Protokoll unseres Arbeitstreffens
- Ums Menschsein geht es... - Zukunftswerkstatt Jena 2002

I. Zur Unterscheidung von Denktypen *
      Abstraktes Denken *
II. Zur Logisch-Historischen Methode *
      II.1. Logisch-Historisches bei Hegel *
      II.2. Logisch-Historisches bei Marx *
      II.3. Logisch-Historisches bei Holzkamp *
          II.3.1. Bei der Bestimmung der "Psyche" *
          II.3.2. Funktional-historische Methode zur Untersuchung der biotischen Evolution *
          II.3.3. Logisch-historische Methode zur Untersuchung der Gesellschaft *
      II.4. Kritik des Logisch-Historischen bei Backhaus *
III. Dialektische Qualitätssprünge *
      III.1. Dialektische Qualitätssprünge bei Hegel *
     III.2. Dialektische Qualitätssprünge bei Engels *
     III.3. Dialektische Qualitätssprünge bei Holzkamp *
Literatur: *

Ausgehend von der Unterscheidung "Deuten" und "Begreifen" wollen wir einige Methoden kennen lernen, die ein Begreifen ermöglichen führen können.

Über diese Inhalte haben wir keine Extra-Veranstaltung durchgeführt, sondern sie jeweils in den Anwendungen besprochen.

I. Zur Unterscheidung von Denktypen

Deuten

Begreifen

Unmittelbarkeitsdenken

Abstraktes Denken

Dialektisches Denken

Das Unmittelbare "abbilden", "Oberflächenverdopplung", Verallgemeinerung von beliebigen Beispielen

Abstraktes Allgemeines dem Einzelnen gegenüber stellen. ® Systemtheorie

Elemente jeweils gleichartig, System und Elemente stabil.

Allgemeines im Besonderen, Besonderes im Allgemeinen erkennen.

Totalität ist Mannigfaltigkeit der Momente. Beide existieren durcheinander.

(Mehr zur Unterscheidung "Deuten" und "Begreifen" nach Holzkamp siehe ...

Totalität und ihre Momente haben eine bestimmte innere Struktur ("Logik") und sind Ergebnisse historischer Prozesse. Das Werden und die Struktur des Gewordenen hängen eng miteinander zusammen ("dialektische Einheit von Struktur und Prozeß").

 

II. Zur Logisch-Historischen Methode

Alles, was existiert, hat eine Geschichte. Es trägt vielfältige Spuren und Schichten in sich, anhand derer sich seine Geschichte nachvollziehen läßt. Gleichzeitig macht die Geschichte auch deutlicher, was sich warum unter welchen Umständen entwickelte. Als das "Etwas" einst entstand, kam etwas Neues in die Welt. Was das "Etwas" ist, zeigt sich am deutlichsten dadurch, was damals als Neues in die Welt kam. Was war neu, als das Untersuchte entstand? Mit dieser Überlegung kann die einfachste qualitative Bestimmtheit untersucht werden.

Wenn ich dann weiter die inneren Zusammenhänge zur gegebenen Zeit untersuchen will, kann ich auch die Geschichte dieser Zusammenhänge untersuchen.

Geschichte (Ausdifferenzieren) Struktur – "innere Logik"
- Historisches - - Logsiches -

Allerdings ist es nicht so einfach, zwischen diesen beiden Gebieten hin und her zu denken.

Das Problem besteht darin, daß wir einerseits vor der Untersuchung des Historischen wissen müssen, was wir eigentlich untersuchen (was ist der "Gegenstand"?), andererseits u.U. erst durch die Untersuchung des Historischen erst etwas über den Gegenstand erfahren können.

Seit Kant ist bekannt, daß das, was wir als "Gegenstand" erkennen wollen, von unserem Erkenntnisinteresse abhängt. Auch die Geschichte des Gegenstands ist deshalb nicht einfach aus irgendwelchen objektiven, von uns unabhängigen Tatsachen ablesbar, sondern dadurch bestimmt, was wir als Gegenstand untersuchen: "Denn notwendig hängt die Geschichte eines Gegenstands mit der Vorstellung aufs engste zusammen, welche man sich von demselben macht." (Hegel 1833/1982, S. 6)

 

II.1. Logisch-Historisches bei Hegel

Für die Geschichte der Philosophie verwendet Hegel eine naheliegende Methode: Er geht davon aus, "daß die Aufeinanderfolge der Systeme der Philosophie in der Geschichte dieselbe ist als die Aufeinanderfolge in der logischen Ableitung der Begriffsbestimmungen der Idee." (Hegel 1833/1982, S. 35).

Geschichte

("Die Zufälligkeit muß man mit dem Eintritt in die Philosophie aufgeben." (S. 41))

Struktur – "innere Logik"

Dabei wird vorausgesetzt, daß in der die Gesichte selbst etwas Vernünftiges (Vernunft = Logos) darstellt.

  • "Das Fortleitende ist die innere Dialektik der Gestaltungen." (S. 41)
  • vergangene Philosophie sind als Momente in der Philosophie enthalten.
  • Hegel verwendet zur Verdeutlichung ein Beispiel aus der Biologie:

Die Entwicklung des Baumes ist Widerlegung des Keims, die Blüte die Widerlegung der Blätter, die Blüte wird widerlegt durch die Frucht, "aber sie kann nicht zur Wirklichkeit kommen ohne das Vorhergehen aller früherer Stufen." (S. 42)

"Man kann meinen, daß die Philosophie in den Stufen der Idee eine andere Ordnung haben müsse als die Ordnung, in welcher in der Zeit diese Begriffe hervorgegangen sind. Im ganzen ist die Ordnung dieselbe. Ein Unterschied ist aber hierbei noch zu bemerken. Den Anfang macht das, was an sich ist, das Unmittelbare, Abstrakte, Allgemeine, was noch nicht fortgeschritten ist. Das Konkretere, Reichere ist das Spätere; das Erste ist das Ärmste an Bestimmungen." (Hegel 1833/1982, S. 44)

"Das Anfängliche ist das Abstrakteste; weil es das Anfängliche ist, sich noch nicht fortbewegt hat; die letzte Gestalt, die aus dieser Fortbewegung als einem fortgehenden Bestimmen hervorgeht, ist die konkreteste." (ebd. S. 46)

II.2. Logisch-Historisches bei Marx

Auch für Marx sind "einfache Kategorien Ausdrücke von Verhältnissen, in denen das unentwickelte Konkrete sich realisiert haben mag, ohne noch die vielseitigre Beziehung oder Verhältnis, das in der konkreten Kategorie geistig ausgedrückt ist, gesetzt zu haben." (Marx 1857/1983, S. 37)

In Bezug auf die Arbeit jedoch:

So entstehn die allgemeinsten Abstraktionen überhaut nur bei der reichsten konkreten Entwicklung." (Marx 1957/1983, S. 38) – die Bestimmtheit der Abstraktion der Kategorien ist das Produkt historischer Verhältnisse ® "Die Anatomie des Menschen ist ein Schlüssel zur Anatomie des Affen. Die Andeutung auf Höhres in den untergeordnetren Tierarten können dagegen nur verstanden werden, wenn das Höhere selbst schon bekannt ist." (S. 39)

 

II.3. Logisch-Historisches bei Holzkamp

Holzkamp begründet die Anwendung verschiedener dialektischer Methoden jeweils ausführlich. Je nach Gegenstand muß die jeweils angemessene Methode angewendet werden.

II.3.1. Bei der Bestimmung der "Psyche"

Während andere Psychologieschulen ihren Gegenstand sehr unterschiedlich oder gar nicht explizit definieren, besteht Holzkamps "Grundlegung der Psychologie" in der Begründung der Kategorien. Der Gegenstand der Psychologie selbst, die "Psyche" wird entsprechend der in II.1. gegebenen Methode begründet: Das Psychische hat eine Geschichte. In seiner frühesten Form wird es so gering ausdifferenziert sein, daß kaum konkret, sondern sehr abstrakt bestimmt ist. Was ist das, was als Erstes als Psychisches entstanden ist? Dies wird der abstraktesten, einfachsten Kategorie zur Bezeichnung des Psychischen entsprechen. Anhand evolutionsbiologischer und –historischer Untersuchungen kann Holzkamp (nach Leontjew S. 30) den entscheidenden Unterschied zwischen vorpsychischen und psychischen Erscheinungen lebender Organismen an der Unterscheidung zwischen Reizbarkeit und Sensibilität fest machen. Sensibilität unterscheidet sich von Reizbarkeit dadurch, daß der Organismus "gegenüber Einwirkungen reizbar wird, die von sich aus seine Assimilationstätigkeit und seinen Stoffwechsel weder positiv noch negativ bestimmen" (Leontjew, S. 30). Holzkamp spricht vom Psychischen als "signalvermittelter Lebenstätigkeit" (Holzkamp S. 74-77). Dabei werden noch keine Nerven oder ein Gehirn benötigt, sondern wo Stoffe oder elektrische Einwirkungen nicht direkt in den Stoffwechsel eingehen, sondern informieren, Signale geben, wo sich z.B. Nährstoffe befinden, kann von Psychischem gesprochen werden. Diese einfachste, abstrakteste Begriffsbestimmung entspricht also der frühesten Entwicklungsphase des Psychischen.

II.3.2. Funktional-historische Methode zur Untersuchung der biotischen Evolution

Während in Physik und anorganischer Chemie kausale Prozesse die Wechselwirkungen vermitteln, kommt in der Biologie noch eine Dimension hinzu: die der Funktionalität. Biologische, chemische und biotische Prozesse laufen nicht einfach nur kausal ab, sondern sie lassen sich anhand einer Funktion für die Erhaltung und Reproduktion des Lebendigen bewerten.

Wir müssen deshalb die Geschichte und Wirkung von verschiedenen Momenten des Lebendigen anhand ihrer Funktionalität bewerten. Holzkamp führt dies für die Evolution der Momente des Psychischen ausführlich durch. Die gegenwärtigen Erscheinungen (im biotisch-psychischen) werden als Resultat eines genetischen Differenzierungsprozesses rekonstruiert (Holzkamp, S. 52). Was dabei entsteht und erhalten bleibt, läßt sich in seiner Funktion für die Erhaltung und Entwicklung des Lebendigen verstehen. Das Psychische ermöglicht z.B. den Übergang zu homogenen Nährlösungen (den nur reizbare Organismen noch brauchen) zu verteilten Nährstoff"brocken", zu denen sich die dafür sensibel gewordenen Organismen bewegen können. Die dadurch gegebenen Selektionsvorteile führen schließlich dazu, daß Sensibilität/Psyche sich durchsetzen. Fast alle biologischen Merkmale lassen sich durch ihre Funktionalität inhaltlich und historisch erklären.

II.3.3. Logisch-historische Methode zur Untersuchung der Gesellschaft

Im Verlauf der Anthropogenese, also der Entstehung von Menschen und menschlicher Gesellschaft verändert sich jedoch die Stellung der Funktionalität. Es entstehen neue Gesetzmäßigkeiten, die die Funktionalität als wesentlichen Faktor außer Kraft setzen. Obwohl in der Biologie die Erfordernisse des Funktionalen erhalten bleiben, steht für die Beziehung der einzelnen Menschen zur gerade nicht mehr eine Funktionalität des Einzelnen "für das Erhalten des Ganzen" im Mittelpunkt (auch wenn die bürgerliche Sozialtheorie und vor allem die kapitalistische Praxis dies noch oft verlangt). Im Gegenteil: die gesellschaftliche Reproduktion ermöglicht es, daß die einzelnen Menschen nicht für etwas Umfassenderes "funktionieren" müssen, sondern entscheiden, wollen, d.h. frei sein können. Untersuchungen über Menschen und Gesellschaft können deshalb nicht mehr funktional-historisch erfolgen, sondern logisch-historisch.

Gemeint ist damit nicht einfach eine Beschreibung der empirischen geschichtlichen Aufeinanderfolge, eine zeitliche Aneinanderreihung geschichtlicher "Tatsachen" (dies wäre eine realhistorisch-chronologische Analyse), sondern die Reproduktion der wesentlichen Bestimmungen des historisch Gewordenen und Sich-Verändernden (Holzkamp, S. 50).

Dabei gehen wir davon aus, daß wir wissen, was in der Gegenwart vorhanden ist – als Ergebnis des bisherigen Entwicklungswegs. Die Bestimmungen des Vorhandenen kennen wir. Bevor (empirisch) nachgeschaut wird, was wann geschah, wird überlegt, was jeweils für das, was entstanden ist (das ist ja bekannt), vorher notwendig war, damit es entstehen kann. Diese Überlegung kann "logisch" erfolgen. Erst dann wird untersucht, ob diese logisch vorauszusetzenden Bedingungen auch empirisch real möglich gewesen sind.

Wichtig ist es zu beachten, daß diese Methode aus der Gegenwart auf die Vergangenheit schließt.

"Mit der Heraushebung der allgemeinen Prinzipien...(der)... Entwicklung ist weder >normativ< ausgesagt, daß ein solcher Entwicklungsprozeß stattfinden muß, noch ist behauptet, daß eine gesellschaftlich-historische Entwicklungsprogression tatsächlich überall stattgefunden hat bzw. stattfinden wird, sondern es soll lediglich faßbar gemacht werden, nach welchen Prinzipien ... die Entwicklung, sofern sie stattfindet, begriffen werden muß..." (Holzkamp, S. 184).

 

II.4. Kritik des Logisch-Historischen bei Backhaus

Mit dem Wort "Entwicklung" kann einerseits die historische Evolution gemeint sein oder andererseits eine gedankliche Operation (Backhaus S. 192). Backhaus untersucht, wie Marx und Engels das Verhältnis dieser beiden Aspekte verstanden haben könnten.

Engels interpretiert Marx eindeutig so, daß die begriffliche Entwicklung lediglich ein "Spiegelbild" der historischen sei. Dadurch ergibt sich eine Paralellführung der Historie und der Begriffsentwicklung. Das zeigt sich am deutlichsten in der "Entwicklung der Ware": Zuerst Warenproduktion und –austausch ("einfache Warenproduktion" – ein Begriff, der nur bei Engels, nicht bei Marx steht) – dann auch Vermittlung durch Geld. Engels fordert Marx direkt auf, seine logische Entwicklungsdarstellung zum besseren Verständnis auch mit besseren historischen Beispielen über nicht geldvermittelte Warenproduktion zu fundieren. Marx widerspricht nicht direkt. Eine Rezension von Engels, in der er die "logisch-historische Methode" darlegt, wird gedruckt und wird zur "Heiligen Schrift" des Marxismus. Demnach ist die "logische Behandlungsweise... nichts anderes als die historische... nur entkleidet der historischen Form und der störenden Zufälligkeiten." Engels will damit den Materialismus stärken (gegenüber ideell-logischer Konstruktion).

Backhaus kritisiert diese Ansicht. Die ethnologischen und historischen Untersuchungen haben inzwischen auch gezeigt, daß es "Urmenschen mit einfacher Warenproduktion" (ohne eine Form des Geldes) wohl niemals wirklich gegeben hat.

Marx hat auch zuerst mit der logischen Kategorialanalyse begonnen (deutlich in der ersten Auflage des Kapitals I) und diese erst später historisiert (spätere Auflagen des Kapitals I). Marx sprach selbst zwar von "einfacher Zirkulation", aber dies explizit erst einmal nur in einer logischen Entwicklung. Engels jedoch interpretiert dies sofort als historische Tatsache. Seit 1970 ist diese Diskrepanz bekannt, wird aber nur selten diskutiert.

Daß nicht einfach, wie Engels annahm, vom Historischen ausgegangen werden kann, begründet Backhaus: "Die historischen Fakten sind meist stumm, wenn sie nicht mit Hilfe eines "logisch" gewonnenen... Begriffssapparates gedeutet werden." (Backhaus, S. 187).

Backhaus selbst interessiert sich weniger für die Theorie der Dialektik. Für ihn wird das methodische Problem am konkreten Inhalt der Wert- und Geldtheorie wichtig. Wenn es "einfache Warenproduktion" (und Wert) ohne Geld geben kann, ist die Geldtheorie unabhängig von der Werttheorie. Tatsächlich gibt es eine marxistische Werttheorie, aber viele angeblich marxistische Geldtheorien. Demnach wäre der Umgang mit Geld unabhängig denk- und manipulierbar vom Waren-( und Wert-)charakter der Produktion. Dies lehnt Backhaus ab.

 

 

III. Dialektische Qualitätssprünge

II.1. Dialektische Qualitätssprünge bei Hegel

"Es hat sich aber gezeigt, daß die Veränderungen des Seins überhaupt nicht nur das Übergehen einer Größe in eine andere Größe, sondern Übergang vom Qualitativen in das Quantitative und umgekehrt sind, ein Anderswerden, das ein Abbrechen des Allmählichen und ein qualitativ Anderes gegen das vorhergehende Dasein ist." (Hegel 1812/1986, S. 440)

II.2. Dialektische Qualitätssprünge bei Engels

Engels meint, daß die Gesetze der Dialektik, die sich vor allem auf jene zum Qualitätssprung konzentrieren, direkt aus der "Geschichte der Natur wie der menschlichen Gesellschaft" (Engels, S. 51) abstrahiert werden können. Er nennt folgende dialektischen Grundgesetze:

  • das Gesetz des Umschlagens von Quantität in Qualität und umgekehrt;
  • das Gesetz von der Durchdringung der Gegensätze;
  • das Gesetz von der Negation der Negation. (ebd., S., 51)

Engels legte größten Wert darauf, daß diese dialektischen Gesetze "wirkliche Entwicklungsgesetze der Natur" (S. 52) seien. Als Nachweis wurden verschiedene Entwicklungsvorgänge mit Hilfe dieser Gesetze beschrieben und die Gesetze dadurch "nachgewiesen". Problematisch war aber, daß eigentlich niemals ein Prozeß durchgehend mit allen drei Gesetzen untersucht wurde.

(Eine etwas differenzierte Sicht, unter Einbeziehung der Selbstorganisation,
siehe bei Schlemm 1996)

II.3. Dialektische Qualitätssprünge bei Holzkamp

Holzkamp hat bereits auf dialektische Methoden zurückgegriffen, vor allem bei der logisch-historischen Analyse der Menschheitsentwicklung. Hier verwies er bereits darauf, daß diese Methode nur im Nachhinein für das Historische anwendbar ist, nicht direkt zur Vorhersage von Zukünftigem (vgl. das Zitat in II.3.3.)

Das Gleiche gilt für die inhaltlich differenzierte Untersuchung von Qualitätssprüngen. Holzkamp wendet sie bei der Untersuchung der Evolution des Psychischen innerhalb der Phylogenese und auch bei der Antrhopogenese an. Er unterscheidet dabei 5 typische Phasen, in denen sich die reale Evolution widerspiegeln läßt:

  1. Aufweis der realhistorischen Dimension der jeweils früheren Stufe
  2. Aufweis der objektiven Veränderungen der Außenweltbedingungen, mit denen der "innere" Entwicklungswiderspruch... in seinem Umweltpol zustandekommen soll" (S. 79)
  3. Aufweis des Funktionswechsels der (im ersten Schritt) aufgewiesenen relevanten Dimensionen als "Organismus-Pol" des Entwicklungswiderspruchs, damit der Entstehung des ersten qualitativen Sprungs der Herausbildung der Spezifik der neuen Funktion unter den veränderten Außenbedingungen.
  4. Dominanzweclsel: neue Qualität des Gesamtprozesses gegenüber dem früheren Gesamtprozeß – die früher qualitativ spezifische Funktion wird zur für die Systemerhaltung bestimmenden Funktion.
  5. Aufweis der Umstrukturierung und neuen Entwicklungsrichtung des Gesamtsystems.
(Mehr zur 5-Schritt-Dialektik
nach Holzkamp siehe
http://www.thur.de/philo/kp/5_schritt.htm))

Holzkamp präzisiert und korrigiert damit das im Marxismus-Leninismus dominierende Dialektikverständnis durch:

  • die Betonung der nur zeitlich rückwärtsgewandten Anwendbarkeit,
  • die Betonung der Rolle der Außenweltveränderungen (im 2. Punkt) und
  • die Unterscheidung von Funktionwechsel und Dominanzwechsel (im 3. Und 4. Punkt).

 

Literatur:

Backhaus, Hans-Georg (1997): Dialektik der Wertform. Untersuchungen zur Marxschen Ökonomiekritik. Freiburg i.Br.: Ca ira
Engels, Friedrich (1973): Dialektik der Natur. Berlin: Dietz-Verlag
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1812/1986): Wissenschaft der Logik I, Erster Teil. Frankfurt am Mein: Suhrkamp
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1833/1982): Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, Erster Band. Leipzig: Philipp Reclam jun.
Holzkamp, Klaus (1985): Grundlegung der Psychologie
Leontjew, Alexej, N. (1985): Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin: Volk und Wissen
Marx, Karl (1857/1983): Einleitung zu den "Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie". In: Karl Marx, Friedrich Engels. Werke Band 42, Berlin: Dietz-Verlag
Schlemm, Annette (1996): Daß nichts bleibt, wie es ist... Band I: Kosmos und Leben. Münster: LIT-Verlag

 

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