Wie, um alles in der Welt komme ich mit dem Motorrad durch Nordamerika?


Die Informationen hier stammen von 1996. Ich kann keine Garantie für die Aktualität 2000 übernehmen.

I.) Weitere Literatur?
Alles, was hier steht, stellt nur meine Meinung dar. Weitere Quellen werden, wie alle Firmennamen, ausschließlich mit meiner Meinung bewertet genannt. Ich habe mit keiner der erwähnten Firmen irgendwelche finanziellen oder wirtschaftlichen Beziehungen.

Also:
1. Als erstes wäre da der Reise-Know-How-Reisefuehrer USA/Kanada von Hans R. Grundmann, ISBN:3-927554-19-7. Er setzt sich speziell mit dem Thema: eigenes Fahrzeug in USA und Kanada auseinander. Es gibt Tips zum Kauf und Verkauf sowie zum Flugzeug- oder Schiffstransport. Vorrangig bezieht er sich aber auf Autos, viele Aussagen gelten aber auch für Motorräder.

2. Motorradreisen - zwischen Expedition und Urlaub von Thomas Trossmann. Ebenfalls Reihe Reise-Know-How. Thomas gibt im Teil: "Enduroreiseziele weltweit" einige Informationen, die bei der Planung wichtig sein koennen, bezieht sich aber nicht explizit auf die USA. ISBN: 3-921497-20-5

3. Autofernreisen, Reihe ReiseKnow-How. Henry Büttner beschreibt anhand seiner 2 jährigen Weltreise häufige Probleme, die auf solchen Reisen auftreten. Der Fahrzeugtransport wird dabei ebenso, wie die Ausrüstung zum Gegenstand. ISBN: 3-921497-17-5

4. Die 'Motorrad-Verschicken-Seite' von Dr. Claus Possberg. 'Possi' beschreibt aus seinen Erfahrungen, die er mit dem weltweiten Motorradversand gemacht hat, Probleme, Lösungen, Wege und Umwege des Verschickens eines Motorrades.

5. Kataloge von Därr-Versand (www.därr.de), Woick (www.woick.de), Globetrottzentrale Bernd Tesch (www.user.aol.com/berndtesch), Lauche+Maas Reisebüro (www.lauche-maas.de).

6. Standardreiseanbieter: Fly&Bike, Bielefeld, 0521-174105, teuer aber kompletter Service, oder Lufthansa (www.lufthansa.de), oder Geislinger Reisebüro , oder GS-Sportreisen München (unser Vermittler)


II.) Warum nehme ich mein Mopped ueberhaupt mit?
An den Anfang aller Euphorie sollte man die einfache Überlegung stellen, warum man überhaupt mit dem eigenen Mopped übern großen Teich will. Miete, Kauf/Verkauf stellen weitere Möglichkeiten dar, drueben Mopped zu fahren.
Für den Transport des eigenen Motorrad sprechen:
* Verfügbarkeit (schon vorhanden)
* Ich bin jünger, als 25 und kann keinen Vermieter / Versicherer finden, der mich dennoch nimmt.
* besondere Ausrüstung (Das Motorrad kenne ich schon und habe es für mich besonders ausgestattet.)
* Ich will nach Sturgis oder Daytona-Beach - und da muß es mein eigenes sein.
* Ich will das Motorrad nach dem Urlaub gleich drüben lassen, um später wiederzukommen und die Touren fortzusetzen. (In USA relativ leicht machbar.)
* Ich will von den USA aus weiter nach nach Mexiko oder Südamerika.
* Ich habe ein Spezialmotorrad, das einzige, das meinen besonderen Ansprüchen gerecht wird.
* Ich habe nicht genug Zeit, mir ein gutes Motorrad zu kaufen, aber bin länger da, als es sich mit der reinen Miete lohnen würde.

Dagegen sprechen:
* Das Motorrad kann beschädigt werden.
* Es kostet viel Zeitaufwand und Vorbereitung, das Motorrad zu transportieren.
* Mein Motorrad ist nicht so zuverlässig, das ich mich zu 100% darauf verlassen will und Ersatzteile zu bekommen, könnte schwierig werden. (Nicht alle Modelle aus Deutschland gibt es auch in den USA!)
* Mein Motorrad verschleißt zusätzlich.
* Ich wollte schon immer mal eine andere Maschine fahren, als ich selber besitze.
* Ich will mir drüben ein Motorrad kaufen, das ich nach dem Urlaub mit nach Hause nehmen möchte.
* Ich bleibe weniger als 2 Wochen drüben und mache eine Optimierungsrechnung.

III.) Kauf/Verkauf und Miete?
Diese Möglichkeiten bestehen neben dem Transport des eigenen Motorrades. Die Miete ist in den USA recht teuer. Die Preiswerten unten den Anbieter beginnen mit etwa 100DM/Tag und damit wird die Grenze, ab der sich ein eigenes Fahrzeug lohnt, bei etwa 2-3 Wochen gesetzt.
Für die Miete spricht die einfache Abwicklung und die Schonung des eigenen Motorrades.
Für Kauf/Verkauf spricht bei gutem Verhandlungsgeschick der geringere finanzielle Verlust. Dagegen sprechen die aufwendige, evtl. auch riskante Suche eines Kaufobjektes, der Verkaufsdruck am Ende der Reise, das mögliche Versicherungs- und damit Zulassungsproblem.

IV.) Versichern, muß ich das?
In den meisten Bundesstaaten gilt eine Haftpflichtversicherungspflicht. Die Deckungssummen sind zwar für hiesige Verhältnisse sehr niedrig (25000 bzw. 38000Dollar), dennoch sollte man nicht darauf verzichten. Eine deutsche Haftpflicht für das eigene Motorrad, oder gar die grüne Karte werden nicht anerkannt, die deutschen Versicherer geben keine Deckung in den USA oder Kanada. Einzig besteht die Möglichkeit, sich den, für den Zeitraum der Reise gezahlten Versicherungsbeitrag auszahlen zu lassen.
Grundsätzlich ist es schwierig, in den USA oder in Kanada einen Versicherer zu finden, der einen Ausländer versichert, wenn der nur für eine Reise in die USA kommt. Zu hoch scheint das Risiko. Besonders schwierig wird es, wenn man unter 25 Jahren alt ist. Es besteht aber folgende Möglichkeit: Die Versicherungsagentur Tour Insure (040-25172150) bietet an, Motorräder für die USA zu versichern. Übliche Deckungssummen (USA-üblich) werden geboten, sowie eine Erweiterung, auf höhere Beträge, die aber sehr teuer ist. Bei dieser Versicherung besteht nun auch die Möglichkeit, sich einen Blanko-Versicherungsvertrag zu kaufen, mit dem man dann in den USA- gekaufte Motorräder versichern und zulassen kann. Offensichtlich ist das der einzige Weg, der allen Motorradlern den Kauf in den USA zu ermöglichen. Aber Achtung, die normale Deckungssumme der Versicherung (USA-übliche 25000Dollar) reichen offiziell nicht für alle Bundesstaaten Kanadas aus. Erst die erweiterte Versicherung bietet die Möglichkeit der bedenkenlosen Einreise aus den USA. (Wir hatten die kleine Deckung und sind bei den Grenzübertritten nach Kanada nie kontrolliert worden, ob wir überhaupt eine Versicherung vorweisen könnten).


V.) Flugzeug oder Schiff?
Hat man sich grundsätzlich darauf festgelegt, das Motorrad mitzunehmen, bleibt als nächster Schritt die Entscheidung, ob per Flieger oder per Schiff. Per Schiff ist mir kein Pauschalanbieter bekannt, der für einen alle Formalitäten erlediigt, wie das die Reisebüros für Flugreisen anbieten. Die Schiffskosten immer als billiger zu denen der Flugtransporte zu setzen halte ich nicht für richtig. Bei uns war der Schiffstransport teurer, als der Flugtransport.
Es ist hierbei kein Pauschalurteil möglich. Auf jeden Fall sollte man sich bei Speditionen erkundigen, die einem evtl. auch die Verzollung abnehmen. Aber keine Angst vor der Verzollung, die Sache klingt viel schlimmer, als sie in Wirklichkeit ist. Zumindest in Kanada ist der Vorgang sehr einfach.
Wenn man also zu einer Spedition geht, unbedingt gleich folgende Daten parat haben: Abmasze des Motorrades, Abmasze des Motorrades, wenn Lenker, Koffer, etc. demontiert sind. Also die Mindestmasze. Fahrzeuggewicht (Zubehoer miteinberechnen), wiegen kann man mit Personenwaage, wenn Motorrad unter 250kg wiegt: erst Vorderrad auf die Waage stellen, ablesen, dann Hinterrad drauf und die zwei Geiwchte addieren. Wers ganz genau machen will, legt unter das jeweilige Rad, dasz nicht auf der Waage ist ein Holz, das den Hoehenunterschied ausgleicht.
Die Spedition braucht ausserdem natuerlich Start- und Zielflughafen, bzw. Seehafen. Auch ist zu klaeren, ob eine Anlieferung des Motorrades von sich aus erfolgen kann, oder ob die Spedition das Motorrad zu Hause abholen soll.
Hat man verschiedene Speditionen nach unterschiedliche Angeboten befragt, beginnt evtl. eine Optimierungsrechnung: Welcher Transport kostet zu welchem Zielflughafen wieviel? Und wo ist die Summe aus Personenflug und Motorradtransport am guenstigsten? In unserem Fall war es Toronto. Uns war der Startpunkt der Reise egal, da wir eine Rundreise durchgefuehrt haben, die uns zweimal von Kueste zu Kueste fuehrte und somit der Startort belanglos war. In unserem Fall war der GS-Sportreisen in Muenchen der Vermittler fuer einen Transport mit Hellmann Int'l. Forwarders (Speditionsmitarbeiter erreichbar unter: RKRUMME@HIF.COM in Toronto (Ralph Krumme, deutschsprechend) und Wolfgang Uphaus (WUPHAUS@HIF.COM) im Hellmann, Nuernberg Buero. Seine Telefon Nr: (0911) 3651662.
VI.) Der Transport an sich
Hat man sich also durchgerungen, das Mopped zu verfliegen ist absloute Sauberkeit Grundvoraussetzung, ansonsten laeszt der Herr von der "Agriculture" das Mopped nicht vom Flughafen / Speditionsgelaende). Diese Kontrolle, die nur auf dem Hinweg am Zielflughafen durchgefuehrt wurde, kostet etwa 40$, ist aber Pflicht.
Wir haben die Moppeds also gereinigt, auf einen Nänger verladen und mit dem Auto nach München gefahren. Dort wurden sie auf die bereitstehende Palette verpackt und verzurrt. In unserem fall haben wir noch Vorderrad und hintere Stoßdämpfer demoniert, um ein noch geringeren Platzbedarf zu haben. Das Vorderrad wurde neben dem Motorrad verzurrt, bei den Stoßdämpfern nur die untere Aufhängung gelöst. Sollte das nicht möglich sein, kann man das Motorrad auch mittels Spanngurten 'in die Knie' zwingen. Es ist auf jeden Fall eine vorherige Packprobe zu Hause zu empfehlen, sonst dauert das Packen ewig. Ebenso sollte man unbedingt die Packmaße einhalten, damit nicht überstehende Teile der Ladung beschädigt werden, oder man zu Aufpreis verdonnert wird.
Hat man, wie wir genaues Gewichtslimit, lohnt es sich beispielsweise auch, einen Großteil des Gepäckes mit dem Flieger zu transportieren. Dabei sind meist 2x33kg pro Person frei, was für das Motorradgepäck ausreichen sollte In den Motorradkoffern, die man evtl. mit dem Motorrad mitschickt, sind dann vor allem leichte und platzraubende Gepäckstücke sehr gut untergebracht (Kombi, Helm etc.).
Der Tank muß speditionsabhängig entweder komplett leer sein, oder bis auf die Reserve geleert werden. Auf dem Hinweg hatten wir nur die Reserve drin, auf dem Rückweg etwas mehr, so daß es einigen Ärger gab, als man uns mitteilte, daß die Motorräder nicht transportfähig seien, wir aber bereits in Deutschland waren. Als Lösung hat die Spedition dann Sprit abgelassen. Naja, das Motorrad sah danach sxxdreckig aus, aber wir hatten es wieder. Das war in dem Fall wichtiger, als reinigen.
Unbedingt abzuklemmen oder auszubauen ist die Batterie. Bei uns war ausreichend, daß die zwei Batteriekabel offen nach außen hingen. Die Batterie konnte im Fahrzeug verbleiben. Sämtliche am Fahrzeug befestigten Öl- oder Benzinbehälter sind vollständig zu entleeren, sonst wird das Motorrad nicht transportiert, oder es wird eine Extragebühr fällig.
Etwa eine Woche sollte man der Spedition für den Transport einräumen. Also eine Woche vorher abgeben und nach Rückkehr etwa mit 1-2 Wochen Transportzeit rechnen. In unserem Fall wurden die Motorräder leider statt nach München nach Zürich geliefert, so daß sie erst noch per LKW nach München transportiert wurden. Wichtig ist dabei, daß ab dem Zeitpunkt, an dem die Spedition die Ankunft am Zielort mitteilt, eine Standgebühr von etwa 10DM/Motorrad/Tag fällig wird. Also sollte man so schnell, wie möglich die Motorräder aus dem Speditionslager holen.
VII.) Die Abholung - Was kaputt? Was nun?
Bei der Abholung unbedingt das Motorrad genauestens untersuchen, ob es Schaden genommen hat. Dieser Fall ist nicht ganz unwahrscheinlich, auch wenn er sicher nicht der Normalfall ist. Stellt man einen Schaden fest, so ist weder der Vermittler noch die Spedition für die Regulierung zuständig, es sei denn, der Schaden ist offensichtlich bei der Spedition entstanden. Im Normalfall wird die Schadenregulierung zwischen beteiligter Fluglinie und Kunden ausgeführt. Wird ein Schaden festgestellt, ist sofort, noch vor Verlassen des Geländes eine Schadensmeldung zu machen, die i.a. gebührenpflichtig ist. Diese Gebühren werden aber, egal, wie die Regulierung des Schadens ausgeht, immer von der Fluglinie bzw. Spedition gedeckt.
Also keine Bange, die 28.50DM (1996) bekommt ihr wieder.


VIII.) Zahlen und Fakten:
Wir haben 1996 fuer eine MZ hin und rueck Toronto München ca. 1300DM incl. aller Formalitäten bezahlt. Andere Motorräder waren nur marginal teurer. Die Spedition war Hellmann Intl. Forwarders, Airport München.
Gerade (16.3.1998) habe ich die aktuellen Preise für den Motorradtransport nach Indien mit dem Flugzeug erhalten:
Ab fob Nürnberg bis c+f Bombay/Delhi:
Luftfracht DM 995,00
Gefahrgutabf DM 70,00
Zollabfertigung DM 45,00
Export Handling DM 35,00
Motorrad sollte sich in einem Verschlag befinden.

Also allen Motorradfernreisenden viel Spaß und ...schreibt doch mal 'ne Karte...!
Hendrik

Ihr Kommetar: