Technik auf der Expo 2000 ist Herrschaftstechnologie!

Die auf der Expo dargestellte Technik verspricht eine bessere Zukunft. Kritik und Zweifel werden nicht zugelassen, denn die Expo will ein einheitliches Bild entwerfen, wie es sich die MacherInnen der Expo, vor allem Grosskonzerne und Industriestaaten vorstellen. Doch verschwiegen eine ganz andere Wirkung der Technik: Sie wird zum modernen Herrschaftsmittel. Kontrolle und Dominanz weltweit werden verschaerft.

Das deutlichste Beispiel fuer die Verschaerfung von Herrschaftsverhaeltnissen zeigt die Gentechnik, die auf der Expo in vielen Ausstellungsbereichen im Mittelpunkt steht. Vor allem die Halle 7 ("Der Mensch") zeigt, wie Gentechnik das Leben durchdringen soll: - BesucherInnen koennen ausprobieren, wie es sich mit der GenCard lebt. Auf einem staendig mitgefuehrten Computerchip werden die Daten zu den Genen der Person gespeichert: Krankheiten, Anfaelligkeiten, Charakterzuege. Der "glaeserne Mensch" entsteht, von der Ex-po positiv gesehen. Doch eine solche Entwicklung dient vor allem der Verschaerfung von Herrschaftsver-haeltnissen. Alle Menschen werden staendig ueberpruefbar. Medizin, Polizei und Wirtschaft sind die Nutzniesser der GenCard. Den Menschen hilft sie nicht. - Auf einem riesigen Bildschirm wird in der Halle die Liebesgeschichte von zwei Menschen gezeigt, die schliesslich auf dem Sofa sitzen und mit einem Laptop ueber ihren Kinderwunsch reden. Der Computer fragt nach den gewuenschten Wesensmerkmalen des Kindes und stellt diese zusammen. Mit einem abschliessenden "Ja" des Paares wird der Gencocktail fuer das Kind "in Auftrag gegeben. Was verschwiegen wird: Das Selbstbestimmungsrecht des Kindes faellt ohnehin weg. Aber nicht einmal das Paar kann bestimmen - was angeboten wird, wird in High-Tech-Einrichtungen entschieden. - Im Bereich "Ernaehrung" einer anderen Halle sowie im Chemodrom der Halle 7 wird ueber Hunger und die rettende Gentechnik informiert. Doch das ist bereits eine Luege - Hunger ist keine Folge zu geringer Nahrungsmittelmengen, sondern von ungerechter Verteilung, Diskriminierung, Vertreibung, Krieg und Umweltzerstoerung. Gaenzlich verschwiegen wird aber, dass die landwirtschaftliche, "gruene" Gentechnik ganz anderen Zielen dient: Ganz wenige Konzerne, die diese Technik beherrschen bzw. die Patente aufkaufen, werden den weltweiten Saatgutbereich voellig dominieren. Die bringen die Befriedigung eines Grundbeduerfnisses von Menschen unter ihre Kontrolle. Gearbeitet wird als gentechnischen Tricks, die z.B. die Weitervermehrung von Saatgut auf herkoemmliche Art verhindern - Herrschaft total! Gentechnik ist ein gutes Beispiel fuer Technik, die nicht den Menschen, sonderndie Technik staerkt. Ganz gezielt wird die Technik so organisiert (z.B. durch Patente und Forschungsgelder), dass nur wenige ueber sie verfuegen werden. Gleichzeitig werden alle in Abhaengigkeit gebracht und Alternativen zur Gentechnik, z.B. gentechnikfreie Le-bensmittel und eigene Saatgutzucht verhindert. Solche Technik bedeutet neue Herrschaft, neue Abhaengigkeit, neue Ausbeutung. Diese Aspekt wird in der Diskussion verschwiegen - sicher nicht zufaellig. Und Gentechnik ist nur ein Beispiel. Auch im Bereich Mobilitaet, Energieversorgung oder Kommunikation werden nur die Moeglichkeiten fuer eine glueckliche Zukunft gezeigt. Die Gefahren werden verschwiegen, vor allem aber immer der Aspekt der Unterstuetzung von Herrschaft. Diese Kritik an der Expo und an den modernen Technologie muss gestaerkt werden. High-Tech ist nicht neutral, sondern immer nur in der Hand weniger und dient der Kontrolle vieler.

Jörn Hartje

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