Mütter gegen den Krieg, Ilona Rothe und 38 weitere Unterzeichner

"Sehr geehrter Herr Fischer,
mit Interesse verfolgen wir Ihr sehr engagiertes Vorgehen bezüglich der Möglichkeit des sofortigen militärischen Eingreifens bei Menschenrechtsverletzungen, Vertreibungen und Völkermord in anderen Ländern sowie Ihren Vorstoß, deutsche Soldaten nach Ost-Timor zu schicken.
Sie schreiben Deutschland/der NATO damit die Rolle eines neutralen, dem Humanismus verpflichteten Richters zu, der aufgrund seiner moralischen Integrität berechtigt sei, sich in eskalierende Situationen mit Waffelgewalt einzumischen. Deutsche Soldaten in anderen Ländern kämpfen zu lassen, soll Normalität werden.

Betrachten wir dazu die Situation in Osttimor. Was gegenwärtig in Osttimor geschieht, sit unbeschreiblich grausam. Alle Medien zeigen erschütternde Bilder.(...)
Aber wovon Sie nicht reden, worüber Ihre Regierung schweigt, worüger die meisten Medien in Deutschalnd schweigen, ist die Tatsache, daß die Menschenrechtsverletzungen und der Völkermord in Osttimor mit Waffen erfolgt, die vor allem auch Deutschland - mit Genehmigung der Bundesregierung! - dorthin geliefert hat.(...)
Trotz Völkermord und schweren Menschenrechtsverletzungen erteilte die Bundesrepublik Deutschland 1993 Genehmigungen für den Export von Waffen nach Indonesien in Höhe von 228,2 Millionen DM, 1994 von knapp 60 Millionen DM. Aus den Beständen der NVA wurden 39 z.Tl noch mit Waffen ausgerüstete Kriegsschiffe geliefert. Über 50 Menschen wurden 1994 in Djakarta verhaftet, als sie gegen diesen deutschen Import demonstrierten...
Indonesien ist der bedeutendste Abnehmer deutscher Rüstungsgüter in Südostasien. Schnellboote, Hubschrauber, U-Boote, Landungsschiffe, Militärlastwagen, Minenräumer, Torpedos udn Munition gehören u.a. dazu. Mit deutscher Hilfe wurde in Indonesien eine bedeutende Rüstungsindustrie aufgebaut,d ie inzwischen zahlreiche deutsche Rüstungsgüter in Lizenz herstellt. ...

Sie sollten sich ... bewußt sein, daß Deutschland aufgrund seiner "Zuarbeit" für diesen Völkermord das moralische Recht verloren hat, das Wort "humanitäre Hilfe" überhaupt in den Mund zu nehmen. ...

(aus Junge Welt, 7. Oktober (!!!) 1999, S. 6)


  • Zu weiteren Seiten und Links zum Krieg in Jugoslawien

    Erst mal wieder
    ins Philosophenstübchen

    - Diese Seite ist Bestandteil von "Annettes Philosophenstübchen" © 1999 - http://www.thur.de/philo/jug43.htm -