-Nationalpark in den USA, wo es ebenso Solfataren-Felder gibt. Dimmuborgir ist eine, aus erkalteter Lava bizarr geformte Landschaft, die insbesondere im Gegenlicht sehr fotogen ist. Der Vergleich mit dem Arches- Nationalpark, USA draengt sich mir auf. Nur sind die vielen Boegen nicht aus Sandstein, sondern aus schwarzer Lava. Wir haben 20 Grad, die Thermokleidung bekommt Ruhe verordnet, es ist sehr schoenes Wetter - solches Wetter hatten wir fuer Island erhofft, aber nicht erwartet. Der weiter westlich liegende Godafoss erinnert in der Form an die Niagaras - irgendwie ist es komisch, ständig draengen sich derartige Vergleiche auf. Die Touren der letzten Jahre sind eben irgendwie intensiver geworden. In Akureyri a ngekommen, sehen wir schon am nachmittag Teilnehmer des 'Stadtsports': man faehrt mit sehr geringer Geschwindigkeit immer eine definierte Runde durch die Stadt. Wer Lust hat, reiht sich ein, wer nicht, schaut den Fahrenden zu. Das geht ganze Abende so. Is land ist eben anders. Bevor wir in die Kjoelur, einer Hochlandpiste, einsteigen, machen wir einen Stop im Varmalid. Hier ist die Temperatur nahezu schlagartig von etwa 22 auf 11 Grad gefallen und alles versinkt im Nebel. Der Morgen beginnt mit Unruhe - ei n betrunkener Islaender weckt alle auf dem Campingplatz. Als ich nach dem Duschen feststelle, dass mein Radio fehlt, ist er schon laengst ueber alle Berge. Der Alkoholismus scheint in Island ein wirkliches Problem zu sein. Da es noch nicht regnet, hoffen wir auf eine trockene Hochlanddurchquerung. Diese Hoffung wird jaeh enttaeuscht und es regnet waehrend der gesamten Hochlanddurchquerung bis nach Reikjavik. Welchen Spass so eine Piste im Dauerregen macht, kann sich wohl jeden vorstellen - aber wir haben es ja so gewollt. Wir sind so sehr mit dem Fahren beschaeftigt, dass kaum Zeit bleibt, die Landschaft zu wuerdigen, die aber groesstenteils sowieso im Regengrau verschwindet. Die Motorraeder sehen inzwischen aus, als seien sie gerade aus einem Schlammloch geborgen. Die Piste ist bis Hveravellir gut befahrbar, aber danach wird es 'lustig', unendlich viele Schlagloecher bevoelkern die Piste. Nachdem wir anfangs noch versuchen den Schlagloechern auszuweichen, entscheiden wir uns spaeter fuer die Methode 'Ga aas' im Rallyestil. Ab etwa 60-70 km/h fliegt man bei entsprechend geringem Abstand der Loecher foermlich von Loch zu Loch, die Fahrt wird ruhig, nur die hin und wieder auftretenden Durchschlaege der Hinterradfederung bringen Unruhe in die Fahrt. Bei dem Versuch ein nahe der Piste gelegenes Sommerskigebiet am Hoefjoekull zu besuchen, kapitulieren wir vor der zweiten Furt, die Stroemung ist extrem stark und wenige Meter flussabwaerts wartet ein Wasserfall auf die Abgetriebenen... In Reikjiavik stellen wir unser Zelt im Regen auf - und fallen todmuede in den Schlafsack.

17.8.97

Wir lassen uns viel Zeit am Morgen, der Regen laesst nach, schliesslich hoert es sogar ganz auf, zu regnen. Wir starten unsere kleine Stadtbesichtigung der noerdlichsten Hauptstadt der Welt. Reikjavik ist eine bunte Stadt. Die Häuser, von knallrot bi s pink gestrichen, sind aber teilweise in schlechtem Zustand. Der Troedelmarkt, die Hallgrimskirche, deren Vorplatz gerade eine Fusswegheizung (ehrlich!) bekommt und andere Sehenswuerdigkeiten sind unser Ziel. Am Abend treffen wir tatsaechlich, wie verein bart meine Mutter und ihre Freundin an der Hallgrimskirche, um 2x Geburtstag zu feiern. Die Preise fuer 4 Personen in einem ausgesucht preiswerten Restaurant fuer je ein normales Essen und je 1 Glas Bier belaufen sich auf zusammen 160,- DM. Island ist and ers! Am naechsten Tag kommen wir spaet los. Die Fahrt fuehrt uns zur Blauen Lagune, die zum Pflichtprogramm aller Islandreisenden gehoert. Das Bad im warmen Wasser bei Nebel und einsetzendem Regen ist sehr angenehm. ähnlich dem Toten Meer wird dem Wasser heilende Wirkung nachgesagt und perfekt vermarktet. Allein der einfache, ermaessigte Eintritt kostet ca. 10 DM. Merchandising par excellence. Der Abend klingt mit einem Schluck Whisky , blauem Himmel und herrlichem Sonnenuntergang etwa 100 km noerdli ch von Reikjavik in Borgarnes aus.

18.8.97

'Der' Tag. Eigentlich wollten wir heute den westlichsten Punkt Europas erreichen, der an den Westfjorden Islands liegt. Thomas laesst wieder mal seine Trinkflasche vor mir auf der Piste fallen, so dass ich kraeftig in die 'Eisen' steigen muss. Als wir sie wieder befestigen wollen, stelle ich fest, dass sein Topcasehalter irgendwie wackelt. Thomas meint, alles sei ok, also fahren wir weiter Richtung Latrabjarg, wo mit 24 Grad der westlichste Punkt Europas liegt (Groenland gehoert ja nicht wirklich zu Europ a). Bei Hujoeti laesst Thomas nach einem kurzen Halt doch mal kurz das Moped fallen - gluecklicherweise ohne bleibende Schaeden. Am Campingplatz von Breidavik, den wir fuer den westlichsten Campingplatz Europas halten, werden wir von Thomas und Matthias a us Mecklenburg gleich auf ein Bier eingeladen. Ohne etwas Vernuenftiges gegessen zu haben und ziemlich ausgepumpt, beginnt der Alkohol recht kraeftig zu wirken. Als Thomas noch mit dem Rauchen anfaengt, verschlechtert sich seine Verfassung zusehends, bis er sich schliesslich 'alles noch mal durch den Kopf gehen laesst'. Nunja, nach etwa 400 km, davon 75 % auf unasphaltierter Piste mit teilweise extrem schlechtem Zustand und ohne einen Bissen im Magen hauen so zwei Bier und ein Likoerchen schon ganz schoen rein. Wir sind nicht mehr in der Lage, ein Zelt vernuenftig aufzustellen und betten uns im Vorraum des Sanitaertraktes zur Ruhe. Als wir am naechsten Tag gegen 8 Uhr wach werden, ist Thomas noch voellig fertig. Die Nachricht von der Totalfraktur des Top casetraegers und beginnender Ölverlust seiner Stossdaempfer steigert die Stimmung auch nicht. So wird das Gepaeck aufgeteilt: Einen Teil nehmen die 2 aus Mecklenburg mit, den Rest teilen wir unter uns auf. Endlich am Westkap angekommen, mache ich mich auf den etwa 6 km Fußmarsch, um am Vogelfelsen Lundis, die Nationaltiere der Islaender, zu sehen. Abgesehen von extrem vielen Insekten, die die Felsabbruchkante bevoelkern, sind es vor allem Alkenarten, die am Vogelfelsen zu beobachten sind. Die Lundis zeige n sich erst, als ich nach 1.5-stuendigem Rueckweg den Parkplatz wieder erreiche. Robben ahlen sich in der Sonne, die Moewen und Alken ziehen ihre Kreise am Himmel und hin und wieder laesst sich ein Lundi an der Felskante sehen. Diese Voegel sind wirklich exotisch und sehr schoen anzusehen. Der Rueckweg zur Fjordfaehre ist beschwerlich, schliesslich wurde ein Grossteil der Strecke gerade frisch aufgeschottert, es regnet und der Wind wartet mit orkanartigen Boeen aus wechselnden Richtungen auf uns. Der Campingplatz in Stykkisholmur ist leicht zu finden, er hat sogar eine Dusche - freu!. Also rein in die Kabine, raus aus den Klamotten, Wasser marsch und - eiskalt! Auch laengeres Laufenlassen bringt nichts. Fast schon ironisch mutet da das Schild ueber d em Warmwasserhahn an: "Please turn off the hot water, when not in use...". Das war schon die 4. kalte oder nicht vorhandene Dusche in Folge - schxxxx.

21.8.97

Die Fahrt ueber das Gebiet von Pingvellir (Althing, der ehemalige Beratungsplatz der Islaender, hier driften im Übrigen die europaeische und die amerikanische Kontinentalplatten auseinander, was eine grosse Felsspalte zur Folge hat) verlaeuft voellig problemlos. Am Abend treffen wir auf dem Campingplatz Gabi, Klaus und Pawel, die mit einem ROBUR LO3000, einem Lkw aus DDR-Produktion, wie wir am Westkap waren. Leider hat sie das Schicksal erwischt, vor dem wir gewarnt worden waren. Die Seitenbereiche d er islaendischen Straßen sind oft sehr weich und meist wie ein Damm angelegt, so dass man hoellisch aufpassen muss, nicht von der Strasse 'zu fallen'. Als die 3 einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen wollten, sind sie von der Straße abgekommen und ha ben sich mehrfach bergab ueberschlagen. Nach langwierigen Bergung war der LO3000 sogar wieder einigermassen fahrbereit. Island ist anders. Am Abend haben wir das Glueck, Polarlichter zu sehen. Lange schon habe ich darauf gehofft, welche zu sehen, endlich hat es geklappt. Dieses gruenliche Flimmern am Himmel ist nur zu sehen, wenn die Wolken mal aufreissen. Es ist ein schönes Schauspiel. Wie ein leuchtender, sich staendig bewegender Teppich mutet diese Erscheinung an. Wir stehen am Geysir - es ist 01.00 Uh r Nachts - dem Strokkur (übersetzt: Butterfass), Islands groessten aktiven Geysir zu besuchen, ist sicher nicht allen Touristen vergönnt. Im Dunkeln wirkt der aktive Geysir etwas gespenstisch. Nur mit Taschenlampen kann man seiner Aktivitaet folgen. Es sc hoenes Schauspiel. Am naechsten Morgen saeumen wieder sehr viele Touristen den Strokkur, so machen wir uns auf zum Gullfoss, der in zwei Stufen herabfaellt. Im Hintergrund bieten die Auslaeufer des Langjoekull einen sehr schoenen Kontrast. Weiter auf der Inlandsroute nach Landmannalaugar. Die Piste ist recht rauh, gestattet aber zeitweise sogar Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h. Im Rallyestil und mit einem leichten Rallyegefuehl dirigieren wir die Motorraeder zwischen den Schlaglochserien hindurch. Es ist fast wie im Rausch. Vor dem Campingplatz von Landmannalaugar sind unsere ersten zwei groesseren Furten zu durchqueren. Da wir noch wenig Erfahrung damit haben, bauen wir das gesamte Gepaeck ab. Thomas schiebt seine, ich fahre meine Emme durch die e rste Furt, die zweite Furt umgehen wir mittels einer kleinen Fußgängerbrücke - Weicheier oder Selbsterhaltungstrieb? Wir entscheiden uns nach einer Nacht auf dem recht niveaulosen und teuren Campingplatz und einer kleinen Wanderung durch die Landschaft vo n Landmannalaugar, fuer die Suedroute Richtung Eldgja. Erst nach 15 Furten stoppt eine z.Zt. unueberwindliche Furt kurz vor der Eldgja unseren Vorwaertsdrang. So langsam arbeiten wir uns ins Furten ein. Inzwischen durchwaten wir vor einer Wasserdurchfahrt diese nicht mehr. Bis Kirkjubaklaustur zählen wir 25 gefurtete Flüsse. Auf der Ringstrasse angekommen, erwartet uns unsere erste Asphaltfurt - die Ringstrasse ist nach einem kleinen Gletscherlauf auf einer Laenge von etwa 150 m ueberflutet. Der Polizist , der an dieser Stelle die Autofahrer informieren soll, meint, dass so etwas an dieser Stelle seit 30/40 Jahren nicht mehr vorgekommen sei. Da es aber seit 6 Wochen hier ununterbrochen regne... Die Durchquerung ist eigentlich kein Problem, nur die Laenge der Furt macht uns etwas zu schaffen, die Stroemung ist recht stark. Die tiefste Stelle laesst uns bis etwa Fussrastenhoehe ins Wasser tauchen - wir haben es ja so gewollt.

24.8.97

Guten Morgen - 8.30 Uhr - Was schon so spaet? - Aufstehen! - Wetter? - Ahja, da hinten wird es blau. Beim Fruehstueck entscheiden wir, die Lakispalte in Angriff zu nehmen. Ausreichend viele Warnungen hatten wir schon erhalten, wir wollen es versuchen. Hei nz, mit seiner DR650 hat selbiges vor, also starten wir gemeinsam ohne Gepaeck. Touristen, die eine organisierte Bustour zur Lakispalte gemacht hatten, meinten, dass die entscheidende Furt etwa nach 20km auf der ca. 60km langen Tour kommen sollte. Die Str asse ist schlecht, die ersten Furten nehmen wir gelassen, sie sind nicht tiefer als etwa 20-30 cm, die Stroemung ist eher maessig. Nur die vielen, im Wasser liegenden grossen und scharfkantigen Steine zwingen uns immer wieder zu unfreiwilligen Stops mitte n im Fluss. Dann heisst es, vorsichtig um die Hindernisse herumzuzirkeln. - Noch sind meine Fuesse trocken, Thomas und Heinz berichten bereits von Miniaquarien in den Stiefeln. - Die wichtigste Furt erwartet uns, wie versprochen etwa nach 20km auf dieser sehr anstrengenden Piste. Sie ist am Fagri-Foss gelegen, dem nach meiner Meinung schoensten Wasserfall Islands. Fast gardinenartig faellt hier das Wasser zu Tal. Mehrere Stufen erhöhen die Wirkung, die der Wasserfall sowieso schon macht, noch weiter. Die, an der Strasse liegende Furt ist uns zu tief, so suchen wir flussabwaerts eine flachere Stelle. Einen aelteren Herrn mit einem alten Ford Bronco bitten wir, uns die erwaehlte Furt mit seinem Auto zu demonstrieren. Das ist in Island ganz normal. Auch mit dem Wagen in einer Furt abzusaufen, hat fuer Islaender nichts ehrenruehriges. Wir denken, es muesste zu schaffen sein. Wer von uns dreien fährt zuerst? Nach kurzem Palaver nehmen die MZ als erstes die Furt in Angriff, erst als wir drueber sind, traut sich die Enduro auch... Immerhin war das Vorderrad fast komplett unter Wasser. Auch beim Auspuff hiess bei unseren MZ "Land unter". Heinz beschrieb den Sound immer wieder mit "Blubber-Blubber". Fazit jedenfalls, dass die Emme auch mit Auspuff unter Wasse r laeuft - man muss den Motor nur am Laufen halten, was leichter klingt, als es manchmal ist. Natuerlich sind alle abdichtenden Vorarbeiten an Getriebe, Lima, Vergaser und Batterie vorher ausfuehren! Resonanzeffekte fuehren jedenfalls bei laufendem Moto r nicht zum Ansaugen von Wasser ueber den Auspuff, was wir befuerchtet hatten. Kritisch ist starke Stroemung, die staendig versucht, uns umzuwerfen, sowie der extrem grobe und schaftkantige Schotter (teilweise bis 50cmx50cmx50cm grosse Steine), die es zu umfahren gilt, die man aber selten rechtzeitig sieht. Oftmals bremsen sie einen schlagartig auf 'Null' runter. Einmal im Wasser zum Stehen gekommen, heisst es, den Motor am Leben zu halten. Das Wiederanfahren gestattet sich je nach Untergrund simpel bis s chwierig, manchmal dreht das Hinterrad einfach haltlos durch, produziert dabei eine schoene Wasserfontaene. Die Kupplung hat ganz schoen zu tun. Als wir nun alle drueben waren und weiterfahren wollten, streikte meine Kupplung. Sie liess sich nicht mehr tr ennen. Mehrere Anfahrversuche gruben das Hinterrad nur noch tiefer in den Kies. Also - Hochschalten zwischen 4. und 5. Gang, Motor per Kickstarter an und bei mittlerer Drehzahl den 5. Gang rein - siehe da, alles wieder ok. Leicht ins Schwitzen gekommen w ar ich aber schon, schliesslich waere der Rueckweg ohne Kupplung recht beschwerlich. Die Erleichterung ist gross, als es weitergeht. Offensichtlich war die Kupplung durch den Temperaturschock und kraeftige Nutzung in der Furt zusammengeklebt. Sie hat jede nfalls nie wieder irgendwelche Probleme gemacht. Die naechsten Furten waren problemlos. Inzwischen durchwaten wir keine überhaupt Furten mehr, man hat ja etwas Erfahrung und kann in etwa die Tiefe und das Risiko einschaetzen. Die Regel, dass die Furt am A usgang flussabwaerts meist am flachsten ist, bewahrheitet sich, auch sind Stroemung und Wirbel dort am geringsten. Etwas kritisch sind einzig die geroellarmen Treibsandfurten, bei denen man sich sehr schnell eingraben kann. Das gilt insbesondere fuer die Einfahrten und Ausgaenge, wo der Treibsand noch viel weicher ist, da er hier trocken ist. Manche Pfuetzen (fast kleine Seen) bedecken die gesamte Fahrbahnbreite. Da sie mit undurchsichtiger brauner Bruehe gefuellt sind, weiss man meist nicht, wie es drinn en aussieht. In der Mitte oder am Rand sind sie jedoch meist problemlos. Die Fahrrinnen der Autos sind tief und gefaehrlich. Wichtig ist ausserdem, dass bei so haeufiger Furtfolge die Hinterradbremse nicht mehr trockenzubremsen ist und somit groesstenteil s ausfaellt, was offroads nicht gerade als Idealfall gilt... Die Vorderradbremse ist auch nur sparsam einsetzbar, so dass einer vorausschauenden Fahrweise besondere Aufmerksamkeit gezollt werden sollte. Es regnet wieder. Die Piste wird schlechter. Manche Kurven sind nur noch im Trialstil mit schleifender Kupplung zu nehmen. Als wir endlich am Parkplatz anlangen, weht ein kalter Wind, es regnet und das Thermometer zeigt 7 Grad. Dennoch starten wir zu einer kleinen Wanderung. Das auf der erkalteten Lava gew achsene Moos ist durch viel Regen immerhin ca. 20cm dick. Man laeuft, wie auf einer Wolke - ein herrliches Gefuehl auch, sich einfach mal ins Moos zu legen. Die Lavaflussbetten und krastartigen Einbruchgebiete sind noch gut zu erkennen. Kleinere Krater ve rraten die vulkanische Herkunft des gesamten Gebietes. Das Wetter aendert sich - etwa 10km von uns entfernt. Immhin reicht es fuer ein paar Fotos, bevor uns auf den Rueckweg machen. Es regnet weiter. Getreu dem Motto: "Gefaellt Dir das Wetter nicht, warte 5 Minuten, dann wird's noch schlechter.", regnet es immer staerker. Die Visiere sind innen nasser, als aussen, beschlagen staendig, so dass alle 500m angehalten werden muss, um wenigstens einigermassen Sicht zu bekommen. Der Weg wird schlammig und immer schlechter. An einigen Stellen, die mit dem Motorrad noch einigermassen im Trialstil zu bewaeltigen waren, haette ich mit einem Gelaendewagen doch echte Bedenken, zumindest waere eine extreme Verschraenkung noetig. Auf dem Rueckweg versuche ich die kritische Furt im 'Lehrbuchstil', also mit der Stroemung schraeg flußabwaerts, zu uuml;berqueren und erwische natuerlich prompt eine tiefere Fahrrinne, als geplant. Die Emme versinkt bis etwa Zylinderkopf in den Fluten und ich hoffe nur noch instaendig, daß sie kein Wasse r ansaugt. Die Zeit im Wasser scheint nicht zu vergehen, das Ufer kommt nicht naeher. 'Bitte kein Wasser ansaugen, bitte!', 'Immer schoen die Drehzahl halten!'. Als ich endlich am anderen Ufer bin, weiß ich, dass ich solche Extratouren demnaechst unterlas se, die andere Furt war schon getestet, und so gross ist der Unterschied nun auch wieder nicht, ob ich im rechten Winkel zum Fluss oder mit 45 Grad durch den Fluss fahre. Es ging noch mal alles glatt. Als wir wieder am Campingplatz sind, haben wir etwa 20 Furten, zuzueglich einer grossen Anzahl riesiger Pfuetzen hinter uns, sind voellig durchgeweicht und freuen uns nur noch auf ein schoenes Abendbrot und einen warmen Schlafsack. Wir sind voellig fertig, aber auch gluecklich, dieses bis dato groesstes Offr oad-Abenteuer mit der Emme erfolgreich hinter uns gebracht zu haben. Die Motorraeder haben keine Schaeden erlitten, und wir koennen ihnen grosse Robustheit und Leistungsfaehigkeit bescheinigen. Mit einer MZ kommt man ueberall hin, nur eben etwas langsamer , als mit den meisten High-Tech-Geraeten. All jene, die bereits mit dem Bus in der Laki-Spalte besucht hatten, konnten kaum glauben, dass man es auch mit einer MZ schaffen kann. Ja selbst Heinz mit seiner DR650 war noch lange begeistert und wusste vielen Anderen immer wieder vom Blubbern des Auspuffes unter Wasser zu berichten.

25.8.97

Die Fahrt zum Skaftafell-Nationalpark ist nicht lang, so koennen wir auf einer ausgiebigen Wanderung die Schoenheit des Vatnajoekull-Auslaeufers voll in uns aufnehmen. Der Svartifoss, einer der bekanntesten Wasserfaelle Islands ist vor allem wegen seiner Balsaltsaeulenstruktur, die ihn rechts und links umgibt, besonders interessant. Zum Skaftafellsjoekull kann man auf einem Rundweg gelangen, der durch grosse sumpfige Gebiete fuehrt. Als Schuhwerk sind Turnschuhe - gelinde gesagt - ungeeignet, schliesslich sind schon nach kurzem die Schuhe ziemlich nass. Robuste Gummistiefel waeren viel besser geeignet. Doch das Wetter ist so gut, wie wir es lange nicht mehr hatten. Die Stimmung ist gut. Bald schon steht uns der Schweiss in den Hosen. Island ist anders. Is land ist bei schoenen Wetter einfach viiiielll schoener - aber das duerfte wohl an den meisten Plaetzen der Welt so sein.

26.8.97

Heute geht's Richtung Seydisfjoedur weiter. Der Regen bleibt uns bis zum Breidamerkurjoekull, so dass wir von einer Bootsfahrt auf dem bekannten Gletschersee von Joekullsarlon absehen. Als es kurz aufhoert und die Sonne zum Vorschein kommt, wechseln die E isberge im See ihre Farbe von tiefblau auf weiss. Die Wirkung der Szenerie ist ploetzlich voellig gewandelt. Es scheint alles heller, weniger schwer und irgendwie grossartig. Das, was man von den Eisbergen ueber Wasser sieht, ist beeindruckend, aber wenn man weiss, dass gerade mal 1/7 des Eises herausragen, bekommt man eine Vorstellung der Groessenverhaeltnisse. Doch schon wenig spaeter hat uns der Regen wieder eingeholt, wir sind zurück auf der Ringstrasse 1. Etwa 50km weiter streikt mein Motorrad - ach ja umschalten auf Reserve - alles klar. Nur 500m spaeter streikt das Motorrad schon wieder. Auf der Suche nach der Ursache stelle ich fest, dass sich das Benzin im Reservebereich mit Wasser vermischt hat und der Motor so keine Lust verspuert, seinen Diens t wieder aufzunehmen. Vergaserreinigung, Benzinhahnreinigung, alles in allem etwa 1/2 Stunde. Der Reservesprit fuer den Kocher, den wir immer extra mitfuehren, bringt mich dann zur naechsten Tankstelle. Der Regen und der kalte Wind hoeren nicht auf. Wir e ntscheiden uns fuer eine Schlafsackunterkunft. Diese Besonderheit Islands ist fuer hiesige Verhaeltnisse recht teuer (ca. 40DM pro Person). Man bringt seinen eigenen Schlafsack mit und bekommt eine Schlafgelegenheit. Meist sind es Schlafsaele. Wir bekamen ein Hotelzimmer ohne Bettzeug. Dafuer war der Preis dann doch wieder einigermassen ertraeglich... Es hat die ganze Nacht ununterbrochen geregnet und noch immer hat es nicht aufgehoert. Keine Lust aufzustehen - aber es muss sein. Wir starten im Regen, der uns fast den ganzen Tag treu bleiben wird. Asphalt und Schotter wechseln sich staendig ab. Jeweils nur wenige Kilometer, staendig muss man sich neuen Gegebenheiten anpassen. Island ist eben doch anders. Die Visiere innen meist nasser als aussen. Ich fah re mit einem Caberg Unlimited 3 und Thomas mit einem Caberg Unlimited 2 - Helm. Diese Helme funktionieren bei normalen mitteleuropaeischen Verhaeltnissen, doch in Island zeigt sich jeder kleine Mangel der Ausruestung nachhaltig und verstaerkt. Es ist nich t nachzuvollziehen, woher bei geschlossenem Visier innen dieser Regen herkommt. Der Nebel wird zeitweise so dicht, dass es schon mit 30km/h ein Risiko bedeutet, weiterzufahren. Mehr nach Gefuehl, denn auf Sicht tasten wir uns vorwaerts. Hinter jeder Biegu ng kann eine neue Überraschung warten - Tiere, Holzstücke, Steine, Schlagloecher - auf alles muss man gefasst sein.

27.8.97

Auch in Seydisfjoedur regnet es. Am naechsten Tag soll unsere Faehre Richtung Daenemark wieder ablegen. Aufstehen, hin zur Faehre und warten: gegen 9.30 fahre ich als erster an Bord. Diesmal war der Umbuchungsversuch nicht so erfolgreich, wie auf der Herf ahrt, so dass wir uns mit den "Sleepretters", so gut es geht, arrangieren werden. Klaus, Gabi und Pawel mit dem ROBUR sind auch wieder da. Der Lkw hatte durchgehalten, trotz des 'Umfallers'. Viele der Reisenden, die wir in Island getroffen haben, sind wie der hier an Bord. Bis die Faehre ablegt, dauert es, wie immer, 1.5 Stunden laenger, als geplant, da die Faehre offensichtlich ueberbucht ist. Die Busse und Lkw muessen mehrmals umrangiert werden, bis die Heck-Klappe geschlossen werden kann. Als es endlich losgeht, sind alle erleichtert, noch mitgekommen zu sein. Schliesslich ist es die vorletzte Faehre in diesem Jahr, die Island anlaeuft und der Winter ist rauh und lang... Die 9- Bett-Kabinen sind ungemuetlich, so dass wir uns kaum darin aufhalten. In den Aufenthaltsraeumen wird resuemiert, was man gesehen hat, was andere gesehen haben, was man verpaßt hat, was einem passiert ist - alles in allem ist dies ein sehr interessanter Urlaubsabschluss, den Flugreisende eigentlich nie in diesem Umfang erleben koe nnen - schade! Waehrend der Überfahrt laesst sich mindestens die Hälfte aller Passagiere das Essen 'nochmal durch den Kopf gehen' und sorgt fuer das Wohlergehen der Fische im Nordatlantik. Die Information gibt zwar Tabletten gegen Seekrankheit aus, aber d ie helfen laengst nicht bei allen. Bewaehrt hat sich in diesen Faellen 'SuperPEP'. Fuer etwa 10 Minuten hat man waehrend der Überfahrt sogar Gelegenheit, grosse Wale aus naechster Naehe beobachten zu koennen. Ein Schauspiel fuer das andere viel Geld extra bezahlen müssen - fuer uns ist es gratis. Diese riesigen Meeressaeuger sehen recht plump aus und beeindrucken doch durch ihre Wendigkeit. Als wir 2 Tage spaeter mit einer Stunde Verspaetung den Hafen von Esbjerg anlaufen, dauert es weitere 1.5 Stund en bis wir Richtung Jena starten. Thomas zweigt in Hamburg Richtung Berlin ab und ist etwa 6.00 Uhr da. Nach ein paar Stunden Schlaf an einem Parkplatz, fruehstuecke ich noch mal in Gotha und bin gegen 10.00 Uhr zu Hause in Jena. Ein sehr schöner und eind rucksvoller Urlaub ist zu Ende - Danke liebe Emmi.!

Hendrik