Logik des Krieges

  • "Der Oberkommandierende der Nato-Streitkräfte erklärte im Sender NTV am 1.4. 99, man habe bereits seit einem halben Jahr von den jetzt durchgeführten Plänen des Milosevic-Regimes gewußt. Dies muß also auch der Bundesregierung bekannt gewesen sein. Dennoch haben in Kenntnis dieser Pläne die Innenminister noch bis vor wenigen Wochen in den Kosovo abgeschoben und die Flüchtlinge also in Tod und Verfolgung geschickt..." (E.Hausin, Leserbrief in der taz).
  • Es gab seit letztem Sommer bereits Nato-Planungen für eine Besetzung der gesamten Bundesrepublik Jugoslawien. (U.Cremer in Junge Welt 1./2. April 1999)

Schon im vergangenen Herbst ist in den USA klar gesagt worden, daß es ein Hauptzweck der Strategie gegenüber Serbien sei, die NATO endgültig als DAS Ordnungsinstrument in Europa durchzusetzen. (Prof. Dr. E.-O. Czempiel in ND 7.4.99).

  • "Zu Beginn des Krieges gab es schlimme Menschenrechtsverletzungen, auch schon Vertreibungen, aber die humanitäre Katastrophe ist eingetreten nach den Bombenangriffen, wurde auch durch sie mittelbar und unmittelbar hervorgerufen." (Chr. Ströbele in ND 6.4.1999).

Sollten unsere Politiker tatsächlich so dumm gewesen zu sein, einerseits Milosevic als den größten Verbrecher seit 50 Jahren anzusehen und gleichzeitig nicht zu ahnen, "daß man die Vertreibung eines ganzen Volkes als Waffen einsetzt", wie J. Fischer jetzt gestand?

Die jetzt eingeleitete Logik des Militärischen führt immer nur zu weiteren Eskalationen. Im Völkerrecht war nicht ohne Grund bereits die Androhung von Gewalt nicht akzeptiert, weil jeder Sandkastenstratege um diese zwangsläufige Logik der Eskalation wußte. Daß das unentwegt so weitergehen wird, verdeutlichen die Meldungen, daß Clinton "bis zum Sieg" weiterbomben wird und er als "Sieg" nur das definiert, was ihm genehm ist. Eine

Einigemale wurde ich per eMail nach meiner geäußerten Ablehnung des Krieges gefragt, was man denn sonst hätte tun sollen, um Milosevic zu stoppen.

Erst einmal antworte ich darauf, daß es scheinheilig ist, auf der Welt ständig mit zweierlei Maß zu messen. Wie stoppen "wir" denn die Türkei, die schon mindestens 30 000 Kurden ermordete?

Zum anderen deutet diese Frage die Hoffnung an, daß auf militärischem Wege wohl doch irgendwie eine Stabilisierung zu erreichen wäre. Ich denke, daß dies eine Illusion ist. Zumindest der geschaffene Präzedenzfall, daß man nicht einmal irgendwie "trickste",(daß ein unabhängiger Staat ausgerufen wurde, der dann um Hilfe rufen konnte), sondern daß der Besitz der Militärmacht durch die NATO allein ausreichte, um jedes Völkerrecht auszuhebeln, wird der Welt noch lange zu schaffen machen. Wenn Völkerrecht, UNO und KSZE als "Worthülsen" bezeichnet werden -so sind nicht zuletzt jene die, die sie dazu machen, die sie so nennen... Wenn nicht einmal versucht wird, sie notfalls neu zu erfinden, sie wieder mit Leben zu erfüllen, wird in diesen Wochen das historische Urteil über die Zukunftsfähigkeit der Menschheit negativ gefällt. Dem Militär unsere Zukunft in die Hand zu geben, ist immer und auf jeden Fall die schlechteste Variante, weil seine Logik immer nur Machtkalküle kennt und Moral nur als Ideologie vernutzt.


Alles zum Krieg in Jugoslawien

Erst mal wieder
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