Rezension von Annette Schlemm:

Rolf Krohn: Schatten über der Saale

Heiko Richter Verlag Halle 2000

 

Bereits im Titelbild wirft ein aufbrechender Vulkan Asche über die Umgebung - die Schatten über der Saale, die Rolf Krohn beschreibt, sind nur dem geistigen Auge sichtbar. Nicht in den Weiten des Universum oder der fernen Zukunft ist hier das Phantastische angesiedelt, sondern aus der Gewöhnlichkeit des Alltäglichen entspringt das Gedanken-Mögliche.

"Was wäre wenn..." - z.B. ein Phantastikautor nach einer Lesung von einem einsamen Bahnhof in die Hölle entführt würde, die sich für den aufgeklärten Autor als Schleuse in eine andere Raumzeit erweist? Was wäre, wenn die Saale - gleich neben dem Trompeterfelsen - plötzlich einen Strudel bildet und tief im Innern der Erde eine vulkanische Explosion auslöst? Tagträume, wie sie fast jedem ab und an kommen, die die meisten schnell wieder vergessen, werden hier ausgesponnen. Die gute historische Sachkenntnis des Autors verknüpft vergangene Zeiten, ihre Spuren in regionalen Sagen und phantastische Tagtraumbegebenheiten. Das Wirken Außerirdischer in mittelalterlichen Spukgeschichten ist kein neues Motiv - durch die Verknüpfung mit bekannten regionalen Besonderheiten erhalten diese Varianten jedoch einen eigenen Reiz. Die Geschichten erzählen von phantastischen Schatten, die über dem Wirklichen liegen. Als gewesene Möglichkeiten - berichtet aus alten Manuskripten, die sich im Bücherschrank des Autors fanden. Für einen Autor wie Krohn ist diese regional-historische Phantastik wohl eher Gelegenheitsarbeit. Einen ganz großen Wurf wird man vergeblich suchen. Deshalb läßt sich das Buch tatsächlich vorwiegend im halle-saalischen Bereich empfehlen - weniger für SF-Fans oder Sucher des Utopischen.


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