Zum Begriff von Natur, Wert der Natur und Naturschutz
Ergebnis des AKs "Umweltschutz von unten" auf dem 22. BUKO


Im Rahmen des AK "Umweltschutz von unten" auf dem 22. BUKO im Oktober 1999 in Hannover wurde eine Debatte geführt, die für die Klarheit politischer Positionen von Wichtigkeit sein dürfte: Die Frage nach der Begriffsdefinition und dem Wert von Natur sowie dem Sinn von Naturschutz. Herausgekommen sind einige Gedankenfetzen, die Grundlage für die weitere Diskussion bilden sollen.

Zum Naturbegriff: Die Natur ist immer eine menschliche Projektion. Sie wird nie als solches wahrgenommen, sondern je nach Stimmung, Erfahrungen und Wissen unterschiedlich, z.B. als gefährlich, romantisch, heil oder zerstört. Alles ist relativ - eine berankte Wand ist im Vergleich zu Betonwüsten naturnah. Im naturnahen Wald wäre sie das nicht. Auch der Wert von Natur ist immer eine menschliche Definition. Ein Selbstzweck oder ein Wert an sich ist nicht vorstellbar, denn auch diesen festzustellen, wäre Sache des Menschen. Auf keinem Stein und auf keinem Baum steht sein Wert. Etwaige Berechnungen des Wertes haben eher dazu geführt, die Natur zum Rohstoff zu degradieren. Der Wert, den die Natur für den Menschen hat, ist abhängig vom Menschen selbst. Der Natur, Tieren, Pflanzen oder unbelebten Teilen, einen Wert und/oder Rechte zu verleihen, ist wichtige Aufgabe des Menschen bzw. der Gesellschaft.

Für den Naturschutz bedeutet das, die Menschen als Subjekte, d.h. als den Wert von Natur definierende Personen zu stärken und dafür zu werben, die natürlichen Lebensgrundlagen, die Tiere und Pflanzen für wichtig zu nehmen. Welche Position dabei wer einnimmt, kann sehr unterschiedlich sein. Es gibt keine von außen oder gar oben definierten Grenzen oder Rahmenbedingungen. Der Mensch definiert, was ihm an der Natur wichtig ist und wie er sie schützen bzw. gestalten will, welchen Raum er Tieren, Pflanzen und natürlichen Prozessen gibt. Daß er das tut und die Natur (oder z.B. Tiere) keinen Wert an sich haben, ist nicht das Ende des Naturschutzes, sondern der Anfang. Er legt die Entscheidung in die Hand der Menschen. Emanzipatorischer Umweltschutz stellt genau diese Machtfrage: Es gibt keinen Staat, keine Religion und auch kein Naturgesetz, das den Menschen von der Aufgabe entledigt, selbst werten und entscheiden zu müssen. Die Debatte geht weiter.

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