Florian X: "Verweigerung" - ein Roman

- der Verliererroman, kompromißlos gegen sich selbst, aufgegeben von den andern, das Soziale scheitert an der Freiheit, da sie eine Freiheit auch der Verneinung ist. Diese Verneinung ist den Soziologen schon länger als politische Verweigerung bekannt, hier wird sie von innen dargestellt, die Generation X von innen, "... wir sind die Versager, sogar im politischen Widerstand kriegen wir nichts mehr gebacken, vermutlich weil ein Sieg, zB gegen die Expo, unserer Neigung zur Niederlage widersprechen würde ...". Man könnte von einer Verliebtheit in die Destruktion sprechen, denn diese Haltung erstreckt sich von den privatesten Bereichen bis ins Politische, während positive Begriffe höchstens zerredet werden. Offenbar geht der Protagonist des Romans davon aus, daß erst einmal ein Klima reiner Kritik erforderlich sei, weil voreilige Utopien bloß von der notwendigen Kritik ablenken würden. "Der ganze politische Widerstand ist so deprimierend ... Vielleicht muß das so".

Social Fiction nennt der Autor diese Literaturgattung, ein so noch nicht bekanntes Genre - möglicherweise soll damit auf einen utopischen Anspruch verwiesen werden, allerdings ohne in den üblichen Fehler gängiger Utopien zu verfallen, die sich das Personal nach ihrem Konzept stricken. Hier wird umgekehrt vom Individuellen auf das Ganze geschlossen, aus dem Verhalten des Einzelnen ein Ganzes allerdings eher gefordert als geformt. Der Neoliberalismus ist in uns selbst: "... daß es einem dreckig geht, gehört nicht zum guten Ton, heute muß man immer grinsen und das Kinn nach vorne schieben". Hier wird vom Standpunkt des Individuums die Gesellschaft beobachtet, und indem diese Beobachtungen Sprache werden, entsteht eine neue Bewußtseinsqualität.

Für einen so in der Negation befindlichen Autor ist es nicht leicht, einen Verlag zu finden, der den Inhalt auch durch die Buchform glaubwürdig ausdrücken kann, und wäre F. X. nicht zufällig auf den Packpapier Verlag gestoßen, wäre es wahrscheinlich bei der unregelmäßig mit der Schere zurechtgeschnittenen fotokopierten Ausgabe geblieben. Nun sieht das Werk etwas abenteuerlich aus, ein unbeschnittener Buchblock, überstehendes Cover, ordinäre Schreibmaschinenschrift und Flattersatz, rohe Bilder im Fanzinestil. (Übrigens ist dieser trash-book-Stil für den Verlag nichts Neues.)

Herrmann Cropp

Florian X, "Verweigerung" 128 Seiten, 7,50 beim Packpapier Verlag, Postfach 1811, 49008 Osnabrück

 

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