Philosophisches Leben online
- ein Tagebuch - Teil 8


03.01.00

Ersatz-Tagebuch-Kurzeintrag:

  • ausgeschlafen von nächtlicher HTMLerei...
  • beantworte eine Mail (ca. 1 Stunde)
  • Job: Arbeitsbesprechung mit Hermann, Arbeitsplanung Jahr 2000/ Januar, speziell für mich: es wird eine interessante Mischung aus Papierkram, Technik und Wissensaneignung...
  • Job: kopiere Material
  • Job: lese Unterlagen
  • will mich über Artikel zu Selbstorganisation für Anti-Expo-Buch setzen; lese dazu die letzten eingegangenen Planungsmails; bleibe darüber schon hängen
  • sortiere Ordner, Papiere und Bücher um (Arbeitsplatz -> Archiv, zum Platz-schaffen für neue Themen und Aufgaben, schließlich muß ich jetzt auch den Job hier mit erledigen).
  • beantworte Mails bezüglich der Planung des Buches (erinnere mich mit Schrecken, daß wir seit zwei Jahren als Zukunftswerkstatt an einem weiteren Buch arbeiten sollten, und ich ja eigentlich ab sofort nur für die Dissertation ackern sollte...!!!)
  • Abendbrot, bügeln, längeres Telefonat mit Carmen R.
  • 30 Mails stecken noch unbearbeitet im Kasten, obwohl ich schon wieder die nächsten hole...(und die Hälfte der eingegangenen mangels Wichtigkeit schon gelöscht ist).
  • schließe Planungsarbeit an Artikeln für heute ab...
  • Countertest (über Weihnachten wurde etwas weniger gesurft), hole 14 Mails (sind auch nur ca. 3/4 der sonstigen täglichen Menge), schicke 12 raus.
  • bastle an einigen Webdateien (Gästebuch bis Ende 1999 aus Archiv)
  • FTP

04.01.00

Ersatz-Tagebuch-Kurzeintrag:

  • überarbeite Konzept für SO-Artikel (es gibt inhaltlich eine Synergie zum Zukunftswerkstatt-Buch)
  • lese Materialien dazu, konspektiere sie und ordne jeweilige Inhalte beiden Artikeln, an denen ich (mit)arbeite, zu
  • Arbeitsgespräch mit H.: fachliche Einführung, Plasmaphysik, Ionenstrahltechnik...
  • Stadt mit Tanja, "Rundgang" mit Besorgungen - u.a. einen neuen Tagebuchkalender...
    bestelle 6 Bücher (aus Solidarität im Antiquariat und nicht im Internet), von denen ich nicht weiß, wann ich sie lesen soll...
  • tippe Krams für Job
  • Abendbrot usw.
  • arbeite weiter an Materialien für Selbstorganisations-Artikel
  • überlese schnell noch einen Haufen Mails; ich werde mir nun doch angewöhnen müssen, viele fast ungelesen zu löschen....(jemand erzählte mir, daß er sowieso nur ca. 1/4 seiner Mails überhaupt anschaue... aber das will ich den Leuten nicht antun, die mir schreiben - bei Mailinglists schaue ich noch wenigstens mal kurz rein, drucke es notfalls aus und lege es ins Archiv, ohne mich noch lange damit zu beschäftigen...).

13.01.00

Inzwischen versuche ich, mit der neuen Situation (Job, zu viele Projekte gleichzeitig) fertig zu werden. Eigentlich ist das ein Super-Leben. Ich mache fast nur Dinge, die mich interessieren und erstmalig habe ich einen Job, bei dem ich mir die (wenige) Zeit selbst einteilen kann, sogar ausschlafen ist drin. Und interessant kann ich mir die Job-Arbeit auch meistens machen. Die Plasma- und Ionenstrahlphysik, um die es geht, ist fachlich recht interessant. Ich schaue mir dazu u.a. meine alten Studienunterlagen durch - aber hier bestätigt sich, daß die Sachen von damals, so wie sie dastehen, eh nicht sehr nützlich sind, das Wichtigste aus dem Studium ist die Denkweise, die man mitbekommen hat. Gut ist außerdem, daß ich die Job-Anteile, die Fusselkram sind (Zeichnungen mit AutoSketch anfertigen), durchaus spätabends oder nachts machen, wenn das Nachdenken nicht mehr so funktioniert und mir die guten Tagesstunden für die wichtigeren Sachen reservieren.

Ich habe mir für die nächsten zwei bis drei Wochen vorgenommen, täglich 3-4 Stunden Job zu machen (mehr Arbeitszeit wird’s, wenn die erwarteten Forschungsfördermittel für ein Projekt kommen), dazu 3 Stunden Arbeit am Dissertationsthema und 3 Stunden für die geplanten Veröffentlichung(en). In den letzten Tagen habe ich das nie ganz geschafft, aber als Orientierung ist das schon recht gut.

Seit gestern ist Tanja krank, sie hat wohl auch die grassierende schwerere Grippe erwischt. Die Nacht war deshalb etwas kurz und auch jetzt habe ich einen Teil meiner Aufmerksamkeit eigentlich im Nachbarzimmer, wo sie versucht, zu schlafen.

Zu den 9 verplanten Stunden kommt dann noch aller anderer Haushaltkram, was andres lesen, und auch die e-Mails. Ich hab schon beim letzten "Batzen" gemerkt, daß ichs doch nicht übers Herz bekomme, was zu löschen. Aber ich ziehe die Zeiträume in die Länge: Hole und schicke nur aller 3 bis 4 Tage Mails (solange nichts akut Wichtiges täglich hin und her muß). Dadurch reduziert sich die Gesamtmenge doch, weil die Sachen, die in der Kommunikation längere Zeit hin und her gehen, dadurch verlangsamt werden. Was aus Listen kommt, kommt zwar trotzdem, aber hier kann ich dann mehr im Zusammenhang überfliegen (weil schon mehr Mails zu einem Thema da sind) und als "erledigt" löschen.

... gerade kamen zwei Bücher von H.-J. Krahl. Noch habe ich ja weniger finanzielle Probleme beim Buchkaufen, die beiden sind auch dünn genug, um noch Platz zu finden in den Regalen. Aber die Zeit zum Lesen... die würde ich mir gern "dazu kaufen" können...

26.2.2000

"Die Zeiten rasen dahin. Dem Zusammenbruch der sozialistischen Träume entspricht jetzt der rasante Niedergang des westlichen demokratischen Systems. Das ist durchaus gleichzusetzen. Die Frage: Wer tritt in das Vakuum?" (Peymann) - Haider und Co.

28.2.2000

In den letzten Wochen habe ich neben der Arbeit für den Job an zwei Themen gearbeitet: Dissertation (erster Vortrag über physikalische Gesetze steht irgendwann an) und Artikel mit Stefan Mz. für Jörgs Anti-Expo-Buch. Ich habe gemerkt, daß ich mich pro Tag nur auf maximal zwei verschiedene Themen konzentrieren kann, nicht wie geplant auf drei. So habe ich (neben den Jobstunden) immer abwechselnd eine Woche am Diss.-thema gearbeitet, dann eine Woche lang am Artikel. Dadurch hatte ich dann auch immer wieder etwas geistigen Abstand dazwischen, was auch gar nicht so schlecht ist.

Durch die Konzentration darauf, habe ich - neben etwas Zeitungslesen - kaum andere Infos aufgenommen. Auch an Internet und Mails habe ich im Moment kaum Interesse. Ich bin aus einer weiteren Mailinglist rausgegangen und hole auch nur noch maximal zweimal pro Woche die Mails. Das Internet hat in diesen Wochen nach ca. 3 Jahren erstmalig ziemlich an Bedeutung verloren. Für die Sachen, an denen ich inhaltlich im Moment arbeite, brauche ich es nicht (außer als Kommunikationsmittel: Textaustausch über Mail mit Stefan). Die inhaltliche Power steckt doch nach wie vor auf Papier in meinem Stübchen.

Meinen Hauptteil für den Artikel habe ich gestern geschafft. Dadurch kann ich mich endlich auf das wissenschaftliche Thema konzentrieren. Manchmal hab ich zwar fast ein schlechtes Gewissen wegen diesem "Ausstieg aus der Politik", aber was solls. Auch Marx hat mitten im Schreiben am 2. und 3. Kapitalband plötzlich monatelang naturwissenschaftliche Studien betrieben, wohl, um einen neuen allgemeinen Entwicklungs- und Gesetzesbegriff zu bekommen, wie man das heute einschätzt. Genau darauf ziele ich ja auch. Und da es anscheinend heute keinen genialen Marx irgendwo gibt, muß ich es halt wirklich machen....

07.03.2000

Heute morgen gegen 1 Uhr habe ich noch einige Dateien per FTP rübergeschoben (über eine Woche funktionierte das nicht richtig) und habe dabei meine Zugriffszahlenzählerei etwas ausgewertet. Interessant ist die recht ausgeglichene Verteilung der Zugriffe auf meine einzelnen Unterthemen-Seiten.

31.03.00

Ein Vierteljahr ist schon wieder vorüber. Stefan M. und ich haben einen längeren Text zu "Subjektivität, Selbstentfaltung und Selbstorganisation" für ein Anti-Expo-Buch fertig gemacht. Damit ist ein größerer Brocken vom Tisch, obwohl ich mich bereit erklärt habe, diesen Text als Maintainer als Open Theory-Projekt weiter zu begleiten. Ich fürchte den damit verbundenen Aufwand etwas, weil ich mich eigentlich inhaltlich ziemlich überlastet fühle.

Für das Thema "Gesetze in Natur und Kultur" habe ich die erste Runde Literaturstudium mit dem Schwerpunkt "physikalische Gesetze" abgeschlossen, jetzt muß sich das ein wenig sortieren, damit ich dann gezielt weiter lesen und arbeiten kann. Vielleicht hilft es mir, Klarheit über die möglichen Argumentationsstränge zu bekommen, wenn ich beginne, dazu Webseiten zu machen.

Jobmäßig stricke ich Webseiten und beschäftige mich weiter fachlich mit Ionenstrahl- und Plasmaphysik und Technologie, im Moment besonders bezüglich Applikationen. Hoffentlich gibt’s in Zukunft dafür auch richtig Geld.

Ein schönes Zitat hab ich in einer uralten "Deutschen Zeitschrift für Philosophie" noch gefunden, das ich diesem Tagebuch mitgeben möchte:

"Den Unterschied des ...Standpunktes macht es aus, ob man mit Monod von der Biologie oder irgendeiner anderen Disziplin auf den 3°Kelvin Kosmos eines expandierenden Universums starrt [in dem der Mensch nur ein "Zigeuner am Rande des Universums" ist], anstatt auf die Möglichkeiten gesellschaftlicher Entwicklung... hoffnungsvoll zu blicken." (H. Ley: Jaques Monod und die Relevanz von Kategorien, in: DZfPh 6/72, S. 687 [mit Ergänzung von mir]). Der vollständige Satz lautet:

"Den Unterschied des Klassestandpunktes macht es aus, ob man mit Monod von der Biologie oder irgendeiner anderen Disziplin auf den 3°Kelvin Kosmos eines expandierenden Universums starrt, anstatt auf die Möglichkeiten gesellschaftlicher Entwicklung durch die Arbeiterklasse und die bereits vollzogene Einengung des Imperialismus hoffnungsvoll zu blicken."

Was nun? Ist die Hoffnung damit obsolet? Oder finden wir neue?

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