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Wird nur die Lohnarbeit ausgebeutet?

Der Reichtum der Gesellschaft hat seine Quellen in der Natur und der Arbeit der Menschen. Ausbeutung als "Aneignung unbezahlter Arbeit" bezieht sich nur auf Menschen, die den Rest ihrer Arbeit durchaus bezahlt bekommen.

"Arbeit wird weltweit billig wie Dreck..." konstatiert der sozialdemokratisch-konservative Horst Ahfeld.

Wieso bekommen nicht einmal mehr die Lohnarbeiter den Anteil am Arbeitsprodukt, der ihnen ihre Reproduktion ermöglicht? Weil als ihre Reproduktion nur die "sich rechnet", die notwendig ist für die weitere Reproduktion des kapitalistisch bestimmten Arbeitsprozesses.

Klaus Kinkel stellt fest, daß immer weniger Menschen ein nur noch schwach wachsendes Produktionsvolumen fertigen. Zur Kapitalreproduktion werden also immer weniger Menschen gebraucht. Also brauchen sich immer weniger Menschen zu reproduzieren.
Alle anderen Menschen sind "Überbevölkerung" (in der "dritten Welt") oder "faule Arbeitslose" (in den Industrieländern).
Konnte Marx sich analytisch vor allem auf die Lohn-Arbeit konzentrieren, so wird diese spezielle Arbeitsform weltweit immer mehr zur Seltenheit .
Für den Kapitalismus ist es typisch, daß seine systemhafte Einheit durch die einheitliche Zielorientierung: - Kapitalakkumulation und Profit - gegeben wird, seine Realisierungsformen aber stark differieren und aus dieser Differenzierung seine Effektivität und Dynamik herrührt.
Das Ziel ist einheitlich, die Mittel sind verschieden. Es ist nicht nur eine Ausbeutungsform wesentlich. Die Ausbeutung bezahlter Lohnarbeit (bei dem "nur" ein Mehrarbeitsanteil unbezahlt enteignet wird), ist geradezu eine privilegierte Form der Ausbeutung. In Lohn-Arbeit werden auch ausgerechnet nicht die wesentlichsten Lebens-Mittel produziert, sondern eher die Luxus-Mittel. Gerade die Lebensgrundlagen werden anders reproduziert.

Gerade in der historischen Situation, wo die materiell-technischen und wohl auch die menschlich-kreativen Voraussetzungen so weit entwickelt sind, daß die Zeit der notwendigen Arbeit stark reduziert werden könnte - wird die Arbeit zur Maximierung des Profits international neu organisiert und die privilegierte Lohn-Arbeit verliert an Bedeutung (wegen direkter globaler Konkurrenz der Arbeitsbedingungen...).

Andere - immer bedeutender werdende - Arbeitsformen sind:

  • dominierende Frauenarbeit ohne Lohn-Arbeitsvertrag und Absicherung o.ä. ausgerechnet in den kap. "Aufschwungländern" wie in Südostasien,
    "militärisch organisierte Arbeit in Kasernen der sog. Weltmarktfabriken und freien Produktionszonen" - Weltmarktfabriken (Maquilas) in Südamerika mit 12-15 Stunden Arbeit ohne Pause für 12-20-jährige im Tropenklima... , eingezäunt und militärisch bewacht...
  • Selbst-Ausbeutung durch Selbst-Erarbeitung der Produktionsmittel,
    Vertragsproduktion...
  • "Dienstleistungs"- Gesellschaft: Prostitution der Arbeitskraft auf dem täglichen Markt... ohne Absicherung...
  • unbezahlte Reproduktionsarbeiten, vor allem durch Frauen realisiert
    neue Formen der Einbeziehung der Frauen: Kreditvergabe: Absorption der Familienarbeitskraft, Abhängigmachen von Agroindustrie... (Werlhof), dass. bei Weltbankprogrammen für Kleinproduzenten...
  • Landarbeit in Südamerika: Agrarreform zwingt Bauern zur Produktion für den Weltmarkt
  • GATT: High-Tech-Agrokonzerne der USA erzwingen Zugang zu Märkten der "Dritten Welt" wo wieder Millionen von Bauern "überflüssig" werden
  • In-Wert-Setzung neuer Bereiche der Natur... (Inneres der Lebewesen: Bio- und Gentechnologie..."Patente auf Lebewesen")

Dabei spricht die "Ausbeutung" bisher nur von quantitativen "Diebstählen", nicht von qualitativen Zerstörungen, die angesichts der globalen Problemlage derzeit immer mehr ins Blickfeld gehören.

(Zerstörung menschlicher Fähigkeiten, Deformation d. Bedürfnisse; Naturzerstörung...)



 

 

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