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Das Spiel mit den Möglichkeiten

Immer wieder einmal unterbreche ich mein normales Leben, um einen
Science Fiction zu lesen. Früher nannte ich das mal utopische Literatur -
aber die heutige hat ein anderes Flair als diejenige von vor ca. 15 Jahren mit ihrer hoffnungsvollen Zukunftsgewißheit.
Heute werden meistens Kämpfe mit gefährlichen und ekligen Monster-Aliens
beschrieben - aber manchmal, ganz selten, findet sich auch eine Darstellung
anderer Welten im Kosmos, die mir weiterhelfen.
Sie stellen nicht mehr "die eine kommunistische" Zukunft dar, sondern probieren
eine Vielzahl von Möglichkeiten durch, manchmal in einem Buch.
Seit meiner Kindheit habe ich zwar eine Distanz zu Gelesenem aufbauen gelernt, die mich nicht mehr in diese Welten hineinträumen läßt.
Aber das Lesen dieser anderen möglichen Lebens-, Wirtschafts- und politischen Formen trainiert das Vorstellungsvermögen.
Diese Welten existieren wenigstens im Denken. Mein Denken umfaßt nun auch diese Welten und diese Möglichkeiten. Ich will mir keine aussuchen als neuen Wunschtraum - aber einfach die Selbstverständlichkeit, noch andere Möglichkeiten als denkbar und realisierbar um sich herum zu wissen, bringt eine Veränderung.
Noch Stunden nach dem Lesen schaue ich wie eine Fremde auf meinen eigenen Alltag und die Probleme der Menschheit auf der Erde um mich her.
Ich erkenne in diesem bei uns Wirklichen, daß es nur eine von vielen Möglichkeiten verwirklicht.
Es muß gar nicht alles so sein, wie es ist. Es könnte auch ganz anders sein.
Es könnte auch ganz anders sein - wird mir bewußt zu einer Zeit, in der es sowieso erstens alles anders wird (nämlich schlimmer) und in der zweitens alles anders werden muß (nämlich besser).

Mitten im Zusammenbruch - mitten im Neuaufbruch befinden wir uns.
Wir sind nicht die Aliens, deren Wege sind nicht unsere.
Aber auch unser Weg ist nicht schon vorgeschrieben.
Wohin wir unsere Schritte heute lenken, das wird morgen unser Weg gewesen sein. Und wieder werden wir vor Neuland stehen.

Hoffentlich werden noch viele wirklich utopische Geschichten geschrieben.
Die mit den Möglichkeiten spielen, die das Denken flexibel machen, vorbereiten auf das faszinierend Neue in jedem unserer eigenen Schritte in die Zukunft,
die konkrete Utopie.



20.4.96

Es gibt nur noch wenige positive Utopien. Eine davon - von B.Leßmann - erschien im Selbstverlag:
BÖRSENKRACH oder DAS SCHLÜPFEN DES SCHMETTERLINGS

zu bestellen für 20.00 DM (16,80 DM Buchpreis + Porto und Verpackung)
bei: Bernd Leßmann, Narzissenweg 8, 71106 Magstadt

 

 

Zu weiteren Texten über Utopische Literatur ("SF")

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