Neue Arbeit für Mühlheim

Institut für Neue Arbeit

Wege aus der Krise der Arbeit

... und anderswo

 

 

 

An Christian u. die "Sklaven in Aufruhr"!

von Horst

Eure mit Verdrehungen angereicherte Beurteilung reizt nicht gerade zu einer sachlichen Diskussion. Ich, Mitglied des Krisis-Kreises Köln, will es trotzdem versuchen.

Zu Eurem Titel: "Ob Eigenarbeit oder Lohnarbeit, wir haben von der Plackerei die Schnauze voll!" - Sehr schwülstig, wortradikal u. ein wenig Proletkulthaft. Außerdem ist es falsch, anzunehmen, daß nach Aufhebung von Lohnarbeit alles vollautomatisch läuft. Auch Plackerei wäre dann noch anstrengend, wäre aber als sinnvolle nötige Arbeit gerecht verteilt und auf ein Minimum beschränkt. Eigenarbeit, wenn auch noch mit dem Begriff Arbeit verknüpft, ist aber die Art von sinnvollem Handeln, die auf eine bessere Zukunft verweist. Besser wäre es also, sie nicht mit Lohnarbeit pauschal gleichzusetzen.

Zu "Vorschlag zur Behebung des Problems der Massenarbeitslosigkeit und zur weiteren Finanzierbarkeit unseres Sozialstaates,....": Das Wörtchen "unseres", ist schon sehr mißverständlich, obwohl nicht ganz falsch, denn wir (Ihr eingeschlossen) sind mitverantwortlich für diesen Staat, auch wenn man zwischen Herrschern und Beherrschten differenziert. Nur bei ausreichend bösem Willen könnte man uns unterstellen, wir würden uns kritiklos mit diesem System identifizieren.

An keiner einzigen Stelle aber macht INA den Vorschlag der Rückkehr in Armut und Existenzangst des Mittelalters! - Bitte also etwas genauer lesen um nicht in den Ruf des Lügners zu kommen! Diese mobbingartige Verdrehung der ansonsten sehr differenzierten Argumentation in Bezug auf den Versuch, an Traditionen anzuknüpfen, die bis ins Mittelalter zurückreichen und deren systematische und grausame Unterdrückung die Voraussetzung zur Etablierung des Kapitalismus überhaupt waren, kennen wir sonst nur von bornierten Anbetern dieses "besten aller Systeme".

Unser Sistieren auf staatliche (oder kommunale) Förderung von organisierter Selbstversorgung und Eigenarbeit, umschrieben durch den Begriff "Investivförderung" (übrigens wißt Ihr, daß wir damit zwar auch Geld, vorrangig aber Recourcen meinen, die notfalls auch wiederangeeignet werden müssen), könnt Ihr nicht ernsthaft als "Vorschläge für weitere Sparmaßnahmen" diffamieren. Oder etwa doch? Als Vordenker weiterer Kürzungen und Arbeitsprogramme a la Christiansen kann uns nur jemand sehen, dem immanentes Denken zur zweiten Natur geworden ist und dem das emanzipatorische Moment des Textes entgeht. Auch wenn Staat oder Kommunen eine solche Förderung nur unter dem Blickwinkel von Kostenvermeidung und Sparmaßnahmen sehen können, - ok, sollen sie doch. Zumindest wäre ein solcher Deal nicht nur für eine solche Bewegung riskant, sondern auch für die Geldfetischisten.

Nun zu unserem Verhältnis zu Geld. Wenn Ihr das "sowiso nicht versteht", na dann bräuchten ich ja eigentlich Eure folgenden Unterstellungen nicht weiter ernst nehmen. Da Ihr das aber sicher nicht so gemeint habt: - Unter "unabhängig vom Geldsektor werden" verstehen wir nicht, aus dem Gelderweb sofort hier und heute auszusteigen und sozusagen aus Angst vor dem Tod Selbstmord zu begehen, sondern dies zwar hier und heute, aber lediglich so weit wie irgend möglich, unter Einschluss der Wiederaneignung von Recourcen, wobei eine solche "Abkopplungsbewegung" sich kaum Sorgen um zu wenig Unterdrückungsmaßnahmen zu machen brauchte.

Ihr seid übrigens bis jetzt noch nicht ausgeladen worden, euch am Aufbau des Instituts zu beteiligen (im Moment viel viel plackereiartige Eigenarbeit). Im Gegenteil, durchaus auch im Hinblick auf Selbstvertrauen und Selbstzufriedenheit wäre etwas mehr Kooperation angesagt!

Machen wir endlich Schluß mit dem unsäglichen Herumkonkurrieren!

Ihr haltet dem INA weiter vor: "Wer von dieser bejubelten "Eigenarbeit" leben müßte, weil er nicht genügend Geld hat, für die oder den ist das eine Scheißmaloche wie jede andere. Weil es nähmlich aus Zwang und nicht aus Spaß an der Freude geschieht."

Sehr richtig! Ihr rennt da aber offene Türen ein, denn Eigenarbeit nur oder vorrangig zum Zweck des Geldsparens, erzeugt nur geldlose Geldsubjekte. Und die gibt es ja nun wahrlich genug und immer mehr im ausufernden Neoliberalismus. Der Kampf um eine gerechtere Verteilung von Geld hätte aber im besten Falle lediglich den Ersatz von armen Geldsubjekten durch weniger arme Geldsubjekte zur Folge. Das kann doch wohl Eure "revolutionäre" Perspektive nicht sein! Im Übrigen hat sinnvolles Handeln (Eigenarbeit) zum Zweck des guten Lebens absolut nichts mit dem biblischen Schweiß zu tun. Der lief uns erst herunter, als es vorrangig um Arbeit für Geld ging. Aber was erzähle ich Euch da. Das wißt Ihr ja selbst alles.

Das heute vorzufindende Reste von Eigenarbeit und Selbstversorgung selbstverständlich vom alles durchdringenden Geld-Waren-Marktsektor, kürzer der Wertvergesellschaftung, deformiert und selbst zu kritisieren und letztlich aufzuheben sind, daß ist auch unser Standpunkt, wobei ich erstmal unterstelle, daß es auch Eurer ist. Ihr wollt doch sicher nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und auch Ihr werdet sicherlich einiges finden, wo es sich lohnt, anzuknüpfen! - Dann wären wir uns nähmlich einig, - was man dann ausbauen könnte.

Daß das INA ein Loblied auf "Arbeit u. Alternativbetriebe" singt, wird von Euch unterstellt, und daß wir uns nicht mehr daran stören, "wenn jemand seinen Profit aus der Arbeit anderer zieht." - Doch, daß stört uns auch, -ehrlich!. Aber im Kampf um eine Gesellschaft, in der sinnvolles Handeln die Arbeit für Geld abgelöst hat, wird uns das Geld noch eine ganze Zeit begleiten und wir (auch Ihr) werden uns arrangieren müssen, wenn auch nur so wenig wie irgend möglich. Dann aber wenigstens mit Unternehmern, die nicht nur wegen des Profits etwas unternehmen, sondern das sinnvolle Schaffen mehr und mehr in den Vordergrund stellen. Zum Beispiel in dem unbestritten riesigen Projekt "Industriebrache" müssen Räume und Möglichkeiten entstehen im Sinne einer solchen "Abkopplung", wo also der Zusammenhang zwischen den Menschen immer weniger über Geld läuft und immer mehr ersetzt wird durch selbstbestimmende Kommunikation. Daß dieser Kampf nicht nur in friedlich-liebevollen evolutionären Bahnen laufen kann, ist wohl klar. Uns jedenfalls.

Wenn Ihr schreibt, euch sei "scheißegal, ob sie den blauen Engel auf ihre Produkte kleben dürfen oder nicht." - so ist das nur scheinbar radikal, denn im letzten Absatz schreibt Ihr ja selbst: "In dieser absurden Arbeitsgesellschaft müssen wir tagtäglich gegen den Zwang zur Arbeit und um unsere Mittel zum Leben kämpfen." Ihr werft uns vor, uns auf die Seite der Herrschenden zu stellen. Schade!

Im zitierte Satz kommt doch klar raus,daß dieser euer sich ewig perpetuierende Kampf in(!) dieser absurden Arbeitsgesellschaft (z.B. um blaue Engel), also im(!) System äußerstenfalls zu etwas mehr Geld in den Händen der Armen führen kann. In der aktuellen Realität hat dieser Kampf mittlerweile aber nur noch den Charakter eines Rückzugsgefechtes mit immer weniger Geld in den Händen der Armen und der Perspektive der entgültigen Barbarei! (siehe Jugoslavien oder Ruanda und Burundi oder Südostasien oder die Sowjetunion oder oder.....)

Wir wollen aber nicht mehr nur immer weiter in(!) dieser Gesellschaft kämpfen gegen.....! All diese Kämpfe haben unser "Schweinesystem" doch immer nur zur Perfektion gedrängt! Wir wollen statt dessen sofort und hier und heute erstmal einen Fuß und dann ein Bein in die Zukunft stellen und da, tendenziell außerhalb des Systems, für uns sinnvoll und in zunehmendem Maß auch durchaus attraktiv für die weiter gänzlich Geldgeknechteten sinnvoll(lich) handeln (mit Spaß an der Freud). Einige Zeit werden wir das dann wohl mit Eigenarbeit bezeichnen müssen. Von dem Begriff Arbeit wollen wir wegkommen. Wir nehmen an, genau wie Ihr. Diesen Begriff lassen wir dann dem kollabierenden Arbeitssystem.

Es geht uns darum, neben (nicht statt) diesen weiterhin notwendigen systemimmanenten Abwehrkämpfen eine zweite Front zu eröffnen, sozusagen einen bewußt abgekoppelten Bereich besetzen und verteidigen, in dem offensiv durch eine Transformation des Denkens und Handelns die Zukunft praktiziert wird.

Eine solche, bewuß sich selbst abkoppelnde "Alternativ"-Bewegung müßte so viel attraktive Lebensqualität entwickeln, daß sie für noch im schrumpfenden Erwerbsarbeits-Sektor stehende die Möglichkeit bietet, wenigstens teilweise auszusteigen. Sozusagen ein Teilausstieg für Teilzeitarbeiter, wodurch dann endlich auch eine neue Solidarität zwischen Arbeitsplatzbesitzern und Arbeitslosen möglich würde!

Wie weggeblasen wären dann die Phantomschmerzen der wegamputierten revolutionären Arbeiterklasse und ihrer Surrogate, nach denen Ihr krampfhaft sucht in dieser Geldsubjekte heckenden subjektlosen Geldmaschine. Ganz nebenbei: Dieses subjektlose Herrschafzssystem als "Schweinesystem" zu bezeichnen, ist nicht nur eine Beleidigung dieser Tiere, sonder suggeriert die Existenz einer herrschenden Klasse, sozusagen ein Subjekt, welches man nur zu entmachten brauche, wie gehabt, und alles wird gut, nach der Revolution!

Der Kommunismus steht aber jetzt(!) auf der Tagesordnung und nicht erst nach der Revolution!

 

 

weitere Texte:

 

Aus der Satzung von INA e.V.

 

Berichte

 

Grundlagentexte

 

Veranstaltungen

 

siehe auch:

 

 

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