Lust auf Zukunft?

Die nebenstehende Karikatur war bereits Bestandteil unseres INFOS aus dem Jahre 1992, in dem wir Bilanz aus den Lernprozessen seit 1989 zogen. Wir hatten in der DDR erlebt, wie Menschen von der entsagenden Meinung "Ich allein kann da sowieso nichts ändern" übergeschwenkt waren zur euphorischen Massendemonstrationen mit dem aufblühenden Selbstbewusstsein "Wir sind das Volk".
Aber nun, in unserer vom versuchten Sozialismus zum Kapitalismus "gewendeten" Welt, stehen wir wieder da mit unserer Banane in der Hand und wenden uns resigniert von den Problemen der Umweltzerstörung und den großen sozialen Probleme auf der ganzen Welt ab.

1992 hätten wir wirklich angenommen, solch eine Katastrophe wie der Untergang von New Orleans würde mehr Umdenken bewirken als eine einfache Weiterführung der längst nicht ausreichenden Vorhaben zum Klimaschutz aus dem Kyotoprotokoll. Was uns damals als Schwarzmalerei entgegengehalten wurde, wird heute schwarz auf weiß in der Zeitung kaum gelesen - die Menge des zurückfließenden Wassers des Golfstroms hat bereits um 50% abgenommen. Der Klimawandel ist in vollem Gange und wird bereits in den nächsten Jahren zu einer allgemeinen Desorganisation der Versorgungslage und Lebensweise führen. Die inzwischen in allen Lebensbereichen weltweit durchgesetzte Kapitalisierung aller Lebenswerte kann uns nur das Schlimmste befürchten lassen für die einsetzenden Verteilungskämpfe. Dagegen nehmen sich die Brutalitäten der Hartz-IV-Bestimmungen wie kleine Vorübungen aus.

Auf solch eine Zukunft kann wohl niemand wirklich Lust entwickeln. Deswegen liegt es nahe, die trostlosen Aussichten so lange wie möglich nicht sehen zu wollen, sie zu verdrängen und zu verleugnen. Dann aber steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Geschichte über uns hinwegrollt. Die andere Möglichkeit besteht darin, sich der Ent-Täuschung zu stellen. Wenn man sich die Tendenzen der Entwicklung anschaut, kann mal als Realistin erst einmal nur Pessimistin sein.

  Auch Robert Jungk ging von einer Grundhaltung aus, die sich den Täuschungen und Verleugnungen verweigert - aber davon ausgehend das Leben und die Zukunft nicht etwa aufgibt, sondern daran arbeitet, sie in die eigenen Hände zu nehmen:

"Ich bin ein Pessimist, der versucht, sich mit anderen gegen seinen Pessimismus neue Möglichkeiten auszudenken." (Robert Jungk)

Robert Jungk entwickelte für das "Ausdenken der neuen Möglichkeiten" vor allem die Methode der "Zukunftswerkstatt", damit wirklich alle beteiligten Menschen selbst daran beteiligt werden und immer wieder von anderen beherrscht werden. Seit mehreren Jahrzehnten gibt es auch vielfältige Ansätze, solche neuen Möglichkeiten nicht nur zu denken, sondern zu praktizieren.

Der Freundeskreis "Zukunftswerkstatt Jena" hat in den letzten Jahren immer wieder an diesen Fragen gearbeitet und stellt hiermit ein Konzept vor, das entwickelte Möglichkeiten nutzt, um eine recht konkrete Utopie zu entwickeln, deren Grundprinzipien für uns richtungsleitend in allen praktischen Aktivitäten geworden sind.


Weiter              Literatur

Zum Haupttext:
Selbstentfaltungs-Gesellschaft






- Diese Seite ist Bestandteil von "Annettes Philosophenstübchen" 2005 - http://www.thur.de/philo/ku50.htm -