Die Klimakatastrophe kommt

 

Meine Tochter lernt grad fürs Abi, dass in den nächsten 100 Jahren die durchschnittliche Temperatur auf der Erde um 2 bis 5 K ansteigen wird. Sie lernt auch, wie der anthropogene (d.h. durch die Menschheit betriebene) Treibhauseffekt funktioniert. Es ist mittlerweile unübersehbar, dass die Treibhausgase den natürlichen Treibhauseffekt seit mehreren Jahrzehnten vervielfachen und dass dies Folgen auf die kurzfristige Wetter- und die langfristige Klimaentwicklung hat. (Wie wir wissen, ist aber nicht nur der Treibhauseffekt gefährlich, sondern auch eine treibhausgas"neutrale" Energiegewinnung - beispielsweise über Kernfusion - würde die atmosphärischen Energieflüsse zur Instabilität bringen.)
Geringe Schwankungen des Klimas sind weniger problematisch, aber der Wert von ca. 1-2 K Anstieg wird als mindester kritischer Wert betrachtet, bei dem die Klimabedingungen sich in historisch kurzen Zeiträumen so rasant und chaotisch verändern werden, dass die menschliche Existenz (Nahrungsmittelproduktion usw.) kaum angemessen angepasst werden kann.
Heute las ich in einem Bericht zu den "Hamburger Klimatagen" die Aussage eines Wissenschaftlers: "Zu verhindern ist die Klimakatastrophe nicht mehr. Es geht nur noch darum, Zeit zu gewinnen, um sich auf ihre Folgen einzurichten." (ND, 15.5.06)

Es ist längst "5 nach 12".

Ich habe in meinen Vorträgen über eine wünschenswerte menschliche Zukunft an das Ende der Präsentation meist das Bedenken gestellt, dass alle noch möglichen Hoffnungen voraussetzen, dass unser Handlungsspielraum sich nicht durch Kriege oder Ökokatastrophen einengt. Aber ich muss erkennen, dass ich meine Vorträge nun doch mit der Feststellung beginnen müsste, dass es längst zu spät ist. Alle unsere Zukunftsüberlegungen müssen davon ausgehen, dass die katastrophalen Entwicklungen höchstens ein wenig abgeschwächt und hinausgezögert werden können, aber nicht mehr verhindert.
Wir können uns sicher noch eine Weile blind und taub stellen, grad wir, die wir von den Wetteränderungen höchstens einen wärmeren Sommer haben und wie dieses Jahr quasi einen direkten Übergang vom Winter in den Sommer. Damit lebt sichs doch bei uns noch ganz angenehm... (wenn man nicht grad an den ständig überschwemmenden Flüssen lebt).

Ich kann nicht wieder, wie ich es noch vor dem Ende der DDR tat, verdrängen, was ich befürchte. Damals befürchtete ich, dass die zarten Ansätze der "Erneuerung" umschlagen würden in die Übernahme des kapitalistischen Systems und ich versuchte in den Aufbrüchen im Herbst 89 nur das Gute zu sehen - aber vergeblich.
Diesmal gibt es nicht mal mehr die Ansätze zu etwas Gutem zu sehen, vielleicht kann man sie in der Entwicklung der Technik und Praxis der Erneuerbaren Energieen sehen. Wenn der technische Aufschwung auf diesem Gebiet aber nicht getragen wird von einer grundlegenden Neugestaltung unserer Lebens- und Wirtschaftsverhältnisse, sondern weiter nur auf dem Fundament des kapitalistischen Systems der Profitmacherei beruht, wird auch diese Hoffnung sich umkehren in Ent-Täuschung.

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