Neue Arbeit für Mühlheim

Institut für Neue Arbeit

Wege aus der Krise der Arbeit

... und anderswo

 

 

Keine Utopisten

von Gerhard

"Wir sind keine Utopisten, wir zahlen Renten- und Krankenversicherung", betont Familienvater Kippe. "Mit hundert Mark die Woche kommt man bestens aus...". Mit solchen Lebensweisheiten wurden die LeserInnen der Märzausgabe der Stadtrevue konfrontiert. Zu lesen waren solche Sätze in einem unkritischen Artikel über das "Vorzeigeprojekt" des INA (Institut für neue Arbeit).

Kartoffelanbau auf 10 ha Industriebrache in Mülheim lautet das Rezept zur Lösung der Krise der Arbeitsgesellschaft. Warum wir angesichts landwirtschaftlicher Überproduktion ausgerechnet auf belasteten innerstädtischen Industriebrachen Kartoffeln anbauen sollten, solche Fragen werden nicht gestellt. Es werden überhaupt keine Fragen gestellt, zumindest keine kritischen.

"Mit hundert Mark die Woche kommt man bestens aus", daß sagt einer, der aus gutsituierten bürgerlichen Verhältnissen kommt und sich freiwillig für ein Leben in relativer Armut entschieden hat. Nichts dagegen, aber daraus eine Philosophie zu machen, Armut zur Lebensqualität zu erklären, das ist schofelig.

In Köln leben ca. 75ooo SozialhilfeempfängerInnen. Und nur ganz wenige kommen mit hundert Mark die Woche zurecht. Auch die unkritische Stadtrevue-Redakteurin würde sich vermutlich schön bedanken, wenn sie nur noch hundert Mark die Woche hätte. Würde sich Kippe & Co. Einfach eine sozialschwärmerische, vorindustrielle Insel schaffen, so könnten wir ihnen viel Glück wünschen. Leider propagieren sie öffentlich, wie wir in Zukunft zu leben haben, wie nach ihrer Ansicht das kapitalistische System noch zu retten ist.

Dazu haben sie eben jenes "Institut für neue Arbeit (INA)" gegründet. Dort beklagen dann Referenten wie Robert Kurz "die ausufernde Konsumtivförderung von Arbeitslosen", Im Klartext heißt das: Gebt den Arbeitslosen nicht soviel Geld, die verfressen und versaufen es nur. Das paßt wunderbar ins herrschende Konzept. Weniger Geld für SozialhilfeempfängerInnen und mehr Geld für Sozialschnüffler. 200 000 Mark vom Staat wollen sie dafür, daß sie uns weiterhin mit solchen Weisheiten "beglücken".

Für mich als überzeugten Anhänger der Kollektividee ist das schlimmste an der ganzen Geschichte, daß sie damit Kollektivbewegung diskreditieren, unberechtigten Vorurteilen gegen die Kollektive Vorschub leisten. Relativ wenig Geld zu haben ist ein zu beseitigender Nachteil und kein Ausdruck von Lebensqualität.

"Kollektive als Reparaturbetrieb des Kapitalismus?" Betrachtet Mensch sich die Vorstellungen des INA, so könnte der Eindruck tatsächlich entstehen. Aber das INA ist sowieso kein Kollektiv und die SSM ist zum Glück nicht das einzige Kollektiv in dieser Stadt. Es gibt auch noch einige Gegenbeispiele.

Ich persönlich sehe Kollektive als Speerspitze im Kampf gegen den Kapitalismus und nicht als dessen Reparaturbetrieb.

Gerhard

Anmerkung:

Der Artikel bezieht sich auf die Märzausgabe der Koelner StadtRevue, wo Kerstin Klaumann zu Industriebrache und INA schrieb mit dem Titel: Kartoffeln pflanzen hinterm E-Werk.

 

 

weitere Texte:

 

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