Aus dem
Klo-Bücher-Regal

 
Als dem Betrunkenen der Kopf auf die Brust gesunken war, ging Jürgen auf die Toilette. In einem Goliath war das immer eine Herausforderung, vor allem in den beiden Klassen, die er sich leisten konnte. In der ersten und der zweiten Klasse waren die Toilettenkabinen pneumatisch gefedert, ab der dritten Klasse verzichtete man auf diesen Luxus, in der vierten mußte man selbst beim Scheißen stehen. Auch eine normale Panzersperre konnte einen Goliathreifen nicht am Weiterrollen hindern, aber wenn ein Hindernis groß genug war, Probleme zu machen, dann wackelte es ganz gewaltig. In den ungefederten Toilettenkabinen konnte man sich dann vorkommen wie in einer Telefonzelle, die von Kong Kong geschüttelt wird. Und schon mehr als ein Fahrgast in den niederen Klassen war von der kinetischen Energie einer Vollbremsung mit dem Arsch durch die Klobrille gepreßt worden und hatte später mit Seitenschneidern befreit werden müssen. In der ersten und der zweiten Klasse war eine Unfallversicherung für die Toilettenbenutzung im Fahrpreis inbegriffen, bei den beiden anderen Klassen hätte sie wirklich Sinn gemacht, aber dort fehlte sie.

Jürgen setzte sich also mit Respekt auf die Kloschüssel, hielt sich an den beiden Halteschlaufen fest, und las sich wie immer die "Verhaltensregeln für den Notfall" durch, die in vertrauenweckend schockfarbenen Buchstaben die gegenüberliegende Kabinenwand schmückten. Das entspannte seinen Darm, und er mußte nicht immer an den Felsbrocken denken, den irgendein Hirnamputierter auf der Fahrbahn zurückgelassen haben könnte. Er war froh, als er fertig war, und er wünschte den flüssigen Bestandteilen seiner Ausscheidungen eine frohe Reise durch die Filtersysteme des Goliath, aus der sie als Kühlmittel für die vielen wärmeerzeugenden Systeme des Fahrzeugs hervorgehen würden. Von den festen Filtratresten munkelte man ja allgemein, daß aus ihnen das Essen hergestellt wurde, das man an den vielen Automatenbars im Goliath kaufen konnte, aber das war nur ein Gerücht.

 
 
  aus: Marcus Hammerschmidt: Troubadoure
in: Hrsg. W.Jeschke: Das Wägen von Luft (2000)

 

 
Denen sage ich ins Gesicht, ob es gleich nicht lieblich klingt: die Welt gleicht darin dem Menschen, daß sie einen Hintern hat - so viel ist wahr!
Es gibt in der Welt viel Kot: so viel ist wahr! Aber darum ist die Welt selber noch kein kotiges Ungeheuer!
Es ist Weisheit darin, daß vieles in der Welt übel riecht: der Ekel selber schafft Flügel und quellenahnende Kräfte! ...
O meine Brüder, es ist viel Weisheit darin, daß viel Kot in der Welt ist! -
 
 
  aus: Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra

 

 

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